Paris Saint-Germain im Frauenfußball: Nichts Halbes und nichts Ganzes

Paris Saint-Germain werden im Sommer wieder einige Leistungsträgerinnen verlassen. Der Klub scheint die ewige Nummer zwei in Frankreich hinter Lyon zu bleiben. Was ist der Plan der PSG-Verantwortlichen im Frauenfußball?
Wohl auf dem Weg nach Lyon: Tabitha Chawinga
Wohl auf dem Weg nach Lyon: Tabitha Chawinga / Franco Arland/GettyImages
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Und wieder ist eine weg. PSG-Fans können nur noch müde lächeln, wenn sie Schlagzeilen wie diese sehen: "Tabitha Chawinga vor Wechsel zu Lyon." Die 28-jährige Chawinga war diese Saison eine der besten PSG-Spielerinnen, entschied mit 37 Scorerpunkten in 36 Spielen so manch eine Begegnung für Paris.

Chawinga kam, ausgeliehen von dem chinesischen Klub Wuhan Jianghan University, erst im letzten Sommer nach Frankreich. Und dort scheint sie auch zu bleiben - aber nicht in der Hauptstadt, sondern einige Kilometer südöstlich. Chawinga steht französischen Medienberichten zufolge vor einem Wechsel nach Lyon - zum ewigen Rivalen Lyon, zu Olympique, die Paris Jahr für Jahr die Titel wegschnappen. Sie steht damit in einer namhaften Liste von Spielerinnen, die den gleichen Weg gegangen sind: Kadidiatou Diani, Sara Däbritz, Christiane Endler, Signe Bruun, Vicki Becho.

Immer wieder holt Lyon die besten Spielerinnen vom Konkurrenten, sodass auch jetzt wieder einige Witze im Internet kursieren: "Warum schon Scouts anstellen, wenn die von PSG die Arbeit für dich tun können?" In die andere Richtung sind die Transfers - etwa der von Sakina Karchaoui - eindeutig die Ausnahme.

In kaum einem anderen Land ist diese Dynamik zwischen zwei Topklubs so klar zu einer Seite geneigt. Jahrelang wechselten auch in Deutschland Topspielerinnen eher von München nach Wolfsburg, aber inzwischen hat sich das Blatt gewendet, wie etwa der Transfer von Lena Oberdorf zeigt. In Frankreich gibt es wenig Indizien dafür: Bei Paris geht neben Chawinga auch Trainer Jocelyn Prêcheur, angeblich wegen Uneinigkeiten bei wichtigen Themen - das schreibt die französische Sportzeitung L'Equipe.

Trainerwechsel, viel Geld und wenig Erfolg

Unschwer lässt sich zwischen den Zeilen herauslesen: Mit dem Kurs des Klubs war der ambitionierte Prêcheur wohl nicht ganz zufrieden. Prêcheur zieht anscheinend die zweite englische Liga Paris vor, soll auf dem Weg zu den London City Lionesses sein. "Wie jeden Sommer ist es eine Baustelle bei PSG", schreibt Le Parisien, und das fasst die Situation ganz gut zusammen: Jede Saison aufs Neue die besten Spielerinnen ersetzen müssen, das kann kaum zu nachhaltigem Wachstum führen.

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Wird PSG im Sommer verlassen: Trainer Jocelyn Prêcheur / SYLVAIN THOMAS/GettyImages

Ähnlich sieht es auf dem Trainerposten aus: Fünf Coaches verschliss der Verein seit 2018. 2022 setzte PSG neue Verantwortliche ein, seitdem ist der Italiener Angelo Castellazzi Sportdirektor - an der Misere scheint sich aber wenig geändert zu haben.

Das Geld allein ist nicht das Problem: PSG zieht auch ohne außergewöhnlichen sportlichen Erfolg immer wieder Topspielerinnen an. In diesem Sommer wollen die Französinnen Englands Nummer eins Mary Earps verpflichten und sie zu einer der bestbezahlten Spielerinnen der Welt machen.

Dennoch scheint Lyon sie stets etwas zu überbieten, und so ist PSG in einer unvorteilhaften Situation: Einerseits investieren sie viel in das Frauenteam, andererseits reicht es nicht, um wirklich oben mitzuspielen. So ist es nichts Halbes und nichts Ganzes. Der bisher größte Erfolg der PSG-Frauen war das Champions-League-Finale 2017, welches die Parisiennes nur knapp im Elfmeterschießen gegen Lyon verloren.

Kurzzeitig besser als Lyon - aber das Momentum nicht genutzt

Kurz darauf, 2021, gewann Paris zum ersten Mal die französische Liga und besiegte den Erzrivalen in der Champions League. Für einen Moment sah es so aus, als würde sich der Wind zugunsten von PSG drehen. Aber dann verpasste es der Verein, auf dem Erfolg aufzubauen, das Momentum zu nutzen und weiter zu investieren.

Inzwischen hat Lyon wieder die Oberhand - und auch wenn Paris in der Zukunft weitere Erfolge feiert, wie den Gewinn des Pokals diese Saison, stellt sich doch die Frage, wohin der Klub mit alldem will. Für eine komplette Dominanz scheinen die Verantwortlichen nicht alles geben zu wollen - oder sie plagen sich mit den gleichen Problemen herum wie auf der Männerseite: Geld ist im Überfluss vorhanden, Stars auch - aber an einem wirklichen Plan mangelt es.

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Welchen Plan haben die PSG-Verantwortlichen um Angelo Castellazzi? / FRANCK FIFE/GettyImages

Für den französischen Frauenfußball ist es schade, denn die ständige Dominanz von Lyon macht die Liga nicht unbedingt attraktiver. Zudem hätte PSG eigentlich gute Voraussetzungen, um über die Rolle des ewigen Stellvertreters hinauszuwachsen. Bemerkenswert ist besonders die Unterstützung der Fans: PSG trägt die meisten Spiele im Stade Jean-Bouin aus, das 20.000 Plätze hat und nur einen Steinwurf vom großen Parc des Princes entfernt ist.

Wer schonmal zu einem etwas größeren Spiel im Stade Jean-Bouin war, den überraschte wohl die Atmosphäre: Zwar sind die PSG-Fans insgesamt nicht sonderlich zahlreich. Bei der Aufgabe, dem Frauenfußball-Team eine eigene Identität zu verschaffen und neue Fans anzulocken, ist Paris eher gescheitert. Aber die Ultras von Paris leben die Ein-Klub-Mentalität aus und sorgen für eine Atmosphäre, wie man sie sonst beim Frauenfußball selten findet.

Image oder sportlicher Erfolg? PSG braucht einen besseren Plan

Dass es sportlich nicht genauso viel Feuerwerk gibt, ist bedauerlich - PSG wirkt wie der Idealtyp eines Vereins, der aus Pflichtschuldigkeit und Imagegründen ein Frauenteam hat, aber nicht wirklich weiß, wohin damit. Das nützt niemandem so wirklich. Nicht ganz unwahrscheinlich, dass vor allem das Bild von PSG als schwerreicher, unsympathischer Katarklub korrigiert werden soll.

Aber selbst dieses Ziel scheint Paris aktuell nicht zu erreichen - denn es fehlt schlicht die Strahlkraft und eigene Identität des Frauenteams, um überhaupt eine Wirkung zu erzielen. Der beste Weg dahin wäre wohl sportlicher Erfolg.

PSG ist nicht so weit von der Weltklasse entfernt, aber hängt doch jedes Jahr von den besten Spielerinnen ab - die dann doch im Transferfenster oft ihren Hut nehmen. Damit die Fans nicht im nächsten Sommer wieder der nächsten Topspielerin "Au revoir" und eine gute Reise nach Lyon wünschen müssen, braucht der Klub einen besseren Plan.