Real vs. Liverpool: Der Head-to-Head-Rekord im direkten Vergleich
Von Guido Müller
Zusammen haben Real Madrid und der FC Liverpool 19 Champions-League-Trophäen in ihren Vereinsmuseen stehen. Doch im direkten Duell sind diese beiden Giganten des europäischen Vereinsfußballs nur selten aufeinandergeprallt. Eine kleine Chronik.
Als Real Madrid ab Mitte der Fünfzigerjahre und bis in die Sechzigerjahre hinein den europäischen Fußball dominierte, war der FC Liverpool - im internationalen Vergleich - noch ein recht matt scheinendes Licht.
In dieser Zeit waren selbst auf der Insel Klubs wie Manchester United, Tottenham Hotspur oder gar die Wolves vor den Reds angesiedelt. Das sollte sich aber bald ändern.
Ob Zufall oder nicht: ab etwa Mitte der Sechzigerjahre - also um den sechsten und für lange Zeit letzten Europapokal-Triumph der Madrilenen (1966) herum - begann in Liverpool eine neue Zeitrechnung.
Bill Shankly, der die Mannschaft Ende der Fünfzigerjahre übernommen hatte, leistete wertvolle Aufbauarbeit - und Bob Paisley, sein Nachfolger, nutzte dieses Fundament, um endlich auch ein in Europa erfolgreiches Team zu formen.
Erstes Aufeinandertreffen: Finale 1981 in Paris
Nach den ersten beiden großen Erfolgen im Europapokal der Landesmeister (1977 und 1978) qualifizierte sich der FC Liverpool auch im Mai 1981 für das Finale. Gegner: Real Madrid, das im Vorjahr noch im Halbfinale am Hamburger SV (2:0, 1:5) gescheitert war.
In einem höhepunktarmen Endspiel im Pariser Prinzenpark behielten die Reds am Ende mit 1:0 (Tor von Alan Kennedy) die Oberhand - und fuhren den dritten Erfolg binnen fünf Jahren ein. Keiner hätte sich an jenem Abend vorstellen können, dass es annähernd 28 Jahre dauern würde, bis beide Klubs wieder aufeinander trafen.
2009: Boludas "Eigentor"
Erst im Februar 2009 gab es wieder eine Paarung Real Madrid vs. FC Liverpool. Diesmal im Achtelfinale, in dem die Königlichen in den vier Jahren zuvor jeweils ausgeschieden waren.
Umso bemerkenswerter waren im Vorfeld der Partie die vollmundigen Ankündigungen des erst wenige Wochen zuvor zum Präsidenten ernannten Vicente Boluda, der die Nachfolge des zurückgetretenen Ramón Calderón angetreten hatte.
Den fleißig mitschreibenden Journalisten in Madrid diktierte eben dieser Boluda nur wenige Tage vor dem Hinspiel in die Notizblöcke: "Ich erwarte ein großes Spiel. Hier gewinnen wir mit 3:0, und an der Anfield Road werden wir ebenfalls siegen und mit 2:1 vom Platz gehen. Dort werden sie öffnen müssen, und wir werden sie nassmachen."
Nun, mit dem prophezeiten Doppel-Erfolg hatte Boluda sogar recht. Aber anders, als von ihm vorhergesehen. Denn wenn in dieser Paarung ein Team das andere nass gemacht hat, war es der FC Liverpool.
Die Reds gewannen bereits das Hinspiel im Bernabéu-Stadion mit 1:0 - und machten die Königlichen im Rückspiel geradezu lächerlich. Mit 4:0 schossen sie den berühmten Rivalen aus ihrem Stadion - und Boluda musste sich bis zum Ende seiner (freilich kurzen) Amtszeit Vorwürfe der Überheblichkeit und Unkenntnis der Materie über sich ergehen lassen.
Etwas mehr als fünf Jahre später trafen sich beide Klubs erneut -diesmal jedoch "nur" während der Gruppenphase. Real nahm "kleine Revanche" für die Abreibung ein halbes Jahrzehnt zuvor und setzte sich beide Male durch: 1:0 in Liverpool, 3:0 in Madrid.
2018: Das Finale von Kiew
Vor drei Jahren fand dann in Kiew der bis heute letzte Vergleich zwischen beiden Teams statt. Es war ein Finale, über das man ein eigenes Buch schreiben könnte.
Stenoartig zusammengefasst: Salahs Ringkampf mit Sergio Ramos, der mit des Ägypters früher Auswechslung (für ihn kam in der 31. Minute Lallana) endete, das Slapstick-Tor des Karim Benzema (der von Liverpool-Keeper Karius wie beim Brennball angeworfen wurde), die kurze Liverpooler Hoffnung nach Manés Ausgleich - und Bales sagenhafter Fallrückzieher drei Minuten nach seiner Einwechslung.
Historische Dimensionen gewann das Spiel (das am Ende durch einen weiteren Karius-Fehler 3:1 für Real endete) auch durch den Umstand, dass es Zidanes dritter Champions-League-Erfolg in Serie war. Und dadurch, dass es das letzte Pflichtspiel des Cristiano Ronaldo für die Blancos war. Und auch dadurch, dass Real seitdem nicht mehr über das Viertelfinale hinaus gekommen ist.
Der FC Liverpool wiederum entschädigte sich für den Finalfrust von 2018 bereits im Folgejahr mit dem Sieg (2:0) im rein englischen Finale von Madrid (!) gegen Tottenham Hotspur.