Pep Guardiolas Vertragsverlängerung bei Manchester City ist ein Fehler

Bleibt Manchester City bis 2023 erhalten: Pep Guardiola
Bleibt Manchester City bis 2023 erhalten: Pep Guardiola / Laurence Griffiths/Getty Images
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In Barcelona hat Pep Guardiola nur Einjahresverträge unterzeichnet, beim FC Bayern setzte er einzig auf den angebotenen Dreijahresvertrag im Frühjahr 2013 seine Unterschrift. Bei Manchester City verlängerte der wohl erfolgreichste Vereinstrainer der jüngeren Geschichte bereits zum zweiten Mal - obwohl der Trend in die falsche Richtung geht.

Pep Guardiola lebt Fußball. Von morgens bis abends gestaltet der 49-jährige Katalane das Trainingsprogramm, die taktische Analyse des Gegners, die eigene Spielausrichtung und schließlich auch die Vorbereitung. Er ist im Bestreben, das Spiel zu perfektionieren und arbeitet an Details, die wohl für die wenigsten Trainer ausschlaggebend über Erfolg oder Niederlage sind.

Diese Akribie kostet nicht nur viel Zeit, sie kostet auch extrem viel Kraft. Und je ertragreicher seine Arbeit ist, desto schwerer fällt es ihm, eine Mannschaft zu motivieren. Deswegen verließ er den FC Barcelona nach vier erfolgreichen Jahren im Sommer 2012 - wobei er eigentlich schon im Dezember 2009 wieder hätte gehen können, nachdem seine Mannschaft bei der Klub-Weltmeisterschaft das Sextuple feierte. Bis heute ist Barça der einzige Verein, dem es gelungen ist, alle sechs Titel eines Kalenderjahres zu gewinnen.

In München übernahm Guardiola den frischgebackenen Triple-Sieger. Meisterschaft und Pokal wurden von der Presse erwartet, viel wichtiger war die Champions League - mit dem FC Bayern sollte er sie aber nie gewinnen, stattdessen scheiterte er in jedem Jahr im Halbfinale gegen die spanischen Übermächte: 2014 setzte sich Real Madrid durch, 2015 Barcelona, 2016 Atlético Madrid.

Bei Manchester City verlängert Guardiola bereits zum zweiten Mal

Auch bei Manchester City wird Guardiola allen voran an der Königsklasse gemessen, denn den Rest hat er bereits gewonnen: 2018 und 2019 wurden die Skyblues mit 100 respektive 98 Punkten englischer Meister, in den vergangenen drei Jahren gewannen sie den Carabao Cup, in den vergangenen zwei Jahren den Supercup und 2019 den FA Cup. In der Champions League war hingegen allerspätestens im Viertelfinale Schluss; so auch beim Final-Turnier im August, als Olympique Lyon einen 3:1-Sieg in Lissabon feierte.

Gegen Olympique Lyon erlebte Pep Guardiola die größte Enttäuschung dieses Kalenderjahres
Gegen Olympique Lyon erlebte Pep Guardiola die größte Enttäuschung dieses Kalenderjahres / MIGUEL A. LOPES/Getty Images

Bereits seine Vertragsverlängerung bis 2021 war eine Überraschung. Schließlich hatte Guardiola sein viertes Jahr in Barcelona als Fehler bezeichnet, weshalb davon auszugehen war, dass er nirgendwo länger als drei Jahre verbringen würde. Im Sommer kommenden Jahres ist er aber bereits seit fünf Jahren in Manchester im Amt, bei Ablauf seines neuen Vertrags bis 2023 wären es sogar sieben Jahre.

Er droht an seiner eigenen Messlatte zu scheitern

Er habe wegen Klubboss Khaldoon Al Mubarak verlängert, erklärte Guardiola. Doch diese Entscheidung könnte sich als Fehler herausstellen. Obwohl sich City noch immer auf einem guten Niveau bewegt, zeigt der Trend schon seit der vergangenen Saison in die falsche Richtung. Der FC Liverpool war seinem ärgsten Kontrahenten in der Endabrechnung 18 Punkte voraus, wettbewerbsübergreifend wurden 12 Pflichtspiele verloren - so viele wie noch nie in seiner Trainerkarriere.

Besorgniserregend sind allen voran die wichtigen Spiele, in denen Guardiola zunehmend verkrampft wirkt. In K.o.-Duellen wagt er immer häufiger Experimente, anstatt auf seine beste Elf zu setzen. Er will den Gegner überrumpeln, erschwert seiner eingespielten Mannschaft aber damit nur die Aufgabe.

Wenn es darauf ankommt, zerdenkt Guardiola ein Spiel, anstatt es einfach zu halten
Wenn es darauf ankommt, zerdenkt Guardiola ein Spiel, anstatt es einfach zu halten / RUI VIEIRA/Getty Images

Er scheitert aus Angst vor dem Scheitern. Und doch macht er weiter. Dabei hat er seine Aufgabe erfüllt, genau wie in Barcelona und in München. Mit hohen Investitionen, gekoppelt mit seiner Idee des perfekten Fußballspiels, hat er mit Manchester City fast alles gewonnen. Die Form der Mannschaft aus den Jahren 2017 bis 2019 war der absolute Höhepunkt, er wird ihn kaum wieder erreichen können. Egal wie oft er es noch versucht.

Viele Jahre lang hat Pep Guardiola gewusst, wann Schluss ist. Nun aber scheint es, als hätte er das Gespür verloren. Mit der Verlängerung tut er sich keinen Gefallen - denn der Erwartungsdruck sinkt nicht, er bleibt konstant. Somit droht er an seiner eigenen Messlatte zu scheitern.