Obrigado, Marta! Ein Rückblick auf die internationale Karriere von 'A Rainha'

Mit dem Ende der Olympischen Spiele endet auch die internationale Karriere von Marta. Wir werfen einen Blick zurück auf ihre ikonischsten Momente.
Marta nach dem verlorenen Olympia-Finale gegen die USA.
Marta nach dem verlorenen Olympia-Finale gegen die USA. / Robert Cianflone/GettyImages
facebooktwitterreddit

Nach der Niederlage Brasiliens gegen die USA im Olympia-Finale waren alle Augen auf eine Akteurin gerichtet: Marta. Die 38-Jährige spielte am vergangenen Samstag ihre letzten Minuten im Trikot der brasilianischen Nationalmannschaft. Mit ihr verlässt eine der besten Fußballerinnen aller Zeiten die Weltbühne. Marta ist für viele ein Vorbild - sowohl auf als auch neben dem Platz. Wir werfen einen Blick zurück auf ihre internationale Karriere und ihre ikonischsten Momente, die in die Geschichtsbücher eingegangen sind.

Zauberin auf dem Platz

Fragt man aktuelle Profispielerinnen nach ihren Inspirationen und Vorbildern, fällt oft derselbe Name: Marta. Die Brasilianerin begeistert längst Generationen. Im zarten Alter von 18 Jahren verließ sie Südamerika und wechselte zum schwedischen Verein Umeå IK. In Europa machte sich die junge Brasilianerin schnell einen Namen. Ihren internationalen Durchbruch schaffte Marta dann endgültig im Jahr 2007 bei der Weltmeisterschaft in China. Ihr spektakuläres Tor im Halbfinale gegen die USA ging in die Geschichtsbücher ein und steht symbolisch für die Qualitäten der Weltfußballerin: Körpertäuschungen, Tricks, Ballbeherrschung und präzise Torabschlüsse - die Liste ist lang. Marta kann Dinge am Ball, die die wenigsten schaffen. Zwar verlor die brasilianische Auswahl das Finale gegen Deutschland, Marta allerdings wurde Torschützenkönigin und zur besten Spielerin des Turniers gewählt. Nicht umsonst wird sie also in Brasilien "A Rainha" genannt - die Königin.

Rekorde über Rekorde

Eine Sache zieht sich wie ein roter Faden durch die Karriere von Marta: Rekorde müssen nicht lange warten, bis sie von ihr gebrochen werden. Im Jahr 2008 erzielte die Brasilianerin für Umeå IK in nur 38 Sekunden das schnellste Tor in der Geschichte des Europapokals - Rekord. In fünf Weltmeisterschaften erzielte sie 17 Tore - Rekord. Insgesamt sechs Mal wurde Marta zur Weltfußballerin des Jahres gewählt, fünf Mal davon in Folge und zuletzt im Jahr 2018 - Rekord. 175 Spiele absolvierte die Nummer 10 für Brasilien und konnte dabei 126 Treffer netzen - Landesrekord.

Im brasilianischen Trikot feierte Marta die Vize-Weltmeisterschaft 2007, Silber bei Olympia (2004, 2008 und 2024) und drei Mal die Südamerika-Meisterschaft (2003, 2010 und 2018). In den letzten Jahren verlor Brasilien leicht den Anschluss an die Weltspitze - doch der Respekt vor Marta blieb. Trotz all dieser Erfolge scheint die "Greatest of all Time" auf dem Boden geblieben zu sein, zeigt sich nahbar und setzt sich für wichtige Werte ein - so ist sie seit 2010 beispielsweise auch Botschafterin der UN.

Meinungsstarkes Vorbild

Martas Stimme hat Gewicht. Das wurde spätestens 2019 klar, als sich die Brasilianerin nach dem Achtelfinalaus bei der Weltmeisterschaft in einer emotionalen Rede an die jungen Mädchen in ihrer Heimat wand. "Stärke kommt nicht vom Sieg. Es sind Kampf und Anstrengung, die Ihre Kraft entwickeln. Wenn man Schwierigkeiten durchmacht und sich weigert, aufzugeben, wächst die wahre Stärke“, betonte Marta.

"Es wird Formiga nicht für immer geben! Es wird Marta nicht für immer geben! Es wird Cristiane nicht für immer geben! Das Überleben des Frauenfußballs hängt von euch ab! Also denkt darüber nach und schätzt es mehr. Du musst erst Tränen vergießen, damit du am Ende lachen kannst.
"

Marta im Jahr 2019

Marta stößt mit viel Kampfgeist Türen auf, die ihr damals verschlossen blieben. Sie möchte den jungen Mädchen in ihrer Heimat eine Perspektive im Fußball aufzeigen.

Bei der Weltmeisterschaft im letzten Jahr war es unsicher, ob Marta danach noch einmal auf der großen Bühne zu sehen sein wird. Entsprechend emotional reflektierte die Königin des Frauenfußballs über ihre Karriere und den Weg, den sie geebnet hat.

"Wir haben jetzt Spielerinnen im Frauenfußball, zu denen wir aufschauen können. Das wäre nicht passiert, wenn wir vor der ersten Hürde, die uns begegnet ist, stehen geblieben wären. Ich bin sehr stolz. Wir bitten die nächste Generation dort weiterzumachen, wo wir aufgehört haben: Noch mehr Mädchen und Jungen zu inspirieren. Wir öffneten die Türen für Gleichberechtigung. "

Marta im August 2023

Anfang dieses Jahres wurden Marta bei den FIFA The Best Awards noch eine weiter große Ehre zu teil - die 38-Jährige erhielt den FIFA Special Award. Mit Tränen in den Augen richtete sich Marta ans Publikum, um die Bühne abermals für eine wichtige Botschaft zu nutzen.

"Wenn ich mir diese Auszeichnung anschaue, möchte ich, dass auch alle Frauen eine vielversprechende Zukunft sehen können, in der es nicht nur um Fußball oder Sport geht, sondern um jede Aktivität. Denn was wir jeden Tag anstreben, ist zu versuchen, die Welt zu einem besseren Ort für alle zu machen. Ohne Ausnahmen. Es ist das Streben nach Gleichberechtigung. Es ist das Streben nach Respekt."

Marta im Januar 2024

Um die Legende des Frauenfußballs auch weiterhin in Ehren zu halten, wird die FIFA ab 2025 eine neue Auszeichnung einführen: Den Marta-Award für das schönste Tor im Fußball der Frauen.

Es scheint ungerecht, dass Marta in ihrer großartigen Karriere weder den Weltmeistertitel noch den Gewinn der Olympischen Spiele feiern durfte. Doch es braucht keine Titel, um die Größe der Brasilianerin zu definieren. Marta verlässt die internationale Bühne als wohl beste Fußballerin aller Zeiten. Und als Leaderin, die sich nicht davor scheut, auch mal unangenehme Wahrheiten auszusprechen. Man kann sich nur vor der "Rainha" verneigen - Obrigado, Marta!