Olympia-Halbfinals: Spanien verpasst Endspiel - Spiel um Bronze gegen Deutschland
Von Helene Altgelt
Nur noch zwei Spiele, dann ist das olympische Frauenfußball-Turnier auch schon wieder vorbei. Jetzt geht's ums Ganze: Wer bekommt die Medaillen? Die USA und Brasilien haben sich bereits eine gesichert. Im Finale spielen sie jetzt darum, welche Farbe es werden wird.
Spanien und Deutschland dagegen kämpfen im Spiel um Platz drei um den "Trostpreis" Bronze. Alle Teams haben intensive Tage mit viel Fußball und wenig Regeneration hinter sich - das war auch im Halbfinale stellenweise zu spüren.
Deutschland - USA 0:1 nach Verlängerung: Revanche verpasst
Die DFB-Frauen wollten im Halbfinale für die empfindliche 1:4-Niederlage aus der Gruppenphase gegen die USA Revanche nehmen. Dieses Unterfangen gelang letztendlich nicht. Aber Deutschland brachte trotzdem beim 0:1 gegen die USA eine gute Leistung auf den Rasen, zeigte sich vor allem defensiv deutlich verbessert. Erst in der Verlängerung sorgte Sophia Smith für das entscheidende Tor (95).
Vor der Partie war bereits bekannt geworden, dass Lea Schüller und Alexandra Popp beide ausfielen. Deutschland trat also ohne echte Mittelstürmerin und als Außenseiter an. Das Spiel begann mit einem Krisenmoment: Schon nach vier Minuten hatten die USA eine erste Chance, Rose Lavelle schloss aber zu unplatziert ab.
Gute Defensivleistung der DFB-Frauen
Danach wurde es um den deutschen Strafraum aber ruhiger. Die US-Amerikanerinnen rannten mit ihrer gefürchteten Offensive um Sophia Smith, Trinity Rodman und Mal Swanson zwar an, aber konnten das Tempo ihrer Stürmerinnen nicht perfekt nutzen.
Die DFB-Frauen spielten durchaus physisch betont und ernteten dafür den ein oder anderen Foul-Pfiff. Dafür hielten sie die USA gut vom eigenen Tor weg. Besonders Innenverteidigerin Marina Hegering, die ständig noch einen Fuß dazwischen hatte, stach heraus.
Unter der organisierten Defensive litt freilich das Spiel nach vorne ein wenig, Chancen für Deutschland waren Mangelware. Damit fuhren die DFB-Frauen eine ähnliche Strategie wie Japan im Viertelfinale gegen die USA. Auch diese Partie war torlos in die Verlängerung gegangen. So passierte es auch in Lyon.
Smith auffällig - Abseitstor und entscheidender Treffer
Die USA hatten in der zweiten Hälfte noch einige passable Chancen. Swanson etwa setzte sich stark gegen zwei DFB-Verteidigerinnen durch und stand allein vor dem Tor, aber zielte knapp rechts vorbei. Und Sophia Smith erzielte kurz vor Schluss ein Abseitstor.
So ging es in die Verlängerung, wo Smith aber gefährlich blieb. In der 95. Minute wurde sie freigespielt, tanzte Felicitas Rauch aus und schloss souverän ab - der 0:1-Rückstand für Deutschland. Davon erholte sich die Hrubesch-Elf nicht mehr, die USA hatten eher die besseren Chancen auf das 2:0.
Spanien - Brasilien 2:4: Deutliches Aus für Weltmeisterinnen
Weltmeister und Topfavorit Spanien musste wenige Stunden danach dem Olympia-Traum von Gold Adieu winken. In Marseille unterlag La Roja den Brasilianerinnen überraschend deutlich. Das 2:4 war durchaus verdient, die spanische Defensive zeigte sich an dem Abend in indiskutabler Form.
Komplett überraschend kam die Niederlage nicht: Schon im Viertelfinale hatte Spanien mit 0:2 gegen Kolumbien zurückgelegen und sich per Elfmeterschießen doch noch gerettet. Brasilien hatte zuvor Frankreich besiegt und steht jetzt überraschend im Finale. Vor dem Turnier galten die Südamerikanerinnen, die letztes Jahr bei der WM in der Gruppenphase ausschieden, nicht als Favoritinnen.
Für das entscheidende Spiel um Gold wird auch Superstar Marta wieder von der Partie sein. Die brasilianische Stürmerin hatte sich im letzten Gruppenspiel gegen Spanien ein rüdes Foul geleistet und wurde dafür für zwei Spiele gesperrt - das Finale wird das letzte Spiel ihrer Karriere im Brasilien-Shirt sein.
Spanien mit katastrophaler Defensive
Die Begegnung in der Gruppenphase hatte Spanien mit 2:0 für sich entschieden, aber tat sich dort bereits nicht leicht. Das Spiel begann denkbar schlecht für Spanien: In der sechsten Minute schoss Torhüterin Cata Coll ihre eigene Innenverteidigerin Irene Paredes an, von ihrem Rücken traf der Ball ins eigene Tor.
Daraufhin machten die Spanierinnen Druck, kamen aber ähnlich wie gegen Kolumbien zu wenig klaren Chancen. Brasilien spielte nicht besonders schön, dafür aber effektiv, und nutzte immer wieder kleine Fouls und Nickeligkeiten, um Spanien vom eigenen Kasten wegzuhalten.
Mit Erfolg: Gabi Portilho, die schon gegen Frankreich das entscheidende Tor gemacht hatte, erhöhte kurz vor der Pause auf 2:0. Nach einer Hereingabe von links hielt sie den Fuß herein - das ging wieder zu leicht gegen eine offene spanische Defensive.
Spanien misslingt erneutes Comeback
Brasilien verteidigte auch in der zweiten Halbzeit gut, besonders Torhüterin Lorena zeigte starke Reflexe. Mit dramatischen Show-Einlagen und Zeitschindung machte sich Brasiliens Nummer eins aber nicht nur Freunde. Würde Spanien erneut das Comeback von einem 0:2 schaffen?
Nein - weil Brasilien das gelang, was Kolumbien trotz einer dicken Chance verpasst hatte: den Deckel draufzumachen. In der 72. Minute jagte Adriana zunächst eine hundertprozentige Chance an die Latte, per Abstauber sorgte sie dann aber für das 3:0. Ein Eigentor von Duda - schon das zweite Eigentor des Spiels - gab Spanien dann doch noch einen späten Funken der Hoffnung (85.).
Aber nur sechs Minuten später machte Kerolin diesen wieder zunichte, nutzte einen Patzer von Oihane bei der Ballannahme aus. Der späte Treffer zum 2:4 durch Salma Paralluelo (90.+12) nach einer Ecke fiel da nicht mehr ins Gewicht. Spaniens Spielerinnen zeigten sich nach der Niederlage schwer enttäuscht, werden nun mit Wut im Bauch in das Spiel um Bronze gegen Deutschland gehen.