Ralf Rangnick und Eintracht Frankfurt: Die perfekte Kombination
Von Jan Kupitz
Eintracht Frankfurt steht sechs Spieltage vor Schluss vor dem erstmaligen Einzug in die Champions League - und dennoch drohen die Adler im Sommer auseinanderzubrechen. Bruno Hübner wird als Sportdirektor aufhören, Sportvorstand Fredi Bobic zieht es zu Hertha BSC. Und zu guter Letzt wird nun auch noch Erfolgscoach Adi Hütter trotz Treuebekenntnis (voraussichtlich) nach Borussia Mönchengladbach wechseln. Wie sollen die Hessen diese ganzen Abgänge kompensieren?
Im Grunde wäre die Lösung gar nicht so kompliziert. Es sind nur zwei Wörter, ein Name: Ralf Rangnick.
Zugegeben, eine Personalie, die in Fußball-Deutschland nicht überall auf Anerkennung stößt und gerade bei der traditionsbewussten Eintracht zunächst Kontroversen auslösen könnte. Wenn man an Rangnick denkt, denkt man unweigerlich auch an Red Bull - ein Konzern, der den hartgesottenen Frankfurt-Anhängern ein großer Dorn im Auge ist. Wenn es Proteste gegen den Getränkekonzern und seine Fußballklubs gibt, gehört die Anhängerschaft der SGE hierzulande zu den lautesten Kritikern.
Ein RB-Aushängeschild wie Ralf Rangnick an den Main? Klingt erstmal nach keiner guten Kombination.
Doch Fußball ist bekanntlich ein schnelllebiges Geschäft. Und sofern Rangnick bei der Eintracht erfolgreich ist, dürften ihm auch die hartgesottensten SGE-Fans schnell wohlgesonnen sein. Seine RB-Vergangenheit sollte also kein Hindernis sein - zumal auch Adi Hütter oder Publikumsliebling Martin Hinteregger einst für RB Salzburg aktiv waren.
Womit wir auch schon beim ersten Punkt wären, warum Rangnick so eine geniale Lösung für die Frankfurter wäre: Er könnte das Erbe von Hütter nahtlos fortsetzen und müsste den Spielstil nicht großartig umkrempeln. Beide Trainer haben eine ähnliche Philosophie, weshalb Rangnick die tolle Basis nutzen könnte, um die SGE auf die nächsthöhere Ebene zu bugsieren. Der noch detailversessenere Rangnick ist mit seiner taktischen Akribie wie dafür gemacht, das Hütter-Spiel weiterzuentwickeln und den Verein im Spitzenfeld der Bundesliga dauerhaft zu etablieren.
Das hungrige Team, über das die Eintracht verfügt, scheint prädestiniert für Rangnick-Fußball! Und sollte der Professor am Main anheuern, ist die Chance, umworbene Stars wie Filip Kostic und André Silva zu halten, noch einmal um einiges höher. Denn mit ihm gehen naturgemäß große Ambitionen einher.
Rangnick als Trainer und Sportvorstand - warum nicht?
Mit Rangnick könnten die Frankfurter zudem zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und nicht nur Hütter, sondern auch Bobic adäquat ersetzen. Der 62-Jährige hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass er bei einem Verein gerne die gesamte Kontrolle hätte - als Trainer und Sportvorstand in Personalunion wäre diese Konstellation gegeben. An seiner Seite wäre mit Ben Manga ein exzellenter "Direktor Profifußball", der es versteht, die größten Talente aus den ungeahntesten Ecken der Welt an Land zu ziehen. Eine starke Parallele zu Rangnick, der es liebt, junge Talente zu entdecken und weiterzuentwickeln. Vor dem Duo Rangnick/Manga wäre kein Talent der Welt mehr sicher.
Hinzu kommt, dass Rangnick erst Anfang März gegenüber dem Sportschau Club verriet, dass es ihn sehr reize, nach seinem jahrelangen Engagement beim Red-Bull-Konzern noch einmal für einen Traditionsverein zu arbeiten.
"Ich fühle mich noch frisch. Ich würde schon noch gerne eine schöne, große Aufgabe übernehmen. Gerne auch bei einem großen Traditionsverein", so Rangnick damals. "Die Anwendung neuster Technologie mit der Strahlkraft eines großen Traditionsklubs zusammenzubringen - das wäre eine tolle Sache." Eine Beschreibung, zu der die Eintracht wie die Faust aufs Auge passt. Und mal ehrlich: Bei dem Potenzial, das die Eintracht als Verein und Frankfurt als Stadt haben, sollte man nach den größten Lösungen streben. Rangnick wäre so eine!
Rangnick nur mit Außenseiterchancen auf DFB-Job
Zwar soll der gebürtige Backnanger nach wie vor auch mit dem Posten als Bundestrainer liebäugeln, doch weil sich die Fronten beim FC Bayern immer weiter verhärten, ist es in der aktuellen Situation nicht unwahrscheinlich, dass Hansi Flick ab Sommer verfügbar ist - und dann wäre er die Topwahl der DFB-Verantwortlichen.
Rangnick wäre also frei, die Eintracht auf der Suche. Ein match made in heaven! Und so könnten die Abgänge von Hütter, Bobic und Hübner die Chance sein, um die SGE auf das nächste Level zu heben.