Rabbi Matondo wartet auf Schalke auf seinen Durchbruch - Der Youngster im 90min-Gespräch

Rabbi Matondo ist eine der jungen Nachwuchs-Hoffnungen auf Schalke
Rabbi Matondo ist eine der jungen Nachwuchs-Hoffnungen auf Schalke / RONNY HARTMANN/Getty Images
facebooktwitterreddit

Exklusiv - Seit anderthalb Jahren gehört Rabbi Matondo zu den jungen Nachwuchsspielern auf Schalke, von denen sich in Zukunft der große Durchbruch erhofft wird. Er selbst hofft auch darauf, ebenso wie auf eine lange Zeit beim S04. Über seine Umstellungen, seine Rolle und seine Zukunft hat er im 90min-Gespräch gesprochen.

Inmitten einer der schlechtesten Spielzeiten des FC Schalke 04 wechselte Rabbi Matondo nach Gelsenkirchen. Sehr junge 18 Jahre war er alt, als er im Frühjahr 2019 für immerhin neun Millionen Euro einen bis 2023 gültigen Vertrag beim S04 unterschrieb. Schnell ergab sich die Hoffnung im königsblauen Umfeld, dass er einen ähnlichen Durchbruch schaffen würde wie sein Kumpel Jadon Sancho, der einen sehr ähnlichen Weg in die Bundesliga nahm.

Wechsel zu Schalke die "richtige Entscheidung" für Matondo

Im Gespräch mit unseren Kollegen von 90minUK erklärte der walisische Nationalspieler, dass er Sancho schon früh kannte und seinen Werdegang genau verfolgt hat: "Ich habe ihn immer beobachtet, nachdem er Manchester City verlassen hat, weil wir dort zusammen gespielt haben. Ich habe mir seine Fortschritte angesehen und bin natürlich stolz auf das, was er erreicht hat - hoffentlich kann er das so fortsetzen."

Mehr Durchschlagkraft in Zweikämpfen: Matondo will sich immer weiter verbessern
Mehr Durchschlagkraft in Zweikämpfen: Matondo will sich immer weiter verbessern / BERND THISSEN/Getty Images

Als er selbst vom Interesse anderer Profi-Teams an seiner Person hörte, sei er davon überzeugt gewesen, dass es an der Zeit war, diesen Schritt ebenfalls zu gehen. Das große Ziel in jungen Jahren: "Natürlich regelmäßig im Profi-Geschäft zu spielen, nachdem ich mein Debüt für Wales vor dem Debüt für Man City gegeben habe." Es sei wichtig gewesen, eine Entscheidung zu treffen. "Ich denke, ich habe die richtige Entscheidung getroffen, indem ich zu Schalke gegangen bin", so der pfeilschnelle Offensivspieler.

Eine solch hohe Ablöse für einen vergleichsweise sehr jungen und unbekannten Spieler haben ihm im S04-Umfeld die ein oder andere zu hohe Erwartungshaltung eingebracht - und das, obwohl Ex-Coach Domenico Tedesco stets betonte, dass Matondo Zeit zum Eingewöhnen und zum Entwickeln brauchen würde. Der heutige Moskau-Trainer sollte Recht behalten, wie man nach anderthalb Jahren resümieren kann.

Matondo hat in der nun beendeten Saison zwar ganze 20 Mal auf dem Platz gestanden und dabei zwei Tore erzielt, doch sein richtiger Durchbruch mitsamt regelmäßigen Startaufstellungen und beständig guten Leistungen ist noch etwas entfernt.

Auf der Suche nach der passenden Rolle: Matondo sieht sich als Flügelspieler

Oft wird debattiert, welche Position und Rolle am besten zu ihm passen. Einen genauen Wunsch habe er zwar nicht, aber durchaus eine Vorliebe, wie er erklärte: "Mir ist es eigentlich egal, wo ich spiele, solange es in der Offensive ist und ich dem Team dadurch so viel wie möglich helfen kann. Ob ich als Zehner spiele, auf dem rechten Flügel, dem linken Flügel oder als Stürmer, das ist nicht wirklich ein Problem für mich. Wenn ich es mir aussuchen dürfte, würde ich sagen, dass ich ein Flügelspieler bin."

In seiner bisherigen Karriere, so Matondo, habe er zunächst als Stürmer agiert und dann später auf den Flügel gewechselt. "Dort fühle ich mich am wohlsten", führte der heute 19-Jährige weiter aus. Andererseits würde er sich auch über andere Rollen nicht beschweren - schließlich steht die Spielpraxis und die damit einhergehende Entwicklung an erster Stelle.

Beim S04 konnte er bislang auch nicht vollends in einer Position überzeugen. Als Stürmer war er vor allem im Konterspiel von Trainer David Wagner eingeplant, ein flügellastiges Offensivspiel gab es bislang nicht wirklich. Somit konnte er dadurch auch noch keine Konstanz erlangen.

Rabbi Matondo ist durch seine Geschwindigkeit oft nur durch ein Foulspiel zu stoppen
Rabbi Matondo ist durch seine Geschwindigkeit oft nur durch ein Foulspiel zu stoppen / INA FASSBENDER/Getty Images

Neben der offenen Frage um seine Position ist ein solcher Wechsel, wie Matondo ihn durchgemacht hat, auch eine Reifeprüfung. Er selbst attestierte sich, dass "ich mich in meiner Reife sehr viel entwickelt habe". Neben einem ganz anderen Spielstil als in Manchester musste er sich auch auf den Profi-Fußball einstellen: "Daran musste ich mich anpassen. Natürlich speziell an die Stärke der Gegenspieler und vor allem an die erfahrenen Spieler, da musste ich viel lernen, mich anpassen - aber ich denke, dass ich mit jedem Spiel und jeder Trainingseinheit besser werde."

"Mein Deutsch könnte besser sein, aber ich versuche weiter zu lernen", gab sich der vierfache Nationalspieler wissbegierig. Bis zur Coronakrise habe er dreimal in der Woche am Deutsch-Unterricht teilgenommen, was er "okay" gemeistert habe: "Ich verstehe mehr als ich sprechen kann, aber da ich hier noch eine lange Zeit vor mir habe, möchte ich mich über die nächsten paar Monate weiter verbessern."

"In ein anderes Land zu ziehen und dort alleine zu leben, das war schwer."

Matondo über seine Eingewöhnungszeit

Über einen frühzeitigen Abschied denkt der Youngster also nicht nach - gut für Schalke, das noch immer darauf hofft, seine Stärken und seine Entwicklung vollends nutzen zu können. Dabei werden manche Hürden für neue, gerade für junge Spieler, gerne vergessen. "In ein anderes Land zu ziehen, mit einer anderen Kultur, einem anderen Lifestyle und dort alleine zu leben, das war schwer. Speziell als ich das erste Mal hier war und mein Vater dann wieder nach Hause musste, während ich alleine blieb. Viele andere Sachen - Kochen lernen, Bügeln, all die Hausarbeit. Das ist man alles nicht gewohnt."

Geisterspiele für Matondo "anfangs schwierig" und "eine ganz andere Erfahrung"

Die letzten Wochen der für S04 sehr schlechten Rückrunde standen ganz im Zeichen der Geisterspiele. Ein ungewohnter Anblick für Fans wie Spieler, doch es sei "immer normaler geworden, mit jedem gespielten Match", wie es Matondo empfand. "Anfangs war es schwierig, vor allem bei unserem ersten Spiel gegen Borussia Dortmund, jeder kennt die Rivalität zwischen dem BVB und Schalke. [...] Es war selbstverständlich eine ganz andere Erfahrung in diesem Jahr, als das, was wir in der letzten Saison erlebt hatten."

In den ersten Minuten des Aufwärmens und des Spiels sei es an den Spielern selbst, sich etwas aufzuwecken und sich zu motivieren - schließlich fallen das Klatschen, Anfeuern und Singen der Zuschauer aus: "Daran muss man sich gewöhnen. Natürlich hätte ich die Fans lieber dabei gehabt, aber das ging unter diesen Umständen selbstverständlich nicht. Es waren stressige Monate für uns alle, ich denke, dass wir wieder Fußball gespielt haben war gut für alle."

Jonjoe Kenny, der nun zum FC Everton zurückkehrt, hatte Matondo im 90min-Gespräch als sehr guten Freund bezeichnet. Seine Entwicklung, so der Rechtsverteidiger, müsse man im Auge behalten.