Real Madrid und Zinédine Zidane: Zwischen Meisterhoffnungen und Abschiedstränen!

Kann immer noch den Meistertitel verteidigen: Zinédine Zidane
Kann immer noch den Meistertitel verteidigen: Zinédine Zidane / Quality Sport Images/Getty Images
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Mit dem hart umkämpften aber nicht unverdienten 1:0-Sieg bei Athletic Bilbao, dem 17. ungeschlagenen Liga-Spiel in Folge (!), hat Real Madrid seine Titelhoffnungen bis in den kommenden letzten Spieltag retten können. Nach dem Schlusspfiff dementierte Zinédine Zidane sehr kategorisch, sich bereits von seinen Spielern verabschiedet zu haben.


Und tatsächlich ist man geneigt, dem Franzosen zu glauben. Der stellte jedenfalls nach den dramatischen neunzig Minuten (in Bilbao und in Madrid, beim Duell des Tabellenführers Atlético) des vorletzten Spieltages klar, nichts von dem getan zu haben, was die spanische Presse in den Tagen vor dem Spiel bei den "Löwen" unters Volk gemischt hatte.

Mehrere Gazetten hatten übereinstimmend berichtet, dass Zizou seinen Spielern bereits eröffnet hätte, den Klub nach Ablauf der Saison definitiv zu verlassen. Das allein hätte schon hellhörig machen müssen: ausgerechnet vor den beiden "Finals" um die spanische Meisterschaft soll der Trainer für kontraproduktive Ablenkung bei seinen Schützlingen gesorgt haben?

"So etwas würde ich meinen Spielern nie sagen!"

Die Reaktion Zidanes, angesprochen auf diese Gerüchte, sprach jedenfalls Bände: "Wie könnte ich das meinen Spielern sagen, jetzt, wo wir gerade um die Meisterschaft kämpfen? Das ist eine Lüge. Ich konzentriere mich auf diese Saison, und mir ist nur dieses Saisonende wichtig. Außerhalb der Kabine kann meinetwegen erzählt werden, was will, aber so etwas würde ich meinen Spielern nie sagen."

Über seine über den Juni hinausgehenden Pläne ließ sich Zidane dann nur noch den für solche Fälle standardisierten Spruch entlocken, "am Ende der Saison sehen" zu wollen, "was danach passiert" (Quelle: as.com). Tatsächlich wäre der derzeitige Moment wohl der denkbar falscheste, um Klarheit bezüglich seiner Zukunft zu schaffen.

Denn noch liegt die Verteidigung des Meistertitels für die Königlichen im Bereich des Möglichen. Zwischenzeitlich sah es am frühen Sonntagabend sogar danach aus, dass die Blancos am kommenden und letzten Spieltag im Driver Seat sitzen würden.

Mit Nachos Führungstor zum 1:0 in San Mamés wurde der Druck auf Tabellenführer Atlético jedenfalls immens groß. De facto waren die Rojiblancos zwischen der 68. Minute und der 88. Minute nur noch Zweiter. Doch dann kam zuerst Lodi - ausgerechnet Lodi - und traf zum 1:1. Was immer noch zu wenig gewesen wäre.

Luis Suarez
Kollektives Ausrasten nach Suarez´Siegtor. Sowohl innerhalb... / Denis Doyle/Getty Images

Und sechs weitere Zeigerumdrehungen später bestätigte Luis Suárez seine Verpflichtung als eine der smartesten Personalentscheidungen der colchoneros der letzten Jahre. Als Torjäger war er dann da, als er am meisten gebraucht wurde. Sein Tor zum 2:1 könnte im Nachgang als einer der wichtigsten Treffer der jüngeren Vereinsgeschichte in die Annalen des Klubs eingehen.

Atletico de Madrid v C.A. Osasuna - La Liga Santander
...als auch außerhalb des Stadions / Gonzalo Arroyo Moreno/Getty Images

Indes dürften die Spekulationen um Zidanes Nachfolge (ein Verbleib erscheint aus mehreren Gründen nicht wahrscheinlich) auch in dieser Woche anhalten. Denn dass Zidane den Klub verlassen wird, hat er ja nicht dementiert.

Hier schälen sich bislang zwei sehr unterschiedliche Szenarien heraus: Variante 1 wäre die Verpflichtung eines Trainers, der bereits auf vergleichbar hohem Level erfolgreiche Arbeit geleistet hat. Diesbezüglich fällt immer wieder der Name von Massimiliano Allegri.

Massimiliano Allegri
Einer der Kandidaten auf Zidanes Nachfolge: Massimiliano Allegri / Tullio M. Puglia/Getty Images

Sechs Scudetti (eine mit der AC Mailand, fünf mit Juventus), vier Pokalsiege sowie zwei Champions-League-Finalteilnahmen mit der Alten Dame (2015 und 2017) schmücken die Erfolgsbilanz des 54-jährigen Italieners.

Variante 2 wäre ein Experiment. Raúl González Blanco, aktueller Trainer der Zweitmannschaft vom FC Real Castilla, wäre für viele Real-Anhänger die Traumkonstellation. Als Spieler selbst eine absolute Klub-Legende, hat sich Raúl in der dritten spanischen Liga auch als Übungsleiter einen Namen gemacht. Daran ändert auch das vorzeitige Ausscheiden seines Teams in den Play-Offs zum Zweitliga-Aufstieg (gegen Ibiza) nichts.

Raul Gonzalez
Wird er von der Zweiten zu den Profis befördert? Raúl González Blanco / Angel Martinez/Getty Images

Doch bevor die Frage nach seinem Nachfolger beantwortet wird, kann der Noch-Trainer Zidane am kommenden Sonntag seine dritte Meisterschaft für die Blancos einfahren (wenn Atlético doch noch ins Straucheln kommt). Es wäre sein insgesamt zwölfter Titel als Cheftrainer von Real Madrid. Und allem Anschein nach sein (vorerst) letzter.