Öffentliche Vorwürfe: Unruhe statt Einheit in der U21-Nationalelf
- U21-Titelverteidiger steht vor dem Gruppen-Aus
- Auch Trainer Di Salvo gerät in die Kritik
Von Yannik Möller
Die deutsche U21-Nationalmannschaft steht bei der Europameisterschaft vor dem Gruppen-Aus. Der vor dem Turnier gelobte Teamgeist scheint zu bröckeln. Vor dem entscheidenden Spiel gibt es öffentliche und gegenseitige Vorwürfe.
Was schon beim Titelgewinn bei der vorigen U21-Europameisterschaft der Fall war, wurde vor dem Start des diesjährigen Turniers erneut gelobt: Die DFB-Auswahl habe eine tolle Team-Chemie, sei eine Einheit und werde in den Spielen auch über den Zusammenhalt kommen.
Dieses Lob scheint etwas verfrüht gewesen zu sein. Nach den enttäuschenden zwei Partien, dem 1:1-Remis gegen Israel und der 1:2-Pleite gegen Tschechien, steht die Mannschaft von Antonio Di Salvo bereits vor dem Aus. Am letzten Gruppen-Spieltag braucht es einen Sieg gegen Tabellenführer England, während Israel parallel unbedingt gegen Tschechien gewinnen muss - aber auch nicht zu hoch.
Eine sehr schwierige Ausgangslage, die für entsprechenden Frust sorgt. Und der Teamgeist scheint dieser angespannten Lage dann doch nicht gewachsen zu sein.
"Es liegt am jeweiligen Spieler...": Stiller-Kritik und Vorwurf am Matchplan
Nachdem gegen Tschechien mehrere gute Torchancen vergeben wurden, beklagte Angelo Stiller anschließend (via Bild): "Wir sind nicht effizient genug. Daran scheitert es. Es liegt an dem jeweiligen Spieler, ob er ihn reinmacht oder nicht. Ob er zu 100 Prozent den Ball über die Linie bringen will, oder nicht. Da muss jeder einzelne über sich nachdenken."
Eine ebenso deutliche wie nicht ganz ungefährliche Ansage. Immerhin hat der Führungsspieler damit seine Teamkollegen öffentlich angezählt und kritisiert.
Auf Nachfrage der Bild wollte Stiller seine Aussage dann etwas einfangen. "Ich will nicht schlecht über die Mannschaft reden. Wir haben alles versucht. Ich will auch keinem abreden, dass er wirklich alles gibt. Es sollte vielleicht einfach nicht sein", so der 22-Jährige.
Und trotz der anschließenden Entschuldigung dürfte das Interview zunächst für weitere Anspannung innerhalb des Teams gesorgt haben.
Das gilt auch für die Kritik von Yannik Keitel, die zumindest in ihrem Inhalt an den Trainer gerichtet war: "Wir müssen uns vielleicht noch einen Plan B oder C überlegen, wie wir es alternativ machen können, wenn die Flanken nicht zu Toren führen. Da müssen wir uns zusammensetzen und schauen, wie wir besser zum Torerfolg kommen können."
Der Fokus auf Flanken blieb in den ersten zwei Partien zumeist völlig ungefährlich. Insofern es keine Standardsituationen waren, bei denen etwa auch der 1,96 Meter große Abwehrspieler Yann Aurel Bisseck mit nach vorne kann, sorgten hohe Bälle für viel zu wenig Torgefahr.
Für das letzte Spiel, wenn es am Mittwochabend gegen England geht, muss die deutsche U21 die beiden Aspekte aber wieder vereinen: Während der Matchplan stimmen und die Torgefahr zu Toren führen muss, muss sich auch der Teamgeist zeigen - insbesondere in solch komplizierten Situationen.
Weitere Nachrichten rund um die Nationalmannschaften: