Werner-Rückkehr nach Leipzig ein heißes Thema: Die Pro- und Kontra-Punkte eines Deals
Von Dominik Hager
RB Leipzig steht möglicherweise vor einer Rückhol-Aktion von Timo Werner. "Timo Werner ist für uns ein besonderer Spieler. Wir finden ihn natürlich spannend, er ist unheimlich schnell und ein deutscher Nationalspieler", bestätigte Leipzigs Technischer Direktor Christopher Vivell bei Sky das Interesse. Man sei allerdings noch nicht §nahe an einem Deal." Zur Debatte steht sowohl eine Leihe, als auch ein Kauf, wobei Leipzig wohl eine Leihe und Chelsea einen Verkauf vorzieht. Doch würde eine Werner-Rückkehr für Leipzig überhaupt Sinn ergeben?
Pro: Darum würde eine Werner-Rückkehr Sinn ergeben
1. Werner erlebte in Leipzig beste Karrierezeit
Seine bislang stärksten Leistungen zeigte Timo Werner definitiv in Leipzig. In 158 Spielen hat der Angreifer ganz starke 93 Tore erzielt und 40 Vorlagen gegeben. In London steht der Nationalspieler hingegen bei 103 Spielen, in denen er nur 14 Tore erzielte und elf Vorlagen gab. Werner passt perfekt zu den Leipzigern, bzw. hat zumindest perfekt zum typischen RB-Fußball gepasst, der auf Schnelligkeit und Konterstärke beruht. Der 26-Jährige kennt den Klub und das Umfeld und hätte es sicherlich leichter, seine Leistung zu bringen, als im Haifischbecken FC Chelsea. Der Stürmer würde Unterstützung und Vertrauen genießen, das er für seine besten Leistungen schlichtweg benötigt.
2. Werner brennt vor Tatendrang
Während andere Spieler wie Julian Draxler ihr Bankdasein mehr oder weniger akzeptieren, hat ein Timo Werner das klare Ziel zu spielen. Der Angreifer weiß, dass er nur mit ausreichend Spielpraxis die Chance hat, als Stammspieler zur WM zu fahren. Man darf davon ausgehen, dass für den Chelsea-Star in diesem Jahr nichts wichtiger ist, als sich in Bezug auf die WM in Szene zu setzen. Werner wird im Verein also absolut darauf brennen, sich anzubieten und seine Qualitäten zur Schau zu stellen. Dieser Ehrgeiz macht ihn sicherlich einige Prozentpunkte besser und gefährlicher. Außerdem ist Werner sicherlich heiß darauf, es seinen Kritikern und auch dem FC Chelsea zu zeigen, dass er mehr kann, als er zuletzt zeigen konnte. Die Tatsache, dass er auch Bock auf Leipzig zu haben scheint, kommt gewinnbringend dazu.
3. Werner bringt Tempo ins Spiel
RB Leipzig hat zwar eine großartige Offensive mit technisch beschlagenen und torgefährlichen Leuten wie Nkunku, Olmo, Szoboszlai, Forsberg und Silva, jedoch keinen Super-Sprinter zur Hand. Werner würde Tempo auf den Flügel und ins Sturmzentrum bringen, was den Leipzigern zu mehr Konterstärke verhelfen würde und den Stil unberechenbarer macht. Dies kann insbesondere in den großen Matches helfen, in denen auch mal Räume für Konter da sein werden. Eines ist sowieso klar: Schnelligkeit ist im modernen Fußball unglaublich wichtig.
4. Mehr Flexibilität mit Timo Werner
Dezeit agiert RB Leipzig eigentlich immer im 3-4-3-System. Ein Timo Werner passt zwar in diese Formation grundsätzlich herein, würde aber auch noch andere taktische Varianten zulassen. Eine Möglichkeit wäre zum Beispiel eine Doppelspitze. Für Werner ist es ideal, wenn er im Zwei-Mann-Sturm den Part als hängende Spitze übernimmt und einen ballsicheren und großen Stürmer an seiner Seite hat. Der ideale Partner war hierbei früher immer Yussuf Poulsen. Der Däne macht zwar selbst nicht so viele Tore, ist aber einer, der Bälle festmachen, halten und weiterleiten kann. Die Kombination Werner & Poulsen wäre sicherlich noch immer brandgefährlich. Auch eine Doppelspitze mit André Silva und Timo Werner wäre absolut denkbar.
Kontra: Darum würde eine Werner-Rückkehr keinen Sinn ergeben
5. Leipzig-Offensive ohnehin schon überbesetzt
RB Leipzig hat mit Poulsen, Silva, Nkunku, Forsberg, Sörloth, Szoboszlai und Olmo ohnehin schon sieben ambitionierte Offensivspieler. Der Kampf um die Plätze ist also schon heiß genug. Erschwerend hinzu kommt die Tatsache, dass es im Tedesco-System eigentlich nur drei freie Plätze für die Offensivspieler gibt. Ein André Silva und Dani Olmo saßen im Supercup beispielsweise nur auf der Bank. RB Leipzig hat zahlreiche Alternativen in der Offensive und kann (auch ohne Werner) zu jeder Zeit vielversprechende Joker von der Bank bringen. Mit Werner im Team würde es Spiel für Spiel ein unzufriedenes Gesicht mehr geben.
6. Achtung vor Rückkauf-Aktionen
Immer wieder haben sich Klubs dafür entschieden, nach einigen Jahren wieder auf altbekanntes Personal zu setzen, jedoch ging dies nur selten wirklich gut. Denken wir an Rückkehrer wie Götze, Hleb, Douglas Costa, Sahin und Co. Der Fußball steht zu keiner Zeit still und niemand hat eine Garantie dafür, dass der Spieler, der einst erfolgreich war, dies auch Jahre später noch sein kann. Insbesondere bei Werner sind definitiv Zweifel angebracht. RB Leipzig war vor zwei, drei Jahren noch viel mehr eine Kontermannschaft, die auf schnelles Umschaltspiel gesetzt hat. Inzwischen baut man aber dank der technisch starken Offensivspieler wie Olmo und Nkunku aber auch immer mehr auf Ballbesitzfußball. Dieser liegt dem technisch nicht gerade überragenden Werner aber nicht sonderlich gut, weshalb er sogar ein Bremsklotz sein könnte. Nach der Verpflichtung von Raum wird zudem vermehrt auf Flanken gesetzt werden. In der Kategorie Flankenverwertung sind jedoch Stürmer wie Silva und Poulsen klar besser als Werner.
7. Werner kostet viel Gehalt
Bei Leipzig verdient man als Top-Spieler relativ wenig Gehalt. Laut übereinstimmenden Quellen kommen die bestbezahltesten Kicker gerade mal auf ca. fünf Millionen Euro, was im Vergleich zu den Chelsea-Gehältern natürlich ein Witz ist. Werner soll bei den Blues 18 Millionen Euro jährlich einnehmen. Zwar wäre der Angreifer zu einem Gehaltsverzicht bereit, jedoch dürfte es sich trotzdem noch um Summen handeln, die fernab der anderen Spieler-Gehältern liegen. Dies könnte sich negativ auf den Mannschaftsgeist auswirken. Zudem ist das Paket aus Ablöse und Gehalt so, dass eine längerfristige Zusammenarbeit kaum möglich erscheint - es sei denn, Nkunku würde im kommenden Jahr zu Geld gemacht.
8. Werner fehlt es an Rhythmus und Selbstvertrauen
Wie soeben erwähnt, ist ein dauerhafter Werner-Wechsel wohl schwer zu realisieren. Das Rückkehr-Projekt Werner zu RB Leipzig könnte jedoch ein wenig Anlaufzeit benötigen. Der Stürmer ist nicht im Spielrhythmus und hat durch seine zwei schwierigen Jahren an Selbstvertrauen eingebüßt. In Leipzig müsste man Werner also erst einmal dazu bringen, dass er seine Unbekümmertheit von damals wiederentdeckt, die seine technischen Mängel und seine wechselhafte Abschluss-Qualität einst überdecken konnte. Wenn es blöd läuft, können die Leipziger Werner zwar wieder aufbauen, müssen ihn genau dann aber auch wieder abgeben.