NWSL: Neuer Tarifvertrag eliminiert Draft-System - Novum in den amerikanischen Profisportligen
Immer mehr Spielerinnen zieht es in die boomende US-amerikanische Frauenliga, die National Women’s Soccer League (NWSL). Auch deutsche Spielerinnen wie Felicitas Rauch oder Ann-Kathrin Berger wechselten über den großen Teich. Die professionellen Bedingungen in den Vereinigten Staaten sollen jetzt noch weiter ausgebaut werden. Diesen Donnerstag verkündete die NWSL, dass sie einen neuen Tarifvertrag mit der NWSLPA, der Spielerinnengewerkschaft der Liga, abgeschlossen hat. Das führt nun zu einigen Neuerungen, die die "Freiheit der Karriere" sichern sollen.
Historisches Draft-System abgeschafft
In Colleges im ganzen Land entwickeln sich talentierte Spielerinnen, bis sie an der Schwelle zum Profisport stehen. Dann folgt der sogenannte Draft: Das Team der NWSL, das in der Vorsaison am schlechtesten abgeschnitten hat, darf zuerst eine College-Spielerin auswählen. Das würde die Liga stärker machen, da sich auch die Schlechtesten verstärken können.
In der Vergangenheit stand dieses System aufgrund des fehlenden Mitspracherechts der Spielerinnen viel in der Kritik. In der NWSL ist damit jetzt Schluss - der Draft wird erstmalig in einer amerikanischen Profisportliga abgeschafft. "Der Entwurf ist ein veraltetes Modell, das Menschen als Eigentum behandelt, das gekauft und verkauft werden kann. Die neuen Bedingungen werden es den Spielern ermöglichen, zu entscheiden, welche Teamumgebung am besten zu ihren Bedürfnissen und ihrer Entwicklung passt", heißt es in der Pressemitteilung der Spielergewerkschaft.
Eine weitere Besonderheit der NWSL war das "Trade-System". Hier konnten zwei Vereine ihre Spielerinnen tauschen. Doch auch das gehört nun der Vergangenheit an. Durch den neuen Tarifvertrag sind Trades ohne die Zustimmung der Spielerin nicht mehr erlaubt.
Die Veränderungen im Überblick
- "Guaranteed Contracts" (garantierte Verträge): Jeder Vertrag wird garantiert, bedeutet, dass Spielerverträge vor Ablauf ihrer Laufzeit gekündigt werden können - außer unter "bestimmten Umständen". Das schützt Spielerinnen im Falle von beispielsweise gesundheitlichen Problemen vor einer Vertragsauflösung.
- "Workload-Management": In dem neuen Tarifvertrag geht es auch um die Belastungssteuerung der Fußballerinnen. So wird ihnen eine Pause in der Zwischensaison und mindestens 28 freie Tage während der Nebensaison zugesichert. Waren Charterflüge bisher mit Ausnahme einiger spezifischer Szenarien verboten, sind sie nun für bis zu sechs Etappen zulässig. Es gibt außerdem Mindeststandards für Charterflüge, um die Reisebedingungen zu verbessern.
- "Free Agency": Ein weiterer Aspekt, der die "Freiheit der Karriere" sichern soll, ist die "Free Agency". Das System ist in europäischen Ligen Gang und gäbe: Spielerinnen, deren Verträge enden, werden vereinslos und haben somit Entscheidungsgewalt über ihren zukünftigen Verein. In der NWSL gibt es dieses System seit 2022, allerdings mit einer Einschränkung: Es werden nur Spielerinnen zu "Free Agents", die eine festgelegten Zeit in der Liga spielen - das wurde jetzt gekippt. Alle Spielerinnen der NWSL werden "Free Agents", sobald ihre aktuellen Verträge auslaufen. Das führe zu "fairen Verträgen, da sich Teams und Spieler gegenseitig darauf einigen, eine Vertragsbeziehung zu gleichen Bedingungen einzugehen", heißt es aufseiten der Spielergewerkschaft.
- Keine Begrenzung für das maximale Jahresgehalt einer einzelnen Spielerin. Das Mindestgehalt stieg von 35.000 US-Dollar auf 48.500 US-Dollar. Bis zum Ende des Deals im Jahr 2030 das Mindestgehalt auf 82.500 US-Dollar steigen.
- Gehaltsobergrenze: Die Gehaltsobergrenze für NWSL-Teams steigt im Rahmen der Vereinbarung auf 3.3 Millionen US-Dollar an (zuletzt waren es noch 2.75 Millionen US-Dollar).
- Elternurlaub, Kinderbetreuung, psychiatrische Dienste und Gesundheitsfachkräfte werden ausgeweitet
"Damit wir die beste Liga der Welt sein können, ist es von entscheidender Bedeutung, dass wir die besten Spieler anziehen", sagt Jessica Berman, Kommissarin der NWSL, gegenüber The Guardian. Der neue Tarifvertrag, der bis zum Jahr 2030 gültig ist, soll dabei helfen. In den USA werden die neuen Einigungen vor allem unter den Spielerinnen gefeiert.