Pro & Kontra: Sollte sich der FC Bayern von Leroy Sané trennen?
Von Dominik Hager
Leroy Sané bringt den FC Bayern derzeit ziemlich in Verzweiflung. Nach einer sagenhaften Hinrunde spielt der Offensivspieler eine komplett ernüchternde Rückrunde. So schwach wie derzeit hat man den Nationalspieler in seiner Profi-Zeit überhaupt noch nicht gesehen. Demnach muss man sich schon die Frage stellen, ob die Zusammenarbeit noch länger Sinn macht. Selbst Julian Nagelsmann kann sich die wechselhaften Leistungen und die noch wechselhaftere Einstellung des Spielers nicht mehr erklären. Sollte der FC Bayern Sané verkaufen?
1. Kontra: Sané kann phasenweise überragend sein
Nicht wenige Experten waren der Ansicht, dass Leroy Sané der beste Bundesligaspieler der Hinrunde war. Nachdem der Ex-City-Star zunächst gar nicht auf Touren kam und ausgepfiffen wurde, schnellte seine Formkurve plötzlich rasant nach oben. Sané sammelte wettbewerbsübergreifend 22 Scorer-Punkte und blühte in seiner etwas zentraleren Rolle auf. Zudem ackerte der Spieler auch defensiv mit und gewann zahlreiche Bälle in der eigenen Hälfte.
Was will man mehr als einen Offensivspieler, der Tore erzielt, vorbereitet und gut nach hinten arbeitet? Der Spieler hat alle Kriterien eines Weltklasse-Kickers erfüllt. Das bedeutet letztlich klar, dass er grundsätzlich das Vermögen besitzt, den FC Bayern auf eine höhere Stufe zu heben.
2. Pro: Sané seit Monaten im Formtief
Nach der hervorragenden Hinrunde ist es umso unfassbarer, was Sané seit inzwischen Monaten abliefert. Nach einem eigentlich gelungenen Rückrundenstart, reihen sich schlechte Auftritte nahtlos aneinander. Seit dem 20. Spieltag hat er nur noch einen Scorer-Punkt gesammelt. In der Champions League scorte er ebenfalls nur noch beim 7:1 gegen Salzburg, wo er nach einer schwachen ersten Halbzeit aber auch erst aufdrehte, als die Messe längst gelesen war.
Genauso schlimm wie die fehlenden Scorer ist jedoch die Tatsache, dass Sané zahlreiche Bälle verliert. Das ist ihm teilweise auch in der Hinrunde passiert. Damals sprintete der Spieler aber sofort zurück und holte sich diese wieder. Inzwischen sieht man solche Situationen nur noch selten, wodurch der Gegner immer wieder konntern kann. Unter dem Strich stehen dann meist sehr dürftige Auftritte, die sich der FC Bayern einfach nicht leisten kann.
3. Pro: Sané bringt schlechte Stimmung ins Team
Sané hat definitiv ein Mentalitätsproblem. Wie dieses genau funktioniert, weiß nicht mal Julian Nagelsmann so recht. Man macht es sich definitiv zu leicht, wenn man sagt, dass Sané manchmal einfach keinen Bock hat. Meistens steckt dann wohl doch mehr dahinter. Klar ist jedenfalls, dass sich der Spieler leicht verunsichern lässt, wenn es mal nicht läuft. Dies äußert sich beispielsweise so, dass er sich gar nicht mehr in Dribblings traut oder aber überdreht und allein durch drei Leute durch möchte. Dadurch kommt der Spieler in einen Teufelskreis an schlechten Aktionen, die sich doch arg auf sein Gemüt auswirken.
Der Spieler wirkt angefressen und lässt dies auch andere spüren. Immer wieder fiel der Sané damit auf, wie er wort- und grußlos in die Kabine abdampfte, wütend abklatschte oder den Handschlag am liebsten verweigern würde. Im Training wirkt der frustrierte Sané dann eben motivationslos, wodurch er sich auch schon einen Rüffel vom Trainer abholte. Nagelsmann erklärt dieses Verhalten aber eher so, dass der Spieler zu ehrgeizig ist.
Was genau jetzt auch stimmen mag: Es erscheint jedenfalls so, dass der Spieler seine Emotionen nicht richtig kanalisieren kann. Dies ist aber nicht nur für ihn ein Problem, sondern auch für die gesamte Mannschaft. Es ist immer schlecht für die Team-Chemie, wenn Spieler zu sehr mit sich selbst beschäftigt sind und miese Stimmung nach außen tragen. All das wirkt sich einfach negativ aufs Gesamt-Klima aus.
4. Kontra: Man sollte sich keine unnötige Baustelle aufreißen
Es ist bestens bekannt, dass hochveranlagte Flügelspieler enorm viel Geld kosten. Sané einfach so durch einen anderen zu ersetzen, würde finanziell sicherlich wenig bringen und wäre zudem riskant. Keiner weiß, wie Antony, Raphinha oder Gakpo einschlagen würden.
Zwar kann man sagen, dass die Bayern auch noch Coman, Gnabry und Musiala haben, jedoch ist das im Prinzip weniger als es scheint. Bei Gnabry ist schließlich noch nicht mal sicher, dass er in München bleiben möchte. Coman ist zwar langfristig gebunden, fällt aber immer wieder wegen Blessuren und kleineren Verletzungen aus. Musiala wird hingegen weniger auf dem Flügel und immer mehr auf der Acht eingesetzt.
Die breite Masse an Top-Flügelspielern hat man in München nicht. Sollte Gnabry den Verein verlassen und ein Neuzugang nicht einschlagen, hätte man sich unnötigerweise eine Baustelle aufgemacht.
5. Pro: Man hat bei Sané alles probiert
Es ist selten so, dass man die Mentalität eines Spielers dauerhaft verändern oder lenken kann. Alles, was ein Verein tun kann, ist, den Kicker auf seinem Weg zu unterstützen.
Das hat der FC Bayern zu 100 Prozent gemacht. Der komplette Verein hat sich hinter Sané gestellt, als der Spieler zu Saisonbeginn vom eigenen Publikum ausgepfiffen wurde. Kritische Stimmen aus internen Kreisen gab es überhaupt nicht. Seit dem Formtief des Spielers in der Rückrunde muss Julian Nagelsmann den Spieler Woche für Woche in Schutz nehmen, obwohl ihm Sané mit seinen Aktionen überhaupt keinen Anlass dafür gibt.
Normalerweise würde man meinen, dass sich der Verein mal etwas härter äußert, zumal der Spieler immerhin der zweitteuerste Transfer der Vereinsgeschichte ist. Außer einer etwas dünnhäutigen Aussage von Nagelsmann ("man solle Sané selbst zu seinem Formtief befragen") und der jüngsten Salihamidzic-Kritik war aber nichts zu hören.
6. Kontra: Falscher Verkaufszeitpunkt
Zwar mag Julian Nagelsmann mit der These vielleicht gar nicht Unrecht haben, dass es an der Zeit ist, beim FC Bayern mal etwas zu verändern, jedoch wäre ein Sané-Abgang diesbezüglich nicht nötig. Der Offensivspieler kickt schließlich erst seit knapp zwei Jahren in München.
Sané hat noch bis 2025 Vertrag, weshalb der FC Bayern auch noch im Sommer 2023 oder 2024 Profit machen könnte. Es ist strategisch nicht sinnvoll, den Spieler ausgerechnet nach einer Schwächephase zu verkaufen, zumal sein Marktwert dadurch eh ein wenig an einem Tiefpunkt ist. Recht viel mehr würde man auch nicht verlieren, wenn der Spieler auch in der kommenden Saison nicht performt. Vielmehr besteht die Chance, etwas zu gewinnen, wenn sich der 26-Jährige doch wieder steigern kann.
Fazit: Vermutlich wäre es am sinnvollsten, Leroy Sané noch eine Chance zuzugestehen. Es liegt jedoch am Spieler selbst, ob er auch in der Lage ist, diese zu nutzen. Spielt der hochbezahlte Profi noch mal so eine enttäuschende (Teil-)Saison, sollte man sich im Sommer 2023 nach einem Abnehmer umsehen.
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