Toprak lobt Werder: "Gute Truppe, die Spaß macht"

Toprak ist definitiv zum Abwehrchef der Bremer aufgestiegen
Toprak ist definitiv zum Abwehrchef der Bremer aufgestiegen / WOLFGANG RATTAY/Getty Images
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Werder Bremens Ömer Toprak ist eine der Symbolfiguren der bisherigen Saison. Ganz nebenbei entwickelte sich der erfahrene Abräumer wieder einmal zu den besten Verteidigern der Liga. Der Deichstube gab er nun ein Interview, in dem er über die derzeitige Form und die Stimmung in der Mannschaft sprach.

In der aktuellen Saison können ihm nur wenige Verteidiger das Wasser reichen. Ömer Toprak hat nicht nur in seinem Verein die beste Zweikampfquote. Dass er offensiv immer gefährlicher wird und bis zu seiner jüngsten Verletzung am Wochenende in starker körperlicher Verfassung war, blieb ebenfalls nicht unentdeckt. Nun muss er aber wohl erst einmal wieder passen und erinnert sich dabei an die letzte Saison zurück.

"Je länger man spielt, umso besser fühlt man sich. Mit jeder Minute auf dem Platz oder im Training bekommt man wieder den Rhythmus. In der vergangenen Saison war das ja gar nicht möglich, ich war ja gefühlt ein Jahr lang raus. Dann habe ich mal zwei Spiele gemacht, dann war ich wieder verletzt, dann habe ich wieder zwei Spiele gemacht und so weiter. Da bekommt man ja keinen Rhythmus", so der Abräumer in der Deichstube.

Toprak gibt sich mit seiner Bestform nicht zufrieden

Zuletzt war der 27-fache Nationalspieler in seiner besten Verfassung unterwegs gewesen. Selbst Trainer Florian Kohfeldt attestierte ihm dies. Das Lob spielte Toprak aber lässig herunter. "Ich bin schon lange in der Liga und weiß um meine Qualitäten. Ich weiß, was ich kann. Ich bin nicht derjenige, der groß etwas rausposaunt. Ich bin so groß geworden: Ich arbeite, ich gebe Gas und ich schaue, dass ich dort hinkomme, wo ich hinkommen will."

Toprak ist auch eine echte Gefahr bei Standards
Toprak ist auch eine echte Gefahr bei Standards / Boris Streubel/Getty Images

An sich gearbeitet hat der 31-Jährige auch in Sachen Torgefahr. Zwei Treffer glückten ihm zuletzt. Zuvor blieb er über zwölf Jahre ohne Torerfolg in der Liga. "Gegen Hertha war es einfach ein super Ablauf, ein super Ball – und getroffen habe ich ihn auch richtig gut. Da freut man sich natürlich. Umso mehr, weil es diesmal drei Punkte gab, beim Tor gegen Leverkusen war es ja nur einer."

Die allgemeinen Offensivqualitäten der Bremer Abwehrreihe greift Toprak explizit auf. "Ich bin Abwehrspieler, aber ein Tor zu schießen, ist auch für mich das Schönste am Fußball. Aber klar, meine Paradedisziplin ist es nicht. Ich erinnere mich jedoch, dass ich nach meinem Tor in Leverkusen erklärt habe, dass bei Werder auch wir Verteidiger treffen müssen – seither haben Felix Agu und Theo Gebre Selassie sowie ich erneut ein Tor geschossen – so kann es gerne weitergehen. Ich wehre mich jedenfalls nicht dagegen, dass es bei mir noch mehr als die zwei Tore werden."

Werders defensive Stabilität überzeugt

Auch hinten stehen die Bremer zurzeit absolut verlässlich. Leader und Wellenbrecher Toprak stellt dabei heraus, dass dies der kompletten Mannschaft zu verdanken ist, schließlich sei es "nicht damit getan, dass in einer Mannschaft, vier, fünf oder sechs Spieler verteidigen. Das kann nicht funktionieren. Alle müssen mitmachen – und im Moment zeichnet es uns aus, dass wir das als Mannschaft wirklich sehr gut umsetzen." Wie genau Werder das umsetzt, erklärt er im Detail.

"Wir verdichten die Räume, wir gewinnen die Zweikämpfe, wir coachen uns gegenseitig und wir sind in einer gewissen Art ruhig beim Verteidigen, werden nicht hektisch, wenn die Angriffe kommen." Das sah vor einer Saison noch ganz anders aus. Zum gleichen Zeitpunkt waren es vor zwölf Monaten 44 Gegentore, nun sind es gerade einmal 26.

So wie gegen die Bayern soll es für Werder hinten immer laufen
So wie gegen die Bayern soll es für Werder hinten immer laufen / Alexander Hassenstein/Getty Images

"Von vorne bis hinten ziehen alle mit, so muss das auch weitergehen. Nach dem 1:1 bei den Bayern habe ich gesagt, dass das in dem Spiel gezeigte Defensivverhalten die Benchmark für uns sein muss. Da müssen wir immer wieder hinkommen. Wenn wir so diszipliniert und konzentriert verteidigen wie in den letzten Wochen, dann wissen wir, dass es schwer ist, gegen uns ein Tor zu schießen."

"Nach dem 1:1 bei den Bayern habe ich gesagt, dass das Defensivverhalten die Benchmark sein muss."

Ömer Toprak zur Deichstube

Damit rückt auch das oberste Ziel Klassenerhalt in greifbare Nähe. Vor allem ein Blick auf die Konkurrenz zeigt Werders gute Chancen in diesem Jahr. "Ich kann es nur so sagen: Wir tun gut daran, uns nicht von irgendetwas ablenken zu lassen, sondern jedes Spiel für sich konzentriert anzugehen. Wir haben eine junge Mannschaft, in der ein paar Spieler stehen, die gerade ihre erste Bundesliga-Saison spielen, da können wir wirklich nicht nachlassen", so Toprak.

Toprak warnt und will weiter konzentriert bleiben

Am Samstag wartet das Spiel gegen Schalke. Die Knappen stecken zwar in einer schweren Krise, doch Werder muss trotzdem auf der Hut sein. "Sie haben in Kolasinac, Huntelaar und William neue Spieler dazu bekommen. Schalke steckt natürlich in einer schwierigen Situation, aber das macht sie auch so gefährlich. Die Mannschaft hat gegen Hoffenheim 4:0 gewonnen und hat auch gegen Bayern München nicht schlecht ausgesehen. Nur daran denke ich, alles andere macht keinen Sinn."

Ein Trumpf für den Rest der Saison, aber auch die nahende Zukunft sind Werders vielversprechende Nachwuchsspieler. Der erfahrene und auch gefeite Toprak hat mit der bunten Mischung kein Problem. "Die Jungs sind alle relativ entspannt. Klar, die Jüngeren verstehen sich untereinander besser, die haben die selben Interessen. Auch wenn ich noch nicht so weit davon weg bin (lacht). Seit Beginn der Vorbereitung war bei uns zu erkennen, dass die Teamchemie passt." Natürlich gibt ihnen der alte Hase auch Rückendeckung.

Toprak ist auch ein Zugpferd für die Jüngeren in seiner Mannschaft
Toprak ist auch ein Zugpferd für die Jüngeren in seiner Mannschaft / Maja Hitij/Getty Images

"Eine Mannschaft wird man dann aber erst mit den Spielen, mit Siegen und Niederlagen. Ich glaube, im Moment haben wir eine gute Truppe, die auch Spaß macht. Manchmal hören die jungen Spieler zwar Musik, die ich nicht kenne, und manchmal ist es mir auch zu laut, aber die Jungs sollen machen, was sie wollen, so lange sie auf dem Platz Gas geben."

Am Ende des Tages haben die Führungsspieler in der Kabine immer noch das Sagen. Eine gewisse Autorität herrscht also definitiv. Wenn es einmal zu laut wird, "dann wird leiser gedreht". Das gilt allerdings nicht auf dem Platz. Für Toprak kann es gerne so erfolgreich weitergehen.