Pochettino unter Druck: Der PSG-Coach kann eigentlich nur verlieren
Von Yannik Möller
Zur kommenden Saison steht Mauricio Pochettino ein unfassbar guter PSG-Kader zur Verfügung. Der Coach wird sich über seine Mannschaft und das Training mit ihr sehr freuen. Gleichzeitig steht er unter enorm großem Druck: eigentlich kann er in dieser Saison nur verlieren. Ein Kommentar.
Mauricio Pochettino dürfte dieser Tage ein sehr fröhlicher Trainer sein. Als er im vergangenen Januar den Trainerposten bei Paris Saint-Germain übernommen hatte, wusste er natürlich bereits, dass es dort außergewöhnliche finanzielle Mittel gibt. Von der Verpflichtung eines Lionel Messi hatte er vermutlich dennoch nicht einmal geträumt.
Nun verfügt er zur neuen Saison über das Sturm-Trio Neymar, Kylian Mbappe und Messi. Allein diese drei Spieler lassen jedes Trainerherz höher schlagen. Grundsätzlich schon eine Ehre und eine riesige Möglichkeit, ein Team mit diesen Angreifern leiten zu dürfen. Dazu noch weitere super Spieler, wie Angel di Maria, Sergio Ramos, Georginio Wijnaldum, Torwart Gianluigi Donnarumma - nur um das ein oder andere Beispiel zu nennen.
Für Pochettino bietet diese Mannschaft eine großartige Chance. Der bei Tottenham zwar sehr beliebte, aber ohne Titel gebliebene Coach trainiert nun das beste Team im europäischen Fußball. Wenn man rein von den einzelnen Spielern ausgeht, dürften dahingehend kaum Zweifel aufkommen.
Riesige Erwartungshaltung bei PSG: Pochettino schon mit Saisonstart unter massivem Druck
So toll diese Ausgangslage auch ist, so schlecht ist sie auch für den 49-Jährigen. Das Problem: Allein durch den Messi-Transfer ist die zurzeit weltweit größte Erwartungshaltung im Profi-Fußball entstanden. Sowohl bei den Fans und Zuschauern, als auch bei den oftmals erbarmungslosen Vereinsbossen.
Die große Frage bei PSG: Wann, wenn nicht mit dieser Mannschaft, sollen wir die Champions League gewinnen? Und bei aller zweifelsohne berechtigten Kritik am Geldfluss rund um diesen Klub ist die Frage dennoch angebracht. Wenn es nicht mit diesem Team gelingt, gelingt es wohl mit gar keinem.
Dementsprechend ist die Ausgangslage für Pochettino klar. Sie ist für ihn - bei aller Freude über solche Spieler in den eigenen Reihen - ziemlich beschissen. So muss man es formulieren. Für ihn als Trainer ist diese Lage doch absurd: Gewinnt er die Königsklasse, den größten Klub-Wettbewerb im europäischen Fußball, war wegen der prominent besetzten Mannschaft schon im Vorfeld damit zu rechnen. Alles andere wäre eine Enttäuschung.
Der Argentinier muss eigentlich alle Titel gewinnen, die es zu gewinnen gibt, um sein Gesicht zu wahren. Angenommen, er würde "nur" Meister und Pokalsieger in Frankreich werden, gleichzeitig aber im Viertel- oder Halbfinale der Champions League rausfliegen. Das wäre ein herber Schlag, insgesamt eine Niederlage. Auch wenn es seitens des Vereins zumindest nach außen vermutlich nicht so drastisch kommuniziert werden würde.
Hat Pochettino den ganz großen Erfolg, wird er deutlich weniger wertgeschätzt werden. Dann war es die Mannschaft mit ihren Ausnahme-Spielern. Bleibt dieser ganz große Erfolg aus, ist er derjenige, der trotz dieser gigantischen Möglichkeiten versagt hat. Kurzum: Auf ihm lastet ein riesiger und nicht einmal im Ansatz zu unterschätzender Druck.
Es wird also einerseits spannend zu sehen sein, wie diese zu weiten Teilen neu formierte und nochmals verbesserte PSG-Truppe auftreten wird. Und andererseits, wie erfolgreich sie schlussendlich sein und wie dabei über Mauricio Pochettino gesprochen wird.
Bayern-Boss Oliver Kahn äußerte am Dienstag jedenfalls schonmal leichte Zweifel (via kicker). "Wird das funktionieren? Harmonieren die dann letztendlich alle miteinander?", fragte der Titan, angesprochen auf den Mega-Kader der Franzosen. "Es wird sich zeigen müssen, ob das dann auch eine Mannschaft, ein Team ist, ob sich alles zusammenfügt." Dafür muss Pochettino sorgen.