Offiziell: DFB führt "Kapitänsregel" in allen deutschen Spielklassen ein

  • DFB, DFL und Schiedsrichter haben Einführung der "Kapitänsregel" ab 24/25 einstimmig beschlossen
  • Neue Regelung gilt in allen Spielklassen und Wettbewerben - auch im Frauenfußball
  • DFB bestätigte weitere Änderungen in der Regelauslegung
Felix Zwayer
Felix Zwayer / BSR Agency/GettyImages
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Die Europameisterschaft 2024 ist ausgespielt. Eine der Erkenntnisse des Turniers: Die neue Regel, dass nur noch der Kapitän einer Mannschaft mit dem Schiedsrichter diskutieren darf, hat gefruchtet. Deutlich weniger Meckerei, keine Rudelbildungen und somit mehr Spielfluss. Die UEFA hat zur EM endlich mal eine Neuerung eingeführt, die bei allen Seiten auf Zustimmung trifft.

Der DFB hat sich deshalb schon früh mit der Frage beschäftigt, ob es sinnvoll wäre, diese Regelung auch für den deutschen Fußball zu übernehmen. Die Tendenz der letzten Tage war klar: Künftig soll sie auch in der Bundesliga umgesetzt werden.

Am Dienstagvormittag gab der Verband nun offiziell bekannt, dass die neue Regel tatsächlich schon ab der kommenden Saison 24/25 eingeführt wird. Und zwar in allen deutschen Spielklassen! Damit gilt sie künftig auch in der 2. Liga abwärts und der Frauen-Bundesliga. "Die Regelung gilt entsprechend sowohl in den drei Profiligen der Männer als auch in den Frauen-Bundesligen, sämtlichen Amateurspielklassen, allen Pokalwettbewerben und dem Jugendbereich", heißt es vom Verband.

Der DFB erklärt die Neuerung folgendermaßen: "Die Anweisung, dass sich nur der Mannschaftskapitän an den Schiedsrichter oder die Schiedsrichterin wenden darf, um eine wichtige Entscheidung erklärt zu bekommen. Die Kapitäne sind zudem dafür verantwortlich, dass ihre Mitspieler die Unparteiischen respektieren, Abstand halten und sie nicht bedrängen. Ein Spieler, der die Rolle seines Kapitäns ignoriert, beim Referee reklamiert oder sich respektlos verhält, wird verwarnt."

Wie bei der EM gilt: Sollte der Torhüter der Kapitän der Mannschaft sein, wird im Vorfeld ein Feldspieler bestimmt, der als Stellvertreter mit dem Schiedsrichter in Kontakt treten darf. "Die Unparteiischen werden ihrerseits dazu ermutigt, sich im Dialog mit den Kapitänen auszutauschen, um eine respektvolle Atmosphäre zwischen allen Parteien zu schaffen und eine Vertrauensbasis zu den Spielerinnen und Spielern aufzubauen", heißt es vom DFB weiter.

Die Entscheidung, die "Kapitänsregelung" umzusetzen, haben die DFB Schiri GmbH, der DFB e.V. und die DFL in Gesprächen gemeinsam und einstimmig getroffen.

Weitere Neuerungen zu Saison 2024/25

Neben der "Kapitänsregel" wurden weitere Regelanpassungen beschlossen. So sind die Schiedsrichter künftig angehalten, "präventiv" zu agieren, sollte der Ball vom Torhüter länger als die erlaubten sechs Sekunden in der Hand halten. Verzögerungen sollen künftig konsequenter bestraft werden. Ähnliches gilt auch bei Einwürfen: Die korrekte Ausführung soll deutlich schärfer kontrolliert werden.

Ansprachen von Schiedsrichtern vor Freistößen und Eckbällen an die Spieler sollen 24/25 reduziert werden. Bei der EM hatte man die Unparteiischen im Vorfeld von beinahe allen Standards mit den Spielern reden sehen.

Die Nachspielzeit soll weiterhin konsequent bemessen werden - so wie schon in der abgelaufenen Saison. Konsequenz wird auch bei unsportlichem Verhalten gefordert, daher bei Respektlosigkeiten gegenüber dem Schiedsrichter, Ballwegschlagen, weiteren Spielverzögerungen und gesundheitsgefährdeten Foulspielen.


Die Regel-Anweisungen zur Saison 2024/25 im Überblick

  • Kapitänsregelung wie bei der EM wird in allen Spielklassen eingeführt
  • Halten des Balles der Torhüter (max. 6 Sekunden) soll schärfer bestraft werden
  • Schiedsrichter sollen Anweisungen vor Standardsituationen an Spieler reduzieren
  • Ausführung von Einwürfen soll konsequenter kontrolliert werden
  • Bemessung der Nachspielzeit bleibt wie 23/24
  • Unsportliches Verhalten soll weiter konsequent mit Gelb bestraft werden
  • Gesundheitsgefährdende Foulspiele sollen weiter konsequent mit Rot bestraft werden

Stimmen zur Kapitänsregelung

Knut Kircher (Geschäftsführer Sport und Kommunikation DFB Schiri GmbH): "Alles, was dem Image des Fußballs gut tut, werden wir hundertprozentig und konsequent als Schiedsrichter unterstützen! Uns ist dabei sehr bewusst, dass wir in den drei Profiligen und im DFB-Pokal eine Vorbildrolle einnehmen, der wir auch jederzeit gerecht werden wollen."

Ansgar Schwenken (DFL-Direktor Spielbetrieb & Fans): "Nachdem wir uns in der Kommission Fußball und in Abstimmung mit dem Bund Deutscher Fußball-Lehrer bereits in der vergangenen Saison für ein rigoroses Ahnden von Unsportlichkeiten stark gemacht haben, ist die Umsetzung der 'Kapitänsregelung' der logische nächste Schritt für noch mehr Fairness und Respekt."

Ronny Zimmermann (DFB-Vizepräsident): "Einfach nur positiv, in jeglicher Hinsicht! Schnellere Spielfortsetzungen und ein erheblich respektvollerer Umgang miteinander, um nur zwei Aspekte zu nennen. Eine tolle Sache, die hervorragend zu unserer Linie der vergangenen Jahre passt. Ich hoffe auf sehr viele positive Effekte, insbesondere im Amateurfußball."

Christine Baitinger (Sportliche Leiterin DFB-Schiedsrichterinnen): "Ich begrüße die 'Kapitänsregelung' sehr! Die Europameisterschaft hat uns gezeigt, dass dadurch auch wieder im Fußball respektvoller miteinander umgegangen wird. Dies wird uns in allen Spielklassen helfen."

Udo Penßler-Beyer (Vorsitzender DFB-Schiedsrichter-Ausschuss): "Ich verspreche mir von der Einführung der 'Kapitänsregelung' gerade auch im Amateurbereich einen deutlich respektvolleren Umgang miteinander. Der Schiedsrichter muss nicht mehr mit mehreren Spielern gleichzeitig unter Bedrängnis kommunizieren und kann seine Botschaft kurz und prägnant an den Kapitän übermitteln. Ein respektvollerer Umgang auf dem Spielfeld sollte sich dann auch positiv auf den Zuschauerbereich auswirken. Die Europameisterschaft hat bewiesen, dass es funktioniert."

Lutz Wagner (DFB-Schiedsrichter-Lehrwart): "Die Einführung ist nicht nur sinnvoll und praxisgerecht, sie hilft auch dem Fußball bis an die Basis. Zudem ist sie sehr einfach umsetzbar, da es keinerlei regeltechnische Veränderungen braucht, sondern nur der Ablauf der Kommunikation zwischen dem Schiedsrichter und dem Kapitän klar definiert wird. Für alle Beteiligten gibt es zudem auch ein kurzes prägnantes Informationsblatt, damit alle auf dem selben Sachstand sind."