Verspäteter Werner-Ersatz zündet noch nicht: Rätselraten um André Silva

Fragezeichen um André Silva: Beim Torjäger läuft es noch nicht
Fragezeichen um André Silva: Beim Torjäger läuft es noch nicht / Matthias Hangst/Getty Images
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Im Vorjahr lief bei RB Leipzig eigentlich fast alles rund. Das "fast" muss nur in den Satz mit einfließen, weil der Klub keinen verlässlichen Torjäger in seinen Reihen hatte. Im Sommer schien der Klub mit André Silva endlich einen Top-Nachfolger für Timo Werner gefunden haben. Beim Portugiesen will es bislang aber einfach nicht laufen.


Im Schatten von Superstar Robert Lewandowski erzielte André Silva in der Vorsaison 28 Bundesliga-Tore für Eintracht Frankfurt. Damit übertrumpfte er sogar Erling Haaland um einen Treffer. Der Portugiese präsentierte sich zielstrebig, technisch stark und eiskalt mit den Füßen und dem Kopf. Die 23 Millionen Euro, die Leipzig im Sommer für den kompletten Angreifer investierte, versprachen eigentlich einen echten Top-Deal.

Hiervon kann Stand heute aber nicht die Rede sein. Der 25-Jährige spielt eine bislang recht dürftige Runde. Lediglich gegen den VfB Stuttgart überzeugte Silva mit einem Tor und einer Vorlage. Sonst steht für den 25-Jährigen lediglich eine weitere Vorlage im Pokal zu Buche.

In den letzten Wochen wirkte Silva weitgehend wie ein Fremdkörper. Folgerichtig wurde er von Trainer Jesse Marsch gegen die Bayern und Köln vorzeitig vom Feld geholt.

Statistiken belegen: Silva schwächelt im Vergleich zum Vorjahr erheblich

Im Vergleich zum Vorjahr sind fast alle Werte des Angreifers in den Keller gegangen. Während er 2020/21 noch 42 Prozent seiner Zweikämpfe und 44 Prozent seiner Luftzweikämpfe gewann, sind es laut ligainsider.de in diesem Jahr nur noch 33 bzw. 26 Prozent. Silva leistete sich zudem mehr Fehlpässe (32 statt 27 Prozent) und mehr Ballverluste (2,99 statt 2,57 pro 90 Minuten).

Am eklatantesten ist aber wohl, dass Silva kaum in Abschlusspositionen kommt. Bei der Eintracht gelangen dem Angreifer im Schnitt 2,57 Schüsse aufs Tor, was ligaweit Rang zwei bedeutete. In Leipzig beträgt der Wert 0,69, was ihn lediglich auf Rang 96 bringt. An der Schussgenauigkeit (prozentuale Anzahl der Schüsse aufs Tor) liegt dies nur begrenzt, wenngleich diese auch von 71 Prozent auf 60 Prozent sank.

Silva fehlt derzeit noch das Verständnis für das Leipziger Spiel, was vermutlich genauso auch andersherum gilt. Dem Portugiesen fehlen nicht nur die Abschlüsse, sondern auch die Vorlagen. Wohingegen er im Vorjahr noch 0,93 Torschussvorlagen pro Spiel gab, sind es nun nur noch die Hälfte (0,46).

Nach Abgängen von Upamecano und Sabitzer: Bei Leipzig läuft es noch nicht

Marcel Sabitzer, Dayot Upamecano
Die Abgänge von Upamecano und Sabitzer haben RB geschwächt / Boris Streubel/Getty Images

Erstaunlich ist all das schon, wenn man bedenkt, dass sich die Rolle von Silva in Leipzig gar nicht so sehr von der in Frankfurt unterscheidet. Natürlich fehlt dem Mittelstürmer Filip Kostic, von dem er mit traumhaften Flanken bedient wurde. Diesen Job erfüllt der schwächelnde Angeliño derzeit eher schlecht als recht.

Nach den Abgängen von Upamecano und Sabitzer fehlt es den Leipzigern auch an Struktur im Spielaufbau. Die Offensivkräfte leiden hierunter besonders, weil die Angriffe einfach nicht auf dem Niveau der Vorsaison eingeleitet werden. Hier gilt es, auf den Faktor Zeit zu bauen. Dass Leipzig dauerhaft auf dem zwölften Rang oder überhaupt in der unteren Tabellenhälfte verweilt, kann eigentlich ausgeschlossen werden.

Grundsätzlich hat André Silva alle Chancen, um beim amtierenden Vize-Meister Erfolg zu haben. Vorlagengeber wie Dani Olmo, Christopher Nkunku, Dominik Szoboszlai oder Emil Forsberg kann sich so manch ein Angreifer nur erträumen. Allerdings hat Olmo noch die Belastung von zwei Sommer-Turnieren in den Knochen, während Szoboszlai nach seiner langen Verletzungspause noch nicht voll im Rhythmus ist. Die RB-Offensive wird sicherlich in den kommenden Wochen zulegen, wovon letztlich auch Silva profitiert.

Es gilt aber auch zu bedenken, dass die Erwartungshaltung an den Angreifer vielleicht etwas übertrieben war bzw. ist. Selbst wenn Silva in der vergangenen Saison 28 Buden gemacht hat, muss das noch lange nicht immer so verlaufen. Die Karriere des Spielers war bislang von Höhen und Tiefen geprägt. Das darf man bei all den Torerfolgen aus der Vorsaison nicht vergessen.