Oliver Kahn bezieht plakativ Stellung zur JHV: Mia san der Höchstbietende
Von Oscar Nolte
Die eskalative Jahreshauptversammlung beim FC Bayern hat ein Fass eröffnet, das die Zeit nicht einfach schließen wird: die zunehmende Spaltung zwischen den Fans und dem Verein. Geschäftsführer Oliver Kahn versucht nun zu schlichten.
Das Thema Katar sollte - so zumindest der Eindruck der Fans und Mitglieder des FC Bayern - als zentrales Thema der Jahreshauptversammlung diskutiert werden. Die Verantwortlichen, allen voran Präsident Herbert Heiner, duckten sich aber weg und versuchten die eigenen Fans mundtot zu machen. Eine Farce, die zeigt, wie unabhängig der Verein mittlerweile von den Fans ist. Wenn nicht gar entrückt.
Denn die Botschaft ist klar: die Bayern rechnen das katarische Geld gegen die Loyalität der Fans auf. Dass der Rekordmeister sich die Kritik aus dem eigenen Lager zu Herzen nimmt und die Kooperation mit Katar auflöst, scheint in der Führungsebene keine ernsthafte Option zu sein. Stattdessen versuchen die handelnden Akteure die Fans zu vertrösten. Damit zeigen sie gerade den Menschen, von denen der Fußball leben sollte, dass sie in diesem System entbehrlich geworden sind. 'Geht ihr doch, wir bleiben bei Katar' - so oder so ähnlich lässt sich die Postion der Bayern verstehen.
Dem gegenüber steht nun das Versöhnungsangebot von Geschäftsführer Oliver Kahn. "Die Jahreshauptversammlung am Donnerstag beschäftigt mich natürlich immer noch sehr", schrieb Kahn am Sonntag auf Twitter. Offenbar ist in den Emotionen einiges nicht angekommen, was mir in Zukunft wichtig ist. Es hat sich erneut gezeigt, wie wichtig der Austausch zwischen dem FC Bayern und unseren Mitgliedern ist."
Da steckt ein Versprechen drin, das der Verein nicht halten werden kann. Nämlich: 'das Anliegen der Fans ist uns wichtig, wir gehen in den Dialog.' Eben nicht! Diese Chance hat der FCB auf der JHV verpasst - und damit eben bei genau dem Ereignis, bei dem der Austausch mit den Mitgliedern stattfinden sollte. Mit Füßen getreten wurde das Dialog-Bedürfnis der Fans und Mitglieder. Kahns Statement am Sonntag wirkt daher umso plakativer.
Kahn aber schlägt weiter in die versöhnliche Kerbe und betont sogar, wie dialogfreundlich die Bayern tatsächlich sind: "Ich bin mir darüber sehr bewusst", fuhr der 52-Jährige vor. "Seitdem ich zurück bei unserem Verein bin, haben wir hier schon einiges angestoßen. Ich denke da zum Beispiel an den Mitgliederdialog im Frühjahr oder die gemeinsame Erstellung des Leitbildes, das wir in Kürze vorstellen."
Oliver Kahn zeigt eindeutig: Der FC Bayern ist in der eigenen Bubble angekommen
In einem abschließenden Tweet ließ Kahn dann noch einen eigenartigen Satz fallen: "Dabei haben die Anregungen unserer Mitglieder eine entscheidende Rolle gespielt. Trotzdem gibt es noch viel zu tun und zu verbessern! Zum Qatar-Airways-Sponsoring werden wir uns ein möglichst breites Meinungsbild unserer Mitglieder einholen."
Der FC Bayern möchte sich also ein möglichst breites Meinungsbild seiner Mitglieder einholen. Das bedeutet: der Rekordmeister ist auf Stimmenfang von Mitgliedern, die die Katar-Partnerschaft gutheißen. Der FC Bayern sucht nach einer Verteidigungs-Fraktion, die die aufrührerischen Fans und Mitglieder, die so leidenschaftlich gegen Katar vorgehen, mundtot zu machen. Das wäre - gelinde gesagt - eine Frechheit.
Oliver Kahn versucht zu schlichten. Er spricht von einem Vereins-Leitbild und wie wichtig der Dialog mit den Mitgliedern ist. Es ist eine Farce, die so deutlich zeigt, dass der Verein endgültig in der eigenen Bubble angekommen ist, in dem nicht nur der Blick für die Realität fehlt, sondern auch das Verständnis eben jener Menschen, die das Herz des FC Bayern ausmachen. Mia san mia - das gilt beim FCB nur noch für den Höchstbietenden.