Pressestimmen zum Remis zwischen Deutschland und England: "Flick wird zum 1:1-Hansi!"
Von Simon Zimmermann
Am Dienstagabend traf die deutsche Nationalmannschaft in der Münchner Allianz Arena auf England. Im Nations-League-Duell wollte sich das DFB-Team für das Achtelfinal-Aus bei der EM im vergangenen Jahr revanchieren. Und endlich mal wieder einen großen Gegner schlagen.
Am Ende trennten sich die Teams unentschieden. Three-Lions-Kapitän Harry Kane glich die Führung durch Jonas Hofmann per Elfmeter kurz vor Schluss aus. Für Kane war es der 50. Treffer im Trikot der englischen Nationalmannschaft.
Im deutschen Lager war im Anschluss eine Mischung aus Enttäuschung über das Ergebnis und Zufriedenheit mit der eigenen Leistung zu spüren. Über weiter Strecken war das DFB-Team die bessere Mannschaft und schien die Partie im Griff zu haben.
Pressestimmen aus Deutschland
Süddeutsche Zeitung: "Mehrmals parierte Neuer so, dass man ihn mal zum Welttorwart wählen sollte, aber gegen den Elfmeter kurz vor Schluss war er machtlos. Trotz des verpassten Sieges blieb ein Fazit, das wohl auch Jogi Löw in irgendeinem fernen Exil unterstreichen würde: Flicks Deutschland ist auf Topniveau noch nicht konstant und nicht stabil, aber in ihren guten Momenten zeigt die Elf bereits, was in ein paar Monaten möglich sein könnte."
Bild: "Die Nationalelf hat offenbar ihr neues Lieblingsergebnis gefunden ... Hansi Flick wird zum 1:1-Hansi! Der Bundestrainer bleibt zwar ungeschlagen (acht Siege, drei Unentschieden), schafft es allerdings auch im dritten Anlauf nicht, einen großen Gegner zu schlagen.
"Das Spiel ist eine starke Reaktion auf den Italien-Dämpfer. Nach dem enttäuschenden Auftritt in Bologna greift Flick hart durch! Der Bundestrainer verändert die Startelf auf sieben (!) Positionen - nur Neuer, Rüdiger, Kimmich und Müller bleiben im Team. Grund: Flick war unzufrieden mit der fehlenden Aggressivität. Die Änderungen zahlen sich aus."
Kicker: "Kane gnadenlos vom Punkt: England entreißt Deutschland den Sieg. Nach dem 1:1 gegen Italien hat sich die deutsche Nationalmannschaft auch mit 1:1 von England getrennt. In einer unterhaltsamen Partie mit zahlreichen Torchancen gab die DFB-Auswahl den Sieg kurz vor Schluss aus der Hand."
"Mit der Führung im Rücken ließ es die DFB-Auswahl in der Folge etwas ruhiger angehen, schaltete jedoch einen Gang zu viel zurück. Es schlich sich der ein oder andere leichte Fehler ein."
ZDF: "Intensität, Tempo, Einsatzbereitschaft: Flick sah all das, was er von seiner Elf gefordert hatte. Auch der Funke zum Publikum sprang über. Was fehlte, war die Effizienz in der Offensive."
Sportbild: "343 Tage nach dem EM-Aus im Achtelfinale (0:2) verpasst Deutschland die Rache gegen England (mit sieben Stammspielern von damals) knapp. Trotzdem macht der starke Auftritt gegen einen der großen Favoriten bei der Winter-WM (21.11. bis 18.12.) Mut."
Spiegel: "Niederlande, Italien, England, das waren die letzten drei DFB-Gegner, alles große Namen im Weltfußball. Dreimal endete das Spiel 1:1. Kein Fortschritt beim deutschen Team? Gegen England überwogen die positiven Aktionen, ein Lern-Effekt nach Italien wurde deutlich. Flick bekam mehr von der Intensität zu sehen, die er gegen Italien noch vermisst hatte, und der Fußball seiner Elf war teilweise sogar ansehnlich."
Pressestimmen aus England
The Telegraph: "Einer schädlichen Niederlage ins Auge sehend, nach einer unzusammenhängenden Leistung, bis England in Rückstand geriet, drohte der Nationaltrainer unter Druck zu geraten, vor allem mit einer WM am Horizont. Egal, was Southgate anderweitig ins Feld führt, seine Mannschaft war nicht auf ihrem üblichen Niveau. Der große Jubel, als Kane den Elfmeter versenkte, zeigt, wie groß die Bedeutung dieses Spiels war. Und wie groß auch die Erleichterung war."
BBC: "Harry Kanes später Elfmeter bescherte England in Deutschland ein Unentschieden in der Nations League, während er erst der zweite Mann ist, der 50 Tore für sein Land erzielt."
The Guardian: "Southgate könnte mit dem Punkt zufriedener sein. Der Strafstoß mag glücklich gewesen sein, aber das war bei der Niederlage in Ungarn auch so. Es wurde zu einer Geschichte der englischen Widerstandsfähigkeit und ihrer Weigerung, vor einer kontrollierten Leistung einer Nation einzuknicken, die Southgate neben Brasilien als 'Benchmark' im Weltfußball sieht."
Daily Mirror: "England ersparte sich am Dienstagabend eine weitere Verlegenheit. Es war eine zahme Leistung der Mannschaft von Gareth Southgate, die nur selten das Tor von Manuel Neuer in Bedrängnis brachten. Die Gastgeber waren das bessere Team und glaubten, nach dem Tor von Jonas Hofmann in der 2. Halbzeit schon alle drei Punkte sicher zu haben."
The Independent: "Der späte Elfmeter von Harry Kane bringt England ein Unentschieden in der Nations League in Deutschland. England kommt mit einem Punkt davon, bekommt aber auch viel zu denken mit. Harry Kane erzielt mit einem umstrittenen sowie späten Elfmeter sein 50. Länderspieltor, um ein 1:1-Unentschieden gegen Deutschland zu sichern, das Gareth Southgates Mannschaft wahrscheinlich nicht verdient hatte."