PSG krachend gescheitert: Die Lehren zum frühen Champions-League-Aus
Von Jan Kupitz
PSG hat im vergangenen Sommer alles auf die Karte Champions-League-Sieg gesetzt. Doch nun sind die Träume der Franzosen bereits nach dem Achtelfinale vorbei.
Die Lehren zum Champions-League-Aus von Paris Saint-Germain:
1. Pochettino vor dem Aus
Ligue-1-Titel hin oder her: Für PSG ging es in dieser Saison einzig und allein um den Henkelpott. Das frühe Ausscheiden dürfte Mauricio Pochettino ziemlich sicher den Job kosten - laut englischen Medien steht der Argentinier vor der Entlassung.
Zinedine Zidane wird bereits seit geraumer Zeit als neuer Star-Coach unterm Eiffelturm gehandelt, Pochettino könnte hingegen auf die Insel zu Manchester United wechseln. Eine Zukunft hat 'Poch' bei PSG nicht mehr!
2. Falsche Entscheidung im Tor
Gianluigi Donnarumma oder Keylor Navas?
Pochettino beantwortete diese Frage mit dem Italiener - und setzte damit wohl auf das falsche Pferd. Denn so stark Donnarumma auf der Linie und im Eins-gegen-eins ist: mit dem Ball am Fuß hat er doch so seine Probleme.
Warum man in so einem wichtigen Spiel, in dem man gegnerische Druckphasen und aggressives Anlaufen einfach erwarten musste, nicht auf den ballsichereren Torhüter setzt, bleibt Pochettinos Geheimnis.
Die Quittung: Donnarumma patzte vor dem 1:1 entscheidend und leitete damit Reals Aufholjagd ein. Ein Fehler, der Navas nicht passiert wäre.
Der ehemalige brasilianische Nationalkeeper Julio Cesar kritisierte bei Sky Italia: "Donnarumma dreht sich mit dem Ball in Richtung seines eigenen Tors - das ist etwas, was wir in Kindermannschaften nicht tun dürfen. Wenn man einen Rückpass bekommt, muss man den Ball immer weit vom eigenen Tor wegbringen. Er hat das Tor leichtfertig riskiert."
3. If you can't beat them...
...join them.
Auch wenn es unwahrscheinlich ist, dass Kylian Mbappé bis hierhin noch keine Entscheidung zu seiner Zukunft getroffen hat: Das CL-Aus dürfte ihm klar vor Augen geführt haben, dass er PSG verlassen und zu Real Madrid wechseln muss, wenn er in den Fußball-Olymp aufsteigen will.
Bei PSG kann er zwar einen Ligue-1-Titel nach dem nächsten holen - doch um zu den ganz Großen zu gehören, reicht es einfach nicht. Die internationale Bühne muss her; und da liefert Real einfach besser ab.
Ausgerechnet Neymar kann Mbappé hier als Vorbild dienen: Der Brasilianer verließ Barça, um bei PSG zum absoluten Superstar zu reifen - doch in Frankreich hat seine Karriere einen fetten Knick bekommen.
4. Ein Fehler, die Mbappé-Kohle abzulehnen
Und in diesem Kontext will bemerkt sein, dass PSG sich bei Mbappé gehörig verzockt hat. Dem Vernehmen nach bot Real im letzten Sommer 160 Millionen Euro, um den Superstar aus der französischen Hauptstadt loszueisen - doch PSG lehnte ab, weil man dachte, dass Mbappé den Klub mit Lionel Messi und Neymar zum CL-Titel führen könne.
Falsch gedacht...
5. Götterdämmerung
A propos Lionel Messi: Es tut schon weh, den 'Floh' in seiner derartigen Verfassung zu sehen.
Der Argentinier kam als absoluter Hoffnungsträger nach Paris - sein Transfer wurde an der Seine heftiger gefeiert als die Mondlandung. Doch sein Output im PSG-Trikot ist (vorsichtig gesagt) durchwachsen.
Wenn man Messi im Bernabeu so über den Platz schleichen sah, dann musste sich jeder Anhänger (auch der größte Fanboy) eingestehen, dass diese Version von LM10 nicht viel mit dem vielleicht besten Fußballer der Geschichte zu tun hat.
Messi wird nun einmal auch nicht jünger - und seine Motivation und Begeisterung für den Fußball scheinen in Paris sehr ausbaufähig zu sein. Die Götterdämmerung hat leider begonnen.
6. PSG als schlechte Verlierer
Das frühe Aus in der Königsklasse hat den PSG-Bossen offenbar heftig zugesetzt. Laut spanischen Medien stürmte Nasser Al-Khelaifi nach Abpfiff zum Schiedsrichter, um ihn zu beschimpfen und zu bedrohen. Als ein Mitarbeiter von Real den Wutausbruch aufnahm, verlor Al-Khelaifi komplett die Fassung.
Der Hintergrund: PSG hatte vor dem 1:1 ein Foul an Donnarumma gesehen und war erzürnt über die Leistung des Unparteiischen.
7. Fazit: PSG-Projekt gescheitert
Lionel Messi, Sergio Ramos, Gianluigi Donnarumma, Achraf Hakimi, Georginio Wijnaldum, Nuno Mendes - PSG legte im vergangenen Sommer die wohl beste Transferperiode der Fußballgeschichte hin und ging all-in für den verdammten Henkelpott.
Doch wieder einmal zeigt sich: Die größte Anhäufung von Stars bringt nichts, wenn man sie nicht zu einem funktionierenden Team zusammenschustern kann. Neymar und Messi können am Ball ALLES anstellen - doch Teamarbeit ist für sie ein Fremdwort. Da ist PSG in der Rückwärtsbewegung immer zwei Mann in Unterzahl.
Man kann bereits nach einem Dreivierteljahr bilanzieren, dass das Projekt, das PSG im letzten Sommer gestartet hat, krachend gescheitert ist. Messi und Ramos werden wohl nie wieder zu ihren absoluten Topleistungen finden, zudem ist Mbappé (und eventuell auch Angel Di Maria) am Saisonende ziemlich sicher weg.
Was bleibt? Eine Versammlung von hochbezahlten Stars, die in der Ligue 1 meist unterfordert sind und für die Champions League nicht den nötigen Zusammenhalt mitbringen.