Schalke-Youngster Matondo blüht in Brügge auf: "Fans sind von ihm angetan"
Von Yannik Möller
Nach anfänglichen Startschwierigkeiten bei Cercle Brügge spielte Schalke-Leihgabe Rabbi Matondo zuletzt als Stammspieler auf - und zeigte sogar bis dato ungeahnte Coolness vor dem Tor. Deshalb rücken die Kaufoption und sein Vertrag auf Schalke (bis 2023) in den Fokus. Wie geht es weiter für den Waliser?
Im Winter 2019 kam Rabbi Matondo aus der U23 von Manchester City zu Schalke 04. Ein Transfer, der mit vergleichsweise vielen Hoffnungen und recht großen Erwartungen verknüpft war. Nicht nur aufgrund der Ablösesumme von neun Millionen Euro, sondern auch, weil sich die Knappen insgeheim ihren eigenen Jadon Sancho wünschten - jung, dynamisch, von City und für die Offensive.
Die zweieinhalb Jahre in Gelsenkirchen sind aber recht schnell erzählt: bei S04 konnte sich der junge Waliser nie wirklich behaupten. Die 32 Einsätze haben weder ihn, noch den Klub nach vorne bringen können. Das lag zu einem nicht gerade unbedeutenden Teil auch daran, dass Schalke seit seinem Transfer nie wirklich offensiv spielte oder wenigstens beständig auf schnelle Flügelspieler setzte.
Die einzig erfolgreiche Zeit des Vereins, die Matondo in Gelsenkirchen erlebte, war die Hinrunde der Saison 2019/20 unter David Wagner. Eine Zeit, in der er den Saisonstart verletzt verpasste und bis zur desaströsen Rückrunde gerade einmal achtmal (als Einwechselspieler) auf dem Platz stand.
Im aktuellen Team der 2. Bundesliga sahen weder er selbst noch die Vereinsverantwortlichen die große Chance auf Einsatzzeiten. Anfang August wurde er dann mitsamt einer Kaufoption nach Belgien verliehen. Die aktuelle Saison verbringt er bei Cercle Brügge - derzeit Drittletzter in der Jupiler Pro League.
Auch dort zunächst ein ähnliches Bild: zu Beginn der Spielzeit fiel er wegen seiner Knieprobleme noch aus. Doch dann folgten die ersten Einwechslungen und Einsätze. Über die letzten Wochen stand er sogar sieben Mal in Folge in der Startelf.
Es scheint, als hätte er sich nun als Stammspieler etabliert. In seinen letzten drei Einsätzen konnte er sogar vier Treffer erzielen und somit zu einer kleinen Siegesserie beitragen.
Einschätzung aus Belgien: Matondo mit Fortschritten und großer Beliebtheit bei Brügge-Fans
Doch was ist der ferne Blick aus Deutschland im Vergleich zu den Erfahrungen vor Ort? Aernout Van Lindt, belgischer Sportreporter für Voetbalkrant, beschäftigt sich intensiv mit Cercle Brugge, dem neuen Klub von Matondo.
Gegenüber 90min verwies er auch auf den schwierigen Start für den S04-Youngster: "Er kam erst, nachdem die Saison anfing und war noch verletzt, sodass er vor September gar nicht gespielt hatte. Sein erster Auftritt gegen Zulte Waregem am siebten Spieltag war ebenso wenig beeindruckend, wie seine ersten 90 Minuten gegen Eupen am Spieltag darauf. Erst seit Mitte/Ende Oktober gilt er als Stammspieler."
"Er hatte schon einen schwierigen Start, vermutlich einerseits aufgrund seiner Verletzung, aber andererseits auch, weil das Team durch viele Niederlagen in keiner guten Verfassung und Stimmung war. Auch er vergab gute Chancen, aber das tat jeder zu der Zeit", so die Einschätzung von Van Lindt weiter.
Allerdings gab es dann den Ruck für Matondo, als vor wenigen Wochen ein Trainerwechsel erfolgte. "Die Fans mögen kreative und coole Spieler, weshalb sie von ihm angetan sind. Allerdings gilt er als eine Verpflichtung des Klub-Vorsitzenden, und nicht der Trainer - und dem Vorstand gefällt er nicht wirklich. Auch Monaco nicht unbedingt", betonte der Reporter die Vereinsstrukturen.
Nicht zu vergessen, dass AS Monaco im Jahr 2017 die Mehrheitsanteile des damaligen Zweitligisten Cercle übernommen hat. Deshalb hat der französische Klub ein gewisses Mitspracherecht, was Transfers, Spieler und Verträge betrifft.
"Aber mit seinen vier Treffern in drei Spielen hat er einen großen Fortschritt gezeigt, was die Fans lieben. Seine Stärken liegen vor allem in seiner Geschwindigkeit, seiner Kreativität und seinen Dribblings, zuletzt auch seinem Torriecher. Manchmal sieht man allerdings, dass er noch sehr jung und teilweise auch naiv ist, was seinen Spielstil betrifft."
Gute Aussichten für alle drei Parteien. Für Schalke, dass sich ein Leihspieler zuletzt so prächtig entwickelt. Für Brügge, die von einem guten Spieler profitieren, der bei den Fans sehr gut ankommt. Für Matondo selbst, der quasi zum ersten Mal seit Jahren regelmäßige Erfolgserlebnisse bekommt. Wenngleich die tabellarische Situation nicht gerade rosig aussieht.
Der restliche Verlauf der Saison könnte ein weiterer, großer Vorteil für den Youngster werden, schätzt Van Lindt: "Ich gehe davon aus, dass der von Trainer Thalhammer anvisierte Stil mit hohem Druck eine Gelegenheit für ihn sein kann, sich weiter mit seinem Speed, aber auch seiner Defensivarbeit zu zeigen. Allerdings braucht er noch Zeit, seinen teils naiven Stil abzulegen. Das hat auch die Gelb-Rote Karte zuletzt gezeigt."
Bleibt Matondo per Kaufoption?
Sorgt Matondo weiterhin für einen so guten Eindruck, wird die Kaufoption für die Belgier ein noch größeres Thema. Und das, obwohl die Vereinsbosse (noch) nicht wirklich von ihm überzeugt zu sein scheinen.
"Uns hat er gesagt, dass er sich zurzeit einzig und allein auf Cercle Brügge konzentriert, aber dass im Fußball nun einmal alles möglich ist. Weil er auf Schalke schon so viele verschiedene Trainer hatte, würde ihn nichts mehr überraschen können. Der Technische Direktor liebt ihn, aber noch kann niemand sagen, ob er auch im nächsten Jahr hier spielen wird", lautet die weitere Einschätzung des Experten.
"Es ist nicht einfach abzuschätzen. Nicht zuletzt, weil der Einfluss von Monaco wirklich groß ist. Haben sie beispielsweise eine andere Idee, einen anderen Spieler, würde er wohl nicht bleiben. Für ihn wäre es zweifelsfrei sehr wichtig, wenn er als Stammspieler eine gute Saison spielt. Dadurch könnte er viel lernen", so Van Lindts abschließende Erklärung.
Wegen der durchaus komplizierten Machtverhältnisse innerhalb des Vereins bleibt wohl weder Matondo selbst, noch Schalke nichts anderes übrig, als den Verlauf der Rückrunde abzuwarten. Eines scheint jedoch klar: Wenn der gebürtige Liverpooler halbwegs regelmäßig so performt, wie zuletzt, wird er nur schwer zu ignorieren sein.