Causa Rangnick: Schalke dreht sich im Kreis

Das mögliche S04-Engagement von Ralf Rangnick sorgt weiter für Schlagzeilen
Das mögliche S04-Engagement von Ralf Rangnick sorgt weiter für Schlagzeilen / Boris Streubel/Getty Images
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In den Diskussionen um ein Engagement von Ralf Rangnick auf Schalke wurde über die letzten Tage von beiden Seiten etwas Staub aufgewirbelt. Nun steht im Raum, sich zu einem gemeinsamen Gespräch zu verabreden. Es zeigt: Man dreht sich im Kreis und auch wenn es inzwischen verschiedene Szenarien gibt, wie es weitergeht, ist eines klar - das Thema wird sich noch ein wenig hinziehen.


Am Freitagabend lagen die Hoffnungen noch auf einem möglichst schnellen Vollzug. Ralf Rangnick, so die Berichte zu diesem Zeitpunkt, könnte Sportvorstand bei Schalke 04 werden. Es wurde sogar von einer Voreinigung gesprochen.

Doch schnell machte sich Ernüchterung breit: Während der Klub jegliche Einigung dementierte, stellte sich zeitgleich heraus, dass es Ärger im Aufsichtsrat gab.

Auch ausgelöst durch die Gruppe an Personen, die sich um das Engagement Rangnicks bemüht. Eine Gruppe, die noch immer anonym unterwegs ist, bei der weiterhin keine Namen bekannt sind. Nur so viel: Es sollen einflussreiche Schalker sein, teilweise Ex-Spieler, teilweise aus Wirtschaft und Politik - Clemens Tönnies soll laut Bild und Sportschau allerdings nicht Teil dessen sein.

Schalke 04
Auf Schalke dreht sich derzeit alles um das Thema Rangnick / INA FASSBENDER/Getty Images

Über die letzten Tage wurde es nicht nur undurchsichtiger, sondern auch lauter und hektischer. Am Montag sprach Rangnick-Berater Marc Kosicke bei Sport1 davon, eine S04-Rückkehr seines Klienten sei zum aktuellen Zeitpunkt "noch ganz weit weg".

Dr. Jens Buchta, Aufsichtsratsvorsitzender des Bald-Absteigers, stellte einerseits in der SZ Gedankengänge in Aussicht, ob es "eine Machbarkeit, gerade finanzieller Natur", in Aussicht; erklärte das Agieren dieser Gruppe andererseits für "nicht legitimiert" und zumindest in Teilen "vereinsschädigend".

Die Buchta-Kritik, bei der es auch um einen "Verstoß gegen ordnungs- und satzungsgemäße Abläufe und gegen die Absprachen, die wir im Aufsichtsrat haben" ging, zeigt dabei ganz gut, an welchem Punkt der Klub und Rangnick nun stehen. Nämlich an einem ungewissen Punkt.

Schalke braucht Antworten in der "Causa Rangnick" - wie geht es weiter?

Die große Frage: Wie wird es nun weitergehen? Abzusehen ist wohl nur, dass es (weiterhin) zu Gesprächen kommen dürfte. Bestenfalls zwischen Rangnick beziehungsweise dessen Berater und dem Aufsichtsrat selbst, um Klartext - und nicht mit der anonymen Gruppe als Vermittler - zu sprechen.

Dafür gibt es drei Szenarien, wie es weitergehen könnte - diese hatte auch die Bild dargestellt. Das Blatt berichtete ebenso, dass derzeit darum verhandelt wird, einen passenden Termin für ein Gespräch zwischen dem Gremium und dem Rangnick-Umfeld zu finden.

Ralf Rangnick
Möglichst zeitnah soll sich der Aufsichtsrat mit Ralf Rangnick zusammensetzen / RONNY HARTMANN/Getty Images

Die erste und womöglich sogar naheliegendste Möglichkeit ist, dass der 62-Jährige durch den dann etwas genauer erläuterten schlechten Zustand des Klubs abgeschreckt wird. Auch wenn er gut einschätzen dürfte, wie es um Schalke steht - ein genaueres Bild hat er als Außenstehender selbstredend nicht vor Augen. Denkbar, dass er eine potenzielle Rückkehr dann von sich aus abbläst.

Genau andersherum ist es theoretisch auch möglich, dass man ein gemeinsames Fundament findet, auf dem sich arbeiten lässt. Das würde dann nicht nur den finanziellen Bereich abdecken, sondern auch die Visionen für die sportliche Zukunft des Klubs. Inwiefern eine etwaige Ausgliederung nötig wäre, in welcher Form und wann - das könnte eine beispielhafte Thematik sein.

Jens Buchta
Jens Buchta wird maßgeblich über das Rangnick-Thema entscheiden / Pool/Getty Images

Ein drittes Szenario, dessen Resultat einige S04-Fans schon über das Wochenende befürchtet hatten: Aufgrund des Hin und Her, ohne wirklich Fortschritte, setzt Rangnick ein zeitliches Ultimatum, das womöglich nicht eingehalten wird. Oder er verliert die Geduld - auf Schalke warten müsste er nicht, er könnte sein nächstes Projekt aus einer Reihe von Möglichkeiten wählen. Auch der Posten des Bundestrainers, den sein Berater explizit nochmal ins Spiel brachte, bleibt ein Thema.

Drei Szenarien, wie es rund um die Rangnick-Thematik weitergehen könnte. Ungewissheit, nicht nur ob der Ausgangssituation, sondern auch der Zeit. Und das kann der Klub speziell angesichts der notwendigen klaren Planungen für die nächste Saison keineswegs gebrauchen.

Unsichere Mehrheitsverhältnisse im Schalker Aufsichtsrat

Das Problem: Es wird nur noch komplizierter. Für den 13. Juni ist die Mitgliederversammlung angesetzt. In welcher Form sie stattfinden wird, in (Teil-)Präsenz als Hybridmodell oder gänzlich digital, lässt sich noch nicht sagen. Was sich sagen lässt, ist jedoch, dass sich der Aufsichtsrat völlig unvorhersehbar neu zusammensetzen wird.

Schalke 04
Ungewissheit rund um die Schalker Geschäftsstelle / INA FASSBENDER/Getty Images

Die Vereinsmitglieder wählen nämlich nicht nur fünf neue Mitglieder für das Kontrollgremium, es werden auch weitere fünf durch Bereiche wie Sponsoren, Fans und verschiedene Abteilungen entsandt; sie werden kooptiert. Das wiederum bedeutet, dass es schon sehr bald ganz andere Mehrheits- und Stimmungsverhältnisse innerhalb des Aufsichtsrates geben kann. Andere als jetzt, die möglicherweise in unterschiedliche Richtungen tendieren.

Man kann es dahingehend nicht oft genug betonen: Es zeichnet sich ab, dass sich dieses Thema in die Länge ziehen wird. Je länger es dauert, einen halbwegs klaren Ausgang in die eine oder in die andere Richtung zu finden, desto größer wird nicht nur die Ungeduld. Desto größer und komplizierter wird auch die Ausgangslage in wenigen Monaten.