Palhinha & Zubimendi im Check: Wer ist der bessere Sechser für die Bayern?
- Tuchel wünscht sich weiter eine 'Holding Six'
- Joao Palhinha und Martin Zubimendi sind die Top-Kandidaten
- Wer würde besser zum FC Bayern passen?
Von Dominik Hager
Beim FC Bayern wird die Entscheidung bezüglich einer 'Holding Six' vermutlich zwischen Joao Palhinha und Martin Zubimendi fallen. Wir werfen explizit einen Blick auf die Zahlen um zu sehen, welcher Sechser besser nach München passen würde.
Die Ablöse
In Sachen Ablöse dürfte Martin Zubimendi ein wenig günstiger sein. Die Ausstiegsklausel des Spaniers, die im kommenden Sommer in Kraft tritt, soll 60 Millionen Euro betragen. Joao Palhinha soll hingegen 70 bis 75 Millionen Euro kosten, was den Münchnern ein wenig zu viel ist. Angesichts der Klausel wären die Verhandlungen mit Zubimendi wohl leichter - selbst wenn man sich noch ein halbes Jahr gedulden müsste.
Das Alter
Zubimendi ist am 2. Februar 1999 geboren und demnach aktuell 24 Jahre alt. Palhinha hat am 9. Juli Geburtstag und ist aktuell 28 Jahre alt. Demnach ist Zubimendi rund drei Jahre und sieben Monate jünger, was schon ein markanter Unterschied ist.
Die Erfahrung
Martin Zubimendi
Zubimendi stammt aus der Jugend von Real Sociedad und hat bislang ausschließlich für diesen Klub gespielt. Insgesamt steht er aber immerhin schon bei 165 Profi-Einsätzen. Darunter fallen 18 Europa-League- und fünf Champions-League-Einsätze. Für Spanien hat der Mittelfeldspieler vier A-Länderspiele und einige U-Länderspiele bestritten. Unter anderem war er auch bei den Olympischen Spielen 2020 mit dabei.
Joao Palhinha
Palhinha ist zwar gewissermaßen ein Spätstarter, in seiner Karriere aber schon etwas weiter herumgekommen. Inzwischen steht er bei 293 Profi-Pflichtspielen. Die meisten davon hat er für Braga (76), Sporting Lissabon (95) und Fullham (54) bestritten. Der Portugiese kommt in diesem Zuge auf acht Einsätze in der Champions League und acht Partien in der Europa League. In Sachen Länderspielen hat er 23 für Portugal auf dem Konto und war auch in den Junioren-Auswahlen hier und da vertreten.
In Summe hat Palhinha natürlich aufgrund seines höheren Alters mehr Liga- und mehr Länderspiele. In den europäischen Wettbewerben liegen beide jedoch auf Augenhöhe. Der Portugiese hat sich allerdings schon im Ausland bewiesen, weshalb man schon von einem leichten Erfahrungsvorteil sprechen kann.
Die Defensiv-Fähigkeiten
Statistiken pro Spiel | Martin Zubimendi | Joao Palhinha |
---|---|---|
Abgefangene Bälle | 1,2 | 1,8 |
Tacklings | 1,6 | 5,3 |
Gewonnene Zweikämpfe (insgesamt) | 3,9 (52 Prozent) | 8,8 (58 Prozent) |
Gewonnene Boden-Zweikämpfe | 2,3 (44 Prozent) | 7,5 (59 Prozent) |
Gewonnene Luft-Zweikämpfe | 1,6 (69 Prozent) | 1,2 (54 Prozent) |
Zürückgewonnene Bälle | 5,7 | 7,1 |
Ballgewinne (letztes Drittel) | 0,2 | 0,4 |
Abgeblockte Bälle | 1,7 | 1,8 |
Überdribbelt worden | 0,8 | 2,0 |
Quelle: Sofascore (Liga-Spiele Saison 23/24)
Der Vergleich zeigt, dass Joao Palhinha wesentlich mehr Zweikämpfe führt und auch mehr davon gewinnt. Tatsächlich ist der Portugiese in fast jeder Statistik vorne. Gewissermaßen sind die Zahlen aber auch ein wenig schwer zu vergleichen, weil sich die Ligen unterscheiden und Fulham in der zweiten Tabellenhälfte rangiert, wohingegen Real Sociedad die europäischen Plätze angreift. Ein wenig überraschend ist, dass Zubimendi ausgerechnet in der Luft die besseren Werte vorweist. Der Spanier ist mit seiner Größe von 1,80 Meter ganze neun Zentimeter kleiner als Palhinha. Außerdem sieht man, dass er sich seltener überdribbeln lässt, was aber auch daran liegt, dass er weniger Zweikämpfe sucht.
Fouls und Karten
Palhinha hat in seinen 293 Pflichtspielen stolze 82 Gelbe Karten gesammelt, ist allerdings auch nur einmal (mit Rot) vom Platz geflogen. Zubimendi kommt in seinen 165 Pflichtspielen nur auf 33 Gelbe Karten. In der vergangenen Saison haben beide kräftig zugelangt. Zubimendi hat sich in der La Liga zwölf Gelbe Karten abgeholt und Palhinha das in der Premier League mit 14 an der Zahl sogar getoppt. In der laufenden Saison ist der Portugiese mit fünf Verwarnungen schon wieder auf Kurs, während Zubimendi mit zwei Verwarnungen etwas fairer als im Vorjahr agiert. In Sachen Fouls hat Palhinha mit 1,8 pro Spiel ein wenig mehr auf dem Konto als Zubimendi (1,5 pro Spiel).
Man kann erkennen, dass Palhinha der härtere Abräumer ist, wenngleich auch Zubimendi ordentlich zulangen kann.
Die Offensiv-Fähigkeiten
Martin Zubimendi | Joao Palhinha | |
---|---|---|
Tore | 2 | 2 |
Vorlagen | 1 | 0 |
Erwartete Vorlagen (insgesamt) | 0,79 | 0,12 |
Ballkontakte (pro Spiel) | 57,1 | 58,9 |
Passgenauigkeit (insgesamt/pro Spiel) | 40,6 (86 Prozent) | 32,5 (84 Prozent) |
Passgenauigkeit (eigene Hälfte/pro Spiel) | 20,1 (91 Prozent) | 17,9 (88 Prozent) |
Passgenauigkeit (gegnerische Hälfte/pro Spiel) | 20,5 (81 Prozent) | 14,6 (78 Prozent) |
Lange Pässe (pro Spiel) | 1,6 (56 Prozent) | 2,8 (64 Prozent) |
Exakte Steilpässe (pro Spiel) | 1,5 (47 Prozent) | 2,8 (62 Prozent) |
Ballverluste (pro Spiel) | 8,5 | 9,1 |
Man sieht ganz gut, dass beide nicht gerade mit Scorer-Punkten glänzen. Beide haben zwei Tore auf dem Konto, wobei Palhinha im Hinblick auf seine gesamte Karriere der torgefährlichere Spieler ist. Zubimendi ist hingegen der bessere Vorlagen-Geber, was auch die Statistiken beweisen. Eine Kernkompetenz ist das jedoch bei beiden nicht.
Es ist zu erkennen, dass beide ähnlich häufig am Ball sind, jedoch Zubimendi mehr Pässe spielt und auch die leicht bessere Genuigkeit aufweist. Zudem spielt er prozentual mehr Bälle in der gegnerischen Hälfte, was dafür spricht, dass er nicht ganz so tief steht. Auch hier sei jedoch angemerkt, dass ein Vergleich schwierig ist, weil Real Sociedad das bessere und vor allem spielerisch stärkere Team ist. Dafür hält Palhinha noch ganz gut mit.
Es ist auch zu sehen, dass der Fulham-Profi mehr lange Bälle und mehr Steilpässe spielt und diese auch genauer anbringt. Dies kann aber auch damit zu tun haben, dass er sich häufiger in der eigenen Hälfte befindet und dadurch mehr Zeit hat.
Fazit:
Wie der Vergleich zeigt, kommt Joao Palhinha dem Prototypen einer 'Holding Six' durchaus näher. Der Portugiese ist ein knallharter Gegenspieler, der viel foult, aber auch unglaublich viele Bälle gewinnt und eine starke Zweikampfquote aufweist. Zubimendi offenbart hingegen am Ball leichte Vorteile im Passspiel, selbst wenn lange Bälle wieder eher eine Spezialität von Palhinha sind. Der Spanier ist (abgesehen von den Statistiken) der etwas schnellere und elegantere Spieler, während der Portugiese die größere Präsenz und Ausstrahlung in der defensiven Zentrale mitbringt.
Es deutet vieles darauf hin, als wäre Palhinha die etwas bessere Wahl und noch mehr der Spielertyp, den Tuchel beim FC Bayern möchte. Es ist aber auch durchaus möglich, dass sich der etwas ballgewandtere Zubimendi im Münchner Ballbesitzfußball wohler fühlt.
Was außerdem für den Spanier spricht, ist die Tatsache, dass er deutlich jünger ist. Wenn man jetzt auch noch bedenkt, dass er wohl günstiger zu haben ist, spricht wieder deutlich mehr für Zubimendi. Dieser ist noch jung genug, um Schwächen (wie zum Beispiel die Zweikampfquote) zu beheben und sich noch zu entwickeln.
Demnach kann man bilanzierend festhalten, dass Palhinha für die nächsten zwei Jahre die bessere Lösung wäre, langfristig aber auch Zubimendi einige Argumente auf seiner Seite hätte.
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