"Qualität ist immer das Ergebnis von Talent und Mentalität" - Die Stimmen zum Bayer-Sieg über den BVB
Von Yannik Möller
Der 2:1-Heimsieg gegen den BVB hat für die Leverkusener eine zuletzt kleine Sieglos-Serie beendet. Peter Bosz zeigte sich mit dem Auftritt seiner Mannschaft sehr zufrieden und sprach "ein großes Kompliment" aus. Sein Gegenüber, Edin Terzic, haderte u.a. mit der teils fehlenden Mentalität seiner Spieler.
Nachdem Borussia Dortmund die ersten paar Minuten und somit der Start ins Spiel gehörte, drehte Bayer Leverkusen im Abend-Duell stark auf und wusste über weite Strecken die erste Halbzeit zu dominieren. Das 1:0 für die zuletzt vier Mal sieglose Werkself schoss ein am Abend sehr starker Moussa Diaby nach Vorlage von Leon Bailey.
Peter Bosz sah sein Team vor allem in Halbzeit eins vorne, was er nach der Partie auch explizit ansprach (Stimmen via Spox): "Ich muss der Mannschaft ein großes Kompliment machen. Wir haben eine sehr gute erste Halbzeit gespielt. Wir hätten das 2:0 machen müssen, so wird es gefährlich." Bereits in den ersten 45 Minuten konnten sich die Gastgeber des Spitzenspiels ganze neun Torschüsse erarbeiten (Dortmund nur einen), darunter auch qualitativ hochwertige Chancen, aus denen Bayer jedoch keinen Profit schlug. "Es war dann in der zweiten Halbzeit ein offener Schlagabtausch. Aber wir haben es am Ende gut gemacht", schloss der Leverkusen-Coach sein Fazit.
Sehr ähnlich sieht es auch Lukas Hradecky, der in der Partie eher als mitspielender Keeper, als Paraden-Held in Erscheinung treten musste: "Wir hätten höher gewinnen können, es gab die Möglichkeiten. Das 1:1 darf niemals fallen. Da haben wir ein bisschen gezittert und es war ein bisschen Glück dabei."
BVB attestiert sich einen guten Einstieg ins Spiel - Terzic moniert die Körpersprache
Den zwischenzeitlichen Ausgleich schoss Ex-Leverkusener Julian Brandt in der 67. Minute, als er für einen Moment am gegnerischen Sechzehner zu wenig Druck ausgesetzt war. "Ich glaube, dass wir in den ersten Minuten gut reingekommen sind, Ballgewinne hatten, nah ans Tor gekommen sind", blickte er auf den Einstieg in die Begegnung zurück. Den restlichen Spielverlauf sah er durchwachsen oder gar kritisch: "Der Rest war nicht gut. Wir hatten keine gute Intensität, haben den Leverkusenern zu viel Zeit und Platz gegeben. Sie konnten sich jeden Pass aussuchen. Nach der Pause haben wir mit höherer Intensität gespielt und uns Chancen herausgespielt."
Dass die Leistungen und die Auftritte des BVB in dieser bisherigen Saison so stark schwanken, ist immer wieder ein Thema. "Es gibt zu viele Dellen", meinte Brandt, der zugleich monierte, den Gegner "zu oft mit eigenen Fehlern" aufzubauen, woraufhin dieser dann zuschlägt. Derzeit sei das Team nicht in der Lage, "das Niveau über 90 Minuten zu halten". Über seinen eigenen Treffer konnte er sich dennoch freuen: "Ich bin froh, dass auch mal bei mir der Knoten geplatzt ist."
BVB-Kapitän Marco Reus sah "ein brutal offenes Spiel", etwas anders als sein Teamkollege. "Wir haben Leverkusen extrem viele Kontermöglichkeiten gegeben. Nach dem 1:1 waren wir sehr, sehr am Drücker. Die Tür war auf, aber wir sind nicht durchgegangen. Dann kriegen wir eine Konterchance, die 15. glaube ich, und dann kriegst du das 1:1 und dann wird es schwer", so der 31-Jährige, der "einen enttäuschenden Abend" für sich und sein Team attestierte.
Auch Dortmunds Trainer Edin Terzic lobte zwar den Einstieg ins Spiel, haderte jedoch mit der weiteren Umsetzung: "Wir sind ganz ordentlich ins Spiel gekommen, bis zur 25. Minute hatten wir viele Torchancen. Ab dem Gegentor war ein Bruch im Spiel. Mit der Körpersprache waren wir gar nicht einverstanden." Das Gefühl, dass der Kopf sank und man sich mit dem Geschehen auf dem Platz schlichtweg abgab, sei nicht in Ordnung, betonte er. Der Nachfolger und vorige Assistent von Lucien Favre weiter: "Das wollten wir ändern und das ist uns bis zum 2:1 gelungen. Das Gegentor war sehr doof und einfach. Qualität ist immer das Ergebnis von Talent und Mentalität. Heute haben wir uns zu sehr auf das Talent verlassen."
Das Minimalziel, erklärte Terzic ebenfalls, ist und bleibt der vierte Platz. Den könnte die Borussia noch am Mittwoch verlieren, sollte Union Berlin gegen RB Leipzig gewinnen. Inzwischen sind vier bis fünf Teams unter dem BVB in direkter Reichweite, also lediglich maximal drei Punkte entfernt, während die Lücke zur Top-Drei wieder leicht angewachsen ist. Auf Sport1-Nachfrage wollte Terzic primär auf die eigenen Leistungen gucken, ehe man über die etwas heikle Tabellensituation spricht: "Bevor wir daran denken, müssen wir erstmal unsere Leistung stabilisieren. Wir waren nicht zielstrebig genug, wollten den Ball ins Tor tragen, statt ins Tor zu schießen. Wir sind aber immer noch in allen drei Wettbewerben drin und können unsere Ziele erreichen. Es werden noch so viele Punkte vergeben."