Reis-Fokus auf "Aggressivität": Warum ignoriert er das größere S04-Problem?

Thomas Reis
Thomas Reis / Christof Koepsel/GettyImages
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Bei der Pressekonferenz vor dem Heimspiel gegen Holstein Kiel sprach Thomas Reis ganze 16 Mal von der notwendigen Aggressivität. Dabei sind es vor allem die spielerischen Mängel, die beim FC Schalke bislang für Probleme sorgen. Warum setzt der Coach diesen Fokus also? Ein Kommentar.

Die Pressekonferenzen mit Thomas Reis sind unterhaltsamer und interessanter als die von vielen seiner direkten Vorgänger. Er spricht eine klare Sprache, erklärt oftmals die ein oder andere getroffene Entscheidung und ist sich auch nicht für Selbstkritik zu schade. Das ist eine wohltuende Veränderung zu den letzten Jahren mit Frank Kramer, Dimitrios Grammozis und Co.

Doch zuletzt wirkte der Trainer des FC Schalke etwas gereizt und stur. Auf die bisherige Kritik am Auftreten der Mannschaft reagierte er zuletzt mit dem Vergleich zum "alten Schalke", wo sehr früh und sehr viel kritisiert wurde, wodurch Unruhe entstand. Am Mittwoch, zwei Tage vor dem wichtigen Heimspiel gegen Holstein Kiel, ging es in diese bislang ungewohnte Richtung weiter.

Aggressivität, Aggressivität und Aggressivität: Reis bestimmt den fragwürdigen Fokus der S04-Kritik

Ganze 16 Mal sprach Reis von der so wichtigen Aggressivität. Das war so deutlich und auffällig, dass die WAZ tatsächlich nachgezählt hatte. Die Worte "aggressiv" oder "Aggressivität" fielen besagte 16 Mal.

Damit hat er einen ganz klaren Fokus gelegt, als es um die bisherigen Leistungen seiner Mannschaft ging. Das ist in negativer Hinsicht bemerkenswert und bereitet sogar etwas Sorgen.

Denn: Das viel größere Thema müssten eigentlich die spielerischen Probleme von Königsblau sein. Ja, bei der 0:1-Niederlage gegen Eintracht Braunschweig fehlte auch die Aggressivität. Da hat er soweit recht. Allerdings zieht es sich - mal wieder - durch die bisherigen vier Pflichtspiele und auch ist.

Thomas Reis
Reis will mit S04 über ein aggressives Auftreten ins Spiel kommen / Christof Koepsel/GettyImages

Reis hatte vor der Saison noch angekündigt, dass man mit dem größeren Anteil an Ballbesitz wird umgehen müssen. Und trotzdem ist genau das die bislang größte Schwäche, die Schalke aufzeigt. Es sind keine Strukturen erkennbar. Weder der Spielaufbau funktioniert, noch ist die Geschwindigkeit und Torgefahr im letzten Drittel vorhanden.

Das ist ein sehr großes Problem, das zuletzt bei vielen Fans und somit völlig zurecht ein Thema der Sorge war. Denn dieses Phänomen könnte sich noch durch einige weitere Spieltage ziehen. Ein positiv-aggressives Auftreten kriegt man einer Mannschaft hingegen schnell wieder eingeimpft. Zumal dieser Aspekt viel eher einer Grundlage im Fußball entspricht, durch die alleine sich keine Mannschaft auszeichnen sollte.

Die Kritik an Reis droht weiter zu wachsen - und das ist schädlich und unnötig

Deshalb bereitet es durchaus Sorgen, dass Reis diese vermeintlich fehlende Aggressivität so dermaßen in den Fokus stellt, über die spielerischen Probleme aber vergleichsweise wenige Worte verliert. Selbst das vorzeitige Setzen auf die Ergebnisse, das der Coach in der letzten Woche thematisierte, wird so nicht aufgehen.

Stattdessen wird die Kritik an einem Trainer anwachsen, der eigentlich sehr gut zu Königsblau zu passen scheint - und das auf eine absolut unnötige Art und Weise. Reis scheint nur ein, zwei Umstellungen davon entfernt zu sein, die trotz der weiteren Baustellen im Kader zweifelsfrei vorhandene Qualität von der Leine zu lassen. Und doch redete er vor dem Kiel-Spiel nahezu ausschließlich von einer eigentlich völlig normalen Grundlage.


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