PSV-Coach Roger Schmidt über den Coup mit Mario Götze: "Ein bisschen Schicksal"
Von Guido Müller

Zwei deutsche Spieler konnte sich die PSV Eindhoven am letzten Tag der Transferperiode noch angeln. Doch während die leihweise Verpflichtung von Adrian Fein im medialen Getöse relativ untergegangen ist, ist der Mario Götze-Deal als wahrhaftiger Coup zu bezeichnen. Entscheidend mitverantwortlich: der deutsche Trainer der Holländer, Roger Schmidt.
Denn der, so berichtet er gegenüber der Bild-Zeitung, habe sich vor etwa acht Wochen telefonisch mit dem Weltmeister von 2014 in Verbindung gesetzt, um die Wahrscheinlichkeit einer Zusammenarbeit auszuloten. "Es war ein sehr nettes, positives Gespräch" so Schmidt. "Mein Gefühl war, dass er vielleicht nach einem etwas ruhigeren Umfeld suchen könnte, in dem er einfach den Spaß am Fußball zurückbekommt. Mir war natürlich klar, dass wir nicht die erste Option sein werden und er viele andere Angebote prüfen wird."
Innerhalb von vier Stunden ging alles über die Bühne
"Am Ende", so der Coach, "war es vielleicht auch ein bisschen Schicksal, dass ihm der Gedanke an das, was ich ihm gesagt habe, zurück in den Kopf gekommen ist und er hier wieder seine Liebe zum Fußball entwickeln kann. Der Transfer wurde dann Dienstagabend sogar innerhalb von drei, vier Stunden realisiert. Das war schon außergewöhnlich.“ (Da Götze vertragslos war, konnte er auch nach Schließung des Transferfensters noch unter Vertrag genommen werden).
Schmidt: "Habe ausschließlich positive Rückmeldungen bekommen!"
Natürlich habe er sich im Vorfeld des Gesprächs über den Spieler schlau gemacht, Erkundigungen eingeholt. "Das macht man als Trainer immer, das ist Standard. Aber ich probiere, in solchen Situationen alles Mögliche über den Spieler in Erfahrung zu bringen - besonders, was seine Persönlichkeit betrifft. Zu Mario habe ich ausschließlich positive Rückmeldungen bekommen."
Die nun in eine tatsächliche Zusammenarbeit beim holländischen Spitzenklub PSV Eindhoven münden. 1988 konnten die Brabanter die Champions League (damals Europapokal der Landesmeister) gewinnen. Seitdem ist die Wahrscheinlichkeit, diesen Erfolg zu wiederholen, sicher nicht größer geworden. Im internationalen Vergleich ist die niederländische Eredivisie nicht auf den Top-5-Rängen. Götzes selbsterklärtes Ziel, wenigstens einmal noch die ihm bislang verwehrte Champions-League-Trophäe zu gewinnen, mutet unter den neuen Vorzeichen zumindest sehr optimistisch an. Aber gut - Ajax war vor eineinhalb Jahren dicht davor. Warum sollte das nicht auch der PSV gelingen?
Schmidt plant mit Götze im zentralen Mittelfeld
Zumal sie in Götze einen begnadeten Fußballer bekommen. Auch wenn es im Fitnessbereich logischerweise noch jede Menge Nachholbedarf gibt. Was auch sein neuer Trainer weiß: "Mario macht einen fitten Eindruck auf mich. Aber klar ist, dass ihm Teamtraining fehlt - auch wenn sich das ja ziemlich schnell ändern wird. Er wird aktuell sicher noch nicht alle drei Tage 90 Minuten spielen können, aber durch die Einsätze wird er schnell in seine bestmögliche Verfassung kommen. Ich sehe ihn im zentralen Mittelfeld - von dort kann er größtmöglichen Einfluss auf das Spiel nehmen. Sein Entscheidungsverhalten in engen Räumen gehört sicher zu seinen größten Stärken."