Nur Maloche reicht halt nicht: Die Grundlage der Schalker Abstiegssorgen
Von Yannik Möller
Auch die schwerwiegende Niederlage bei der TSG Hoffenheim ist ein Zeichen für ein übergeordnetes Problem, mit dem der FC Schalke auch in dieser Saison zu kämpfen hat. Die Knappen haben einen großen Nachteil im Abstiegskampf, weil schlichtweg die Spielanlage fehlt - defensiv und vor allem offensiv. Ein Kommentar.
Dass es trotz der mitgereisten 15.000 Anhänger eine schwere Aufgabe werden würde, der TSG Hoffenheim einen Sieg abzuringen, war schon vor dem Anpfiff klar. Immerhin konnte sich die Mannschaft von Pellegrino Matarazzo, die von der Qualität des Kaders her erst gar nichts mit dem Abstiegskampf zu tun haben dürfte, zuletzt mit zwei wichtigen Siegen wieder etwas Selbstvertrauen zurückholen.
Und so waren die Rollen am Sonntagabend dann auch klar verteilt - vor allem in den ersten 45 Minuten. Für die TSG war es ein Leichtes die Gäste in Bedrängnis zu bringen, während der FC Schalke es mal wieder nicht schaffte, sich klare Torchancen herauszuspielen.
Nur Maloche - das reicht halt einfach nicht
Wieder einmal war es das Problem, dass die Knappen spielerisch so gut wie gar nichts auf die Reihe bekamen. Im Spielaufbau hagelte es nach den ersten zwei, drei Pässen bereits Ballverluste, insofern der Ball nicht einfach nach vorne geschlagen wurde. In der gegnerischen Hälfte lag es ausschließlich an Einzelaktionen von Spielern wie Marius Bülter oder Rodrigo Zalazar, um mal für etwas Torgefahr zu sorgen.
Dieses Problem zieht sich durch die ganze Saison - und darüber hinaus. Seit ein paar Spielen wird das Problem auch wieder deutlich sichtbarer. Vor allem die mehr als 40 Minuten in Überzahl gegen den FC Augsburg, in denen es bloß zu teils erstaunlich schlechten Flanken reichte, waren dahingehend ein negativer Augenöffner.
Das ist nun einmal ein großes Problem der sich selbst verpassten DNA: Wer sich nur über Maloche, also über Arbeit, Zweikampfintensität und Zerstören definiert, der wird im Fußball nicht weit kommen.
Auf dem Platz arbeiten und sich engagiert in die Zweikämpfe begeben, das machen alle Mannschaften. Das ist weder ein Alleinstellungsmerkmal, noch ein Erfolgsrezept. Nur Maloche, das reicht halt einfach nicht. Nicht einmal für den Abstiegskampf, wo das Wort Kampf bereits enthalten ist.
Königsblau ohne Ausrufezeichen in der Offensive: Mini-Chancen als größte Möglichkeiten
Umso deutlicher wird das bei einem Blick auf die zweite Halbzeit gegen Hoffenheim: Satte 61 Prozent Ballbesitz konnte S04 auf sich vereinen. Dabei kam es zu mickrigen drei Torschüssen, von denen - völlig zurecht - nicht eine einzige als Großchance deklariert wurde.
Vom 'expected Goals'-Wert ausgegangen, waren die größte Torchance für Königsblau in der zweiten Halbzeit die beiden Kopfbälle von Alex Kral und Maya Yoshida. Beide hatten je einen Wert von 0,08.
Das ist insbesondere für eine Mannschaft, die in dieser Situation unbedingt treffen muss, während sie überwiegend den Ball hat und vom Gegner spielen gelassen wird, viel zu wenig. Mal wieder bezeichnend: Die beiden Kopfbälle waren das Produkt von hohen Hereingaben. Eine wirklich herausgespielte Torchancen, in denen der viel genauere Fuß benutzt werden konnte? Fehlanzeige.
Rechnete man jede noch so kleine Torchance zusammen, ergab sich ebenfalls ein deutliches Bild: Hoffenheim hatte einen xG-Wert von 2,1 und Schalke einen von 0,7.
Beim TSG-Wert schwebt zwar auch der Elfmeter mit, der alleine schon in etwa 0,7 dazusteuert. Allerdings wurde er von Yoshida nahezu amateurhaft verursacht und durch mehr spielerische Aktionen im gegnerischen Strafraum wäre es auch für S04 deutlich wahrscheinlicher, mal einen Strafstoß für sich zu bekommen.
Wenn das Team, das sich primär durch Zweikämpfe und ein leidenschaftliches Auftreten definiert, was wie gesagt alles andere als ein Qualitätsmerkmal ist, dann auch noch den Großteil der Duelle verliert - dann kann erst gar nichts funktionieren.
Schalke als spielerisch schwächster Abstiegskandidat - und das selbstverschuldet
Es ist und bleibt ein großes Problem, das Schalke von allen derzeitigen Abstiegskandidaten die in spielerischer Hinsicht wohl schwächste Mannschaft ist. Zumindest dann, wenn man sich die letzten Spiele anschaut. Das ist für die allermeisten S04-Fans keine Neuigkeit, besteht dieses Problem doch seit mehreren Jahren.
Bereits vor zweieinhalb Jahren veröffentliche 90min meinen Kommentar: "Schalke mit Ball ohne Plan: Schluss mit dem reinen "Kämpfen und Malochen"-Mantra!". Ein Zitat daraus: "Offenbar ist es noch immer ein weitläufiger Glaube im Umkreis des traditionsreichen Vereins, mit Kampf und Malochen ließe sich jede sportliche Krise abwenden, jeder Turnaround gelingen und jedes Spiel gewinnen."
Daran hat sich leider nichts geändert. Eine folgenschwere Entwicklung, die sich in Niederlagen wie am Sonntagabend immer wieder zeigt. Die Ursachen, in Bezug auf diese Saison, sind vielfältig und allen voran im vergangenen Sommer zu finden. Nun muss jedoch der Fokus darauf liegen, der Mannschaft auf den letzten Metern noch beizubringen, Fußball zu spielen. Hoffentlich gelingt dahingehend noch ein kleines, blau-weißes Wunder.