Olympia 2024: Wer fährt mit nach Paris, wer muss zuhause bleiben? - Die 90min-Prognose
In gut drei Monaten startet das Olympische Turnier für die deutsche Frauennationalmannschaft. Bis dahin muss Bundestrainer Horst Hrubesch aufgrund des dezimierten Kaders einige personelle Entscheidungen treffen: "Es werden nur 18 Spielerinnen mitfahren können - das wird wehtun", prognostiziert Hrubesch. Wir haben die Spielerinnen in folgende drei Kategorien aufgeteilt:
Kategorie "sicher dabei"
Merle Frohms: Die Torhüterin des VfL Wolfsburg wird das geringste Problem haben, sich einen Kaderplatz für die Olympischen Spiele zu sichern. Die 29-Jährige ist als klare Nummer Eins gesetzt und durch ihre Leistungen bestätigt sie dieses Vertrauen.
Giulia Gwinn: Vergangenen Lehrgang durfte Gwinn die deutsche Nationalmannschaft als Kapitänin aufs Feld führen. Im Zuge dessen war auch Bundestrainer Horst Hrubesch voller Lob für die Außenverteidigerin: "Sie hat es mit ihren Leistungen bewiesen, dass sie eine wertvolle Spielerin für die Mannschaft ist".
Kathrin Hendrich: Kathrin Hendrich ist gesetzte Stammkraft im DFB-Tross. Als Abwehrchefin leitet die 32-Jährige ihre Hintermannschaft. Ein Vorteil ist auch, dass Hendrich mit Frohms in Wolfsburg wöchentlich zusammen auf dem Platz steht und dadurch eine gewisse Eingespieltheit an den Tag legen.
Marina Hegering: Neben Hendrich stand hauptsächlich Marina Hegering als zweite Innenverteidigerin auf dem Spielbogen. Ihre Erfahrung dürfte der Spielerin des VfL den entscheidenden Vorteil geben. Allerdings könnte ihr, ihre Verletzungsanfälligkeit einen Strich durch die Rechnung machen.
Sarai Linder: Vor ungefähr einem Jahr feierte Sarai Linder, damals noch unter Martina Voss-Tecklenburg, ihr Debüt in der Nationalmannschaft. Schnell konnte die Hoffenheimerin durch gute Leistungen überzeugen und sich auf der rechten Außenverteidigerposition fest spielen.
Lena Oberdorf: Mit ihrem Wechsel von Wolfsburg zum FC Bayern sorgte Lena Oberdorf noch für Kontroverse. Wenger umstritten ist ihr Platz im Olympia-Kader. Die beste Nachwuchsspielerin der EM 2022 zeichnen vor allem ihre defensiven Fähigkeiten aus. Im Mittelfeld des DFB ist die 22-Jährige in jedem Fall nicht mehr wegzudenken.
Sjoeke Nüsken: Ein wichtiges Kriterium für Hrubesch ist die Flexibilität - Sjoeke Nüsken steht dafür wie kaum eine andere. Erst kürzlich sagte Emma Hayes, ihre Vereinstrainerin bei Chelsea, über die 23-Jährige: "Egal, wo sie spielt, sie wird überall gleich gut sein". Hrubesch sieht Nüsken eher im defensiven Mittelfeld - einen Platz im Team wird sie aber in jedem Fall finden.
Klara Bühl: Als Nationalspielerin des Jahres 2023 erfreut sich Bühl nicht nur von den Fans an großer Beliebtheit - auch Hrubesch verzichtet ungern auf die Offensivspielerin des FC Bayern. Oft ist es Bühl, die durch ihre Läufe und Abschlüsse für entscheidende Tore sorgt. Eine Qualität, auf die die deutschen Frauen bei Olympia wohl ungern verzichten wollen.
Jule Brand: Dank des Vertrauens des DFB-Trainerteams habe Brand zu alter Stärke zurückgefunden. Ihre Dribblingstärke und Schnelligkeit kann immer für Gefahr sorgen und dem DFB-Team einen entscheidenden Vorteil geben.
Sydney Lohmann: Das Merkmal der Flexibilität trägt auch Sydney Lohmann: Die 23-Jährige kann fast überall im Offensivspiel eingesetzt werden, sei es auf der 10, als Flügelspielerin oder zweite Sturmspitze. Ihr Tempo im Dribbling, Ballbehandlung und kreative Lösungsfindung zeichnen sie aus. Einzig ihre Verletzungsanfälligkeit könnte die Pläne der Bayern-Spielerin durchkreuzen.
Lea Schüller: 38 Tore in 58 Spielen konnte Lea Schüller bereits für die Nationalmannschaft erzielen. Durch ihren Torinstinkt und ihre Kaltschnäuzigkeit ist die Stürmerin des FC Bayern aus dem Sturm des DFB nicht mehr wegzudenken. So dürfen auch bei Olympia die Fans darauf hoffen, "Es hat geschüllert" zu jubeln.
Alexandra Popp: Die eigentliche Kapitänin der Nationalmannschaft hat ihr Ticket sicher in der Tasche. Mit ihrer Erfahrung führt sie das Team, ihre Kopfbälle sorgen immer für Gefahr. Hrubesch selbst bestätigte nach dem Länderspiel in Aachen, dass er fest mit Popp bei den Olympischen Spielen rechne.
Kategorie "gute Chancen"
Ann-Katrin Berger: Laut Hrubesch ist Berger eine Spielerin, "die der Mannschaft unwahrscheinlich guttut". Die erfahrene Torfrau habe über Jahre nachgewiesen, was sie könne. Berger steht in einem Zweikampf mit Frankfurts Johannes. Beiden soll in den nächsten Begegnungen Spielpraxis gewährt werden. Die Erfahrung von Berger könnte ihr dann den entscheidenden Vorteil geben.
Pia-Sophie Wolter: Gute Außenverteidigerinnen sind in Deutschland rar gesät. Pia-Sophie Wolter füllt diese Lücke aktuell. Nach ihrem Wechsel zur Eintracht sammelt sie dort Spielzeit, was sich auch an ihren Leistungen auf dem Platz bemerkbar macht.
Bibiane Schulze Solano: "Sie passt da rein, hat ihre Qualitäten bewiesen, und so viele Linksfüße habe ich nicht in der Mannschaft", so rechtfertigte Hrubesch den ersten Startelfeinsatz der Debütantin beim Spiel gegen Island. Ausgezahlt hat sich die Nominierung der 25-Jährige allemal. Für die Innenverteidigung wäre Schule Solano ein belebender Faktor - ihr Linksfuß könnte bei der finalen Entscheidung für sie sprechen.
Elisa Senß: Die 26-jährige Mittelfeldspielerin ist bei Bayer Leverkusen eine der wichtigsten Leistungsträgerinnen. Ab Sommer verstärkt sie die Eintracht und ihr neuer Trainer Niko Arnautis fasst ihre Qualitäten wie folgt zusammen: "Elisa ist eine technisch versierte, aber gleichzeitig auch sehr zweikampfstarke Spielerin, die fußballerisch alles mitbringt". Es ist nicht unwahrscheinlich, dass sie das Ticket für Olympia lösen wird.
Sara Däbritz: Sara Däbritz durfte bereits Olympia-Luft schnuppern und 2016 in Rio de Janeiro die Goldmedaille gewinnen. Mit Sara Däbritz hätte das DFB-Team eine erfahrene Mittelfeldspielerin an Bord. Bei Olympique entwickelt sich Däbritz immer mehr zu Goalgetterin, beim DFB konnte sie diese Qualitäten in letzter Zeit nicht auf den Platz bringen. Dennoch wird Däbritz in der engeren Auswahl stehen.
Laura Freigang: Laura Freigang hatte in den letzten Jahren beim DFB einen schweren Stand - zeitweise wirkte es so, als hätte sie den Platz auf der Bank reserviert. Beim 3:2 Sieg über Österreich überzeugte Frankfurts Leistungsträgerin mit einem engagierten Spiel. "Laura kenne ich und weiß, was ich von ihr kriege", resümierte Hrubesch. Flexibel und kreativ ist die Mittelfeldallrounderin in jedem Fall, an ihrer Chancenverwertung kann sie noch arbeiten. Ein Punkt, der für Freigang sprechen könnte, ist ihre Bedeutung für das Teamgefüge. Hoffnungen auf einen Kaderplatz darf sich die 26-Jährige machen. Es ist aber auch vorstellbar, dass Freigang auf Abruf nominiert wird.
Vivien Endemann: Für viele ist Vivien Endemann die Neuentdeckung der Saison. Die Wolfsburgerin ist schnell, dribbel- und abschlussstark. Bei Wolfsburg überzeugt die 22-Jährige vor allem durch ihre Torbeteiligungen. Eine Spielerin wie Endemann könnte auch als Joker für den entscheidenden Faktor sorgen. Genauso denkbar ist es, dass Hrubesch eher auf eine erfahrenere Spielerin setzt.
Kategorie "wird es schwer haben"
Stina Johannes: Aktuell steht Johannes hinter Frohms und Berger. An regelmäßiger Spielzeit im DFB-Trikot fehlt es ihr noch. Durch ihre Leistungen bei Frankfurt drängt sich Johannes allerdings auf. Sie müsste dies nun auch im Tor der Nationalmannschaft zeigen. Der Konkurrenzkampf mit Berger ist dennoch offen.
Sophia Kleinherne: Die Frankfurterin hat beim DFB einen schweren Stand. Angesichts des Mangels an Innenverteidigerinnen wundert es doch sehr, wieso Kleinherne nicht mehr in das Aufgebot nominiert wurde. Durch das Debüt von Schulze Solano wird es für die 24-Jährige nun noch schwerer in den Kreis der Nationalmannschaft zurückzukehren.
Sara Doorsoun: Durch den bleibenden Eindruck von Schulze Solano hat auch Sara Doorsoun ihren Kaderplatz nicht mehr sicher. Die Frankfurter Innenverteidigerin bringt zwar mehr Erfahrung mit, doch für Hrubesch scheint die Linksfüßigkeit von Schulze Solano wichtig zu sein. Ob das bei der Wahl des Kaders den Unterschied macht, bleibt abzuwarten.
Felicitas Rauch: Mit ihrem Wechsel in die USA ging Rauch ein großes Wagnis ein. Ihren Stammplatz in der Nationalmannschaft hat die 27-Jährige derweil an Sarai Linder verloren. Einfach wird es für Rauch nicht, sich den Traum der Olympischen Spiele zu erfüllen.
Lina Magull: Die Spielerin von Inter Mailand gehörte lange Zeit zu den Führungsspielerinnen im DFB-Team. In letzter Zeit spielte Magull keine allzu große Rolle mehr. Auf ihrer Position im zentralen Mittelfeld gibt es einen großen Konkurrenzkampf mit vielen jungen Spielerinnen. In Sachen Erfahrung kann ihr niemand den Rang ablaufen. Sie hätte in jedem Fall eine Berechtigung, nach Paris zu fahren, müsste dafür aber mehr Spielzeit bekommen. So drängen sich andere deutlich mehr auf.
Linda Dallmann: Mit Linda Dallmann musste eine weitere erfahrene Mittelfeldspielerin für die jungen Talente Platz machen. Ihre Flexibilität könnte in der finalen Entscheidung für die Bayern-Spielerin sprechen. Dennoch muss auch Dallmann darauf hoffen, sich beim nächsten Lehrgang wieder zeigen zu dürfen, um auf einen Kaderplatz hoffen zu dürfen.
Nicole Anyomi: Die Frankfurter Stürmerin steht derzeit im Schatten des Duos aus Popp und Schüller. Zwar wurde sie vergangenen Lehrgang, im Vergleich zum Vorherigen, nominiert, Spielzeit bekam sie aber abermals keine. Anyomi muss sich strecken, um in den Olympia-Kader zu rutschen.
Melissa Kössler: Nach langer Verletzungspause wurde Melissa Kössler letzten Lehrgang wieder nominiert - Hrubesch gab ihr sogar einen kurzen Einsatz. Angesichts der Konkurrenz in der Offensive dürfte Kössler allerdings nicht zu den Favoriten zählen.
Die Qual der Wahl
In der Haut von Horst Hrubesch wollen wahrscheinlich die Wenigsten stecken. Der Bundestrainer steht im Hinblick auf den Olympia-Kader vor der Qual der Wahl. Es bestehen noch viele Unsicherheiten rund um die Nominierung. Die Entscheidungen fallen nicht leicht und es können für fast jede Spielerin pro und contra Argumente gefunden werden. Die nächsten Lehrgänge werden den Weg weisen und zeigen auf wen der Cheftrainer bauen will.