Vor dem Relegations-Hinspiel: Das sind die Schlüsselduelle der Partie
Von Martin Bytomski
Klassenerhalt-Party oder Aufstiegsjubel? Heute Abend (ab 20.30 Uhr) duellieren sich mit Hertha BSC und dem Hamburger SV im Hinspiel der Relegation zwei Traditionsmannschaften. Wir haben uns die Schlüsselduelle genauer angesehen: Wer bekommt es mit wem zu tun? Und wo liegen die Stärken und Schwächen der entscheidenden Kicker?
Boyata vs. Glatzel
Dedryck Boyata ist der Fels in der Brandung in der Berliner Abwehr. Zwar kassierte die Mannschaft von Trainer Felix Magath nach dem Bundesliga-Schlusslicht Greuther Fürth (82 Gegentreffer) die meisten Tore, doch der Kapitän verleiht der fragilen Verteidigung immerhin eine gewisse Stabilität. Im Relegations-Hinspiel wird es darauf ankommen, dass der erfahrene 31-Jährigen Ruhe und Zuversicht auf seine Nebenleute ausstrahlt. Die Qualität besetzt der belgische Nationalspieler allemal.
In Sachen Größe kann Boyata Robert Glatzel aber nicht das Wasser reichen. Der blendend aufgelegte HSV-Angreifer überragt den mit 1,88 Meter auch nicht gerade kleinen Innenverteidiger um stolze fünf Zentimeter. Neben seiner Größe bringt Glatzel auch noch einiges mehr auf den Platz. Offensichtlich ist die Torgefahr: 27 Treffer gelangen dem 28-Jährigen, der in allen 39 Pflichtspielen in der Startelf stand. Doch Glatzel ist nicht nur Vollstrecker: Er kann auch als Wandspieler agieren, Bälle festmachen und auflegen. Das macht ihn zu Hamburgs gefährlichster Waffe im Angriff.
Plattenhardt vs. Jatta
Das Berliner Urgestein Marvin Plattenhardt bekommt es mit HSV-Flitzer Bakery Jatta zu tun. Erfahrung trifft auf Dynamik, Gradlinigkeit auf Kreativität. Zwar büßt Plattenhardt mit 31 Jahren allmählich an Agilität an, doch dank seiner Erfahrung ist der siebenfache Nationalspieler weiterhin ein wichtiger Baustein in der Berliner Abwehrkette. Dazu sind die Freistöße mit seinem starken linken Fuß stets eine Gefahr für das gegnerische Tor.
Das Zeug, jeden Gegenspieler mit seiner bemerkenswerten Geschwindigkeit von bis zu 35 km/h stehen zu lassen, hat Jatta. An guten Tagen ist der 23-Jährige, der bereits seit 2016 für den HSV kickt, kaum zu stoppen. Dazu macht es seine bisweilen unkonventionelle Spielweise den Gegenspielern schwer. Allerdings: Ein Edeltechniker ist Jatta nicht. Nicht selten scheitern seine erfolgsversprechenden Dribblings wegen Unzulänglichkeiten im Umgang mit dem Ball. Auch seine Pässe weisen eine recht große Streuung auf – von genial bis katastrophal.
Tousart vs. Kittel
Weil Santiago Ascacíbar zusammen mit Schiedsrichter Tobias Stieler während des Berliner Spiels bei Borussia Dortmund die Szene rund um das Handspiel von Marvin Plattenhardt an den TV-Monitoren besprechen wollte, sah er Gelb – Stieler war von der Entscheidungshilfe nicht begeistert. Jetzt fehlt mit Ascacíbar der Berliner Anker im Berliner Mittelfeld. Umso wichtiger wird Lucas Tousart. Der Franzose muss jetzt so gut wie möglich die Rolle des aggressiven Leaders übernehmen. Zwar gilt der 25-Jährige auch als stabiler Zweikämpfer, das Temperament von Ascacíbar bringt er aber nicht auf den Platz. Gegen den HSV muss er in vorderster Front seine Mannschaft antreiben und mitreißen.
Und die Hamburger Offensivkreise um Antreiber Sonny Kittel in Schach halten. Der Spielmacher ist der Kreativkopf des HSV, legte in dieser Spielzeit bereits 16 Tore auf. Kittel spielt wohl seine beste Saison für die Norddeutschen. Das will schon etwas heißen, immerhin läuft der frühere Frankfurter bereits seit 2019 für Hamburg auf. Auf seine Ideen wird es ankommen, wenn die Rothosen für Gefahr im Berliner Strafraum sorgen wollen.
Belfodil vs. Schonlau
So etwas wie der einsame Wolf ist Ishak Belfodil im Angriff bei Hertha BSC. Stevan Jovetic fiel zuletzt mit einem Muskelfaserriss aus, Davie Selke machen muskuläre Probleme zu schaffen. Deshalb ist der Algerier aktuell konkurrenzlos und gesetzt. Mit Toren zahlt Belfodil die üppigen Einsatzzeiten aber kaum zurück: Gerade einmal fünf Treffer stehen nach 26 Einätzen auf seinem Konto. Immerhin: Bei der jüngsten 1:2-Niederlage in Dortmund erzielte der 30-Jährige den Berliner Ehrentreffer. Und dass er durchaus weiß, wo das Tor steht, bewies er in der Saison 2018/19, als er für die TSG 1899 Hoffenheim stolze 16 Treffer in 28 Partien erzielte. Sollte er gegen den HSV treffen, werden ihm die Berliner Fans die schwache Saison sicher verzeihen.
Wie Belfodil ist auch HSV-Kapitän Sebastian Schonlau durchaus erfahren. Der 27 Jahre alte Innenverteidiger kam zu Saisonbeginn vom SC Paderborn und war auf Anhieb ein Leistungsträger. Gerade eine Partie verpasste der Rechtsfuß wegen einer Gelb-Rot-Sperre, ansonsten war Schonlau stets von Beginn an auf dem Platz. Der ballsichere Zentrumsspieler ist auch im Spielaufbau eine wichtige Säule von HSV-Trainer Tim Walter. Im Rückwärtsgang dürfte Schonlaus vorrangige Aufgabe sein, Belfodil zu stoppen. Gelingt es ihm, die Verteidigung zusammenzuhalten und das Spiel anzutreiben, könnte er gegen Berlin einer der Schlüsselspieler für den HSV werden.