Hazard denkt nicht an Weggang von Real: "Will es mir in Madrid selber beweisen!"
Von Guido Müller
Kein Luis Figo, kein Zinédine Zidane, kein Cristiano Ronaldo und kein Gareth Bale - tatsächlich war kein Spieler in der bald 120-jährigen Geschichte von Real Madrid teurer als Eden Hazard. Doch die bisherigen zwei Jahre des Belgiers als Königlicher können nur als eine riesengroße Enttäuschung angesehen werden. Nichtsdestotrotz zeigt sich der 30-Jährige weiterhin kämpferisch - und will in seinem dritten Jahr bei Real endlich zeigen, warum der Klub für ihn soviel Geld ausgab wie niemals zuvor.
Chelsea holt den Henkelpott - und zwar ohne Hazard!
Am Samstag muss es Eden Hazard wie eine Ironie der Geschichte vorgekommen sein, als er die Spieler des FC Chelsea jubelnd über den Rasen des Stadio do Dragoes zu Porto tollen sah. Ausgerechnet der Klub, den er im Sommer 2019 auf der Suche nach den ganz großen Titeln Richtung Madrid verließ, hat sich zwei Jahre nach seinem Abschied zum König von Europa proklamiert.
Und tatsächlich schien es in jenem Sommer vor zwei Jahren eine unwiderstehliche Mischung zu sein, die Florentino Pérez kraft seines Geldmuskels da zusammengebracht hatte: auf der einen Seite der seinen eigenen Angaben nach "größte Klub der Welt", der ein Jahr zuvor den Champions-League-Hattrick, mit drei Triumphen in Folge (2016, 2017 und 2018), unter Dach und Fach gebracht hatte; auf der anderen Seite der damals wohl begehrteste offensive Mittelfeldspieler der Welt.
Der sich wiederum wahrhaftig "königlich" von den Blues verabschiedet hatte. Mit zwei Toren und einer Vorlage hatte Hazard nämlich nur wenige Wochen vor seinem Rekordtransfer nach Madrid die Blues zum Europa-League-Sieger gemacht. Der 4:1-Sieg gegen die Gunners im Olympiastadion von Baku trug jedenfalls nur eine Handschrift: die von Eden Hazard.
Und in Madrid rieben sie sich die Hände. Der legitime Nachfolger von Cristiano Ronaldo schien gefunden, und das Loch, das der Portugiese durch seinen Wechsel im Sommer 2018 gerissen hatte, gestopft. Wer sollte dieses Real Madrid schlagen?
Klarer Fall von "denkste". Oder: erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. Die Frage nach dem "wer" könnte man salopp beantworten: niemand. Eher hätte es heißen müssen: was? Und hinter diesem Fragewort verbarg sich, leider nicht lange, das von allen Fußballern gefürchtete Verletzungspech.
26 Pflichtspiele verpasste der Superstar in seiner ersten Saison, deren 33 in der jüngst abgelaufenen aufgrund unterschiedlichster Malaisen. Von Oberschenkelproblemen über Knöchelverletzungen bis zu Fisuren und Haarrissen war eigentlich alles dabei. Ach ja, Covid-19 kam im Corona-Jahr 2020 noch hinzu.
Doch alles auf das unbarmherzige Schicksal, losgelöst von menschlichen Faktoren, zu schieben, würde der Sachlage nicht gerecht. Denn auch für seine Fitness und Widerstandsfähigheit trägt ein Profi, zumal ein so fürstlich entlohnter wie Hazard, ein Höchstmaß an Eigenverantwortung.
Mit Übergewicht ins Abenteuer Real Madrid gestartet
Und mit der schien es schon im Sommer 2019, gerade frisch in der spanischen Hauptstadt angekommen, nicht allzu weit bestellt zu sein. Denn selbst nicht fußball-affine Beobachter mussten zu der Erkenntnis gelangen, dass zwischen dem Hazard aus dem Mai 2019 und dem aus dem Juli des gleichen Jahres "gewichtige" Unterschiede bestanden.
Mit ein paar Kilogramm zu viel auf den Hüften startete Hazard in seinen ganz persönlichen "weißen Traum". Es sollte ein Albtraum werden, der bis heute anhält. Denn in den den Verletzungspausen zwischengeschalteten Akten der Anwesenheit konnte der Belgier meistens keine Beweise seiner Klasse liefern. Tatsächlich kann sich eigentlich niemand an ein rundherum gelungenes Spiel Hazards im Real-Trikot erinnern.
Vielleicht auch deshalb, im Bewusstsein der eigenen Fehler, gibt sich Hazard, der aktuell inmitten der Vorbereitungen der Roten Teufel auf die EURO2020 weilt, weiterhin kämpferisch, was seine Zukunft am Bernabéu-Stadion betrifft.
Hazard will im dritten Anlauf bei Real durchstarten
Auf einer Pressekonferenz am Montag ließ es der Belgier jedenfalls nicht an (verbaler) Entschlossenheit fehlen: "Ich habe einen Dreijahres-Vertrag bei Real. In die Premier League zurückzukehren steht außer Frage." (via dailymail.co.uk)
Und einmal in Schwung gekommen, legte Hazard gleich noch einen drauf: "Jeder weiß, dass meine ersten beiden Jahre in Madrid nicht gut waren. Deshalb will ich es vor allem mir selber beweisen."
Verkauf Hazards in diesem Sommer erscheint unwahrscheinlich
Die Frage ist, ob man ihn denn auch lässt. In die Karten spielt dem Spieler sicherlich die globale Rezession im Fußball-Sport, der durch die Corona-Krise einen gewaltigen Schuss vor dem Bug erhalten hat. Es sind gerade nicht die besten Zeiten, um Transfers in dreistelliger Millionenhöhe zu realisieren.
Das weiß auch Florentino Pérez, der nichts mehr hasst, als bei Spielern falsch zu liegen. Ein Verkauf des Belgiers weit unter dem Einkaufswert würde aber genau das bestätigen. Auch der Spieler verschwendet an das Szenario eines vorzeitigen Abschieds aus Spanien keinen Gedanken: "Momentan sehe ich nicht, aufgrund der Vertragssituation, dass ich Madrid verlasse."
Eine Situation, zu der er ja maßgeblich beigetragen hat. Denn wer würde momentan auch nur ansatzweise den Betrag für ihn berappen, den die Madrilenen im Sommer 2019 für ihn bezahlten?
Und so wird Hazard mit ziemlicher Sicherheit in sein drittes Vertragsjahr (von insgesamt fünf) gehen. Und der Klub und dessen Präsident hoffen, dass die historische Rekord-Investition endlich Rendite abwirft.