Raiola über Haalands BVB-Wechsel: "Vielleicht war ich zu vorsichtig"

Die gesamte Elite Europas ist hinter ihm her: Erling Haaland
Die gesamte Elite Europas ist hinter ihm her: Erling Haaland / Lars Baron/Getty Images
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Es gibt derzeit wohl kaum einen Spitzenklub im europäischen Fußball-Panorama, der den Norweger Erling Braut Haaland nicht auf dem Wunschzettel stehen hat. Der kometenhafte Aufstieg des 20-jährigen Sturmtanks scheint sogar seinen eigenen Berater überrascht zu haben.


29 Tore in 27 Spielen für RB Salzburg. 49 in 49 für den BVB. Diese dürren Zahlen verraten es schon: Wir stehen hier vor einem Spieler, der die kommende Epoche im Weltfußball entscheidend mitprägen wird.

Preisschild verpasst: 180 Millionen Euro!

Denn sonst würde sich nicht der komplette europäische Fußball-Adel damit beschäftigen, trotz Corona-Krise aberwitzige Summen für den Angreifer auf den Tisch zu legen.

Das Preisschild, das der BVB, wohl schon in weiser Voraussicht, dass sich die Wege von Klub und Spieler bald trennen werden, dem Torjäger verpasst hat, soll laut ESPN bei 180 Millionen Euro liegen. Und es scheint nicht mal zu hoch angesetzt zu sein, so abstrus es auch klingen mag.

Denn von Madrid bis Manchester, von Barcelona bis München, überlegen Sportdirektoren, Vorstände und Finanzchefs der Klubs, wie sie diesen Betrag irgendwie freischaufeln können, um den kommenden Weltstar unter Vertrag zu nehmen.

Dass Erling seinen theoretisch noch bis 2024 laufenden Vertrag im Signal Iduna-Park erfüllen wird, erscheint mittlerweile illusorisch. Zu sehr läuft der BVB den eigenen Ansprüchen - und denen des Spielers - in dieser Saison hinterher.

"Jeder lag falsch!"

Sein Berater, der gewiefte Mino Raiola, gabgegenüber The Athletic zu, die Entwicklung seines Schützlings nicht in dieser Form vorhergesehen zu haben. Mit anderen Worten: Heute würde der Spielervermittler den Umweg über die deutsche Bundesliga wohl vermeiden.

Mino Raiola, Carmine Raiola
"Haaland liegt vor seinem eigenen Fahrplan!", sagt dessen Berater Mino Raiola / Stefano Guidi/Getty Images

"Was Haaland betrifft", so Raiola gegenüber dem Magazin, "lag jeder falsch. Er hat die Dinge viel schneller umgesetzt, als alle geglaubt haben." Also auch er selbst. "Haaland läuft seiner eigenen Entwicklung voraus. Er liegt vor seinem eigenen Fahrplan. Vielleicht war ich damals zu vorsichtig, als ich sagte: 'Lass uns nach Dortmund wechseln, statt irgendwo anders hinzugehen.'"

Zu einem "irgendwo", in dem er vielleicht (noch) nicht zurechtkäme. Doch Haalands Leistungsbilanz (siehe oben) hat diese Befürchtung quasi der Lächerlichkeit preisgegeben. Von Vorsicht ist in Raiolas jüngsten Aussagen auch nichts mehr zu spüren.

"Dieser Junge kann zu jedem Klub wechseln!"

"Dieser Junge - davon bin ich und jedermann hundertprozentig überzeugt - kann zu jedem Klub, wo immer er auch hin will, wechseln. Auch schon zu diesem Zeitpunkt. Und das hätte er auch schon im letzten Jahr machen können", scheint Raiola seine damalige Entscheidung, ihn zum BVB zu vermitteln, beinahe zu bereuen.

Tatsächlich stand der 53-Jährige auch in Kontakt zu Manchester United und dessen Trainer Ole Gunnar Solskjaer, der Haaland schon beim bescheidenen FK Molde in Norwegen unter seinen Fittichen hatte. Doch angeblich überzogene Kommissions-Forderungen machten den Deal damals zunichte.

Diesen von den Verantwortlichen der Red Devils gemachten Vorwurf will Raiola so aber nicht stehen lassen: "Es gab keinen Streit zwischen mir und Ed Woodward (Vize-Präsident von Manchester United, die Red.). Es war schlicht und einfach eine Verhandlung, und am Ende hat sich der Spieler für einen anderen Weg entschieden."

Die Dortmunder hingegen gingen auf die Forderungen von Haalands Entourage ein - und schnappten sich eines der größten Stürmer-Talente der Gegenwart.

Nur um knapp eineinhalb Jahre später zusehen zu müssen, wie sich die gesamte Fußball-Elite Europas in Stellung bringt, um Haaland zu sich zu lotsen. Immerhin wird es demnächst wohl kräftig klingeln in den Kassen von BVB. Und natürlich auch wieder in Raiolas.