Strittige Nordderby-Szenen: Siebert bezieht Stellung - und bedankt sich bei den Teams

Daniel Siebert checkte zwei Elfmeter-Szenen am Bildschirm
Daniel Siebert checkte zwei Elfmeter-Szenen am Bildschirm / Martin Rose/GettyImages
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Spannend, umkämpft und mit vielen strittigen Situationen. Es war ein packendes Nordderby am Samstagnachmittag im Volkspark, das Werder Bremen am Ende knapp mit 3:2 für sich entscheiden konnte und damit an der Tabellenspitze bleibt.

Grün-Weiß profitierte gleich zweimal vom Eingriff des VAR und bekam zwei Handelfmeter zugesprochen. Im Fokus stand auch nach der Partie deshalb Schiedsrichter Daniel Siebert, der sich die Szenen jeweils am Monitor anschaute und auf den Punkt zeigte.

"Ich fand es klasse, trotz der strittigen Situationen und der hitzigen Atmosphäre, wie beide Mannschaften mich als Schiedsrichter akzeptiert haben", erklärte der 37-Jährige im Anschluss gegenüber Sky und bedankte sich für die "nicht selbstverständliche Akzeptanz", die er von den Spielern erfahren habe. "Dafür wollte ich mich in der Öffentlichkeit bedanken, genauso wie ich es auch bei den Spielern gemacht habe."

Siebert schien sich wohl selbst ein wenig gewundert zu haben, dass trotz zweier VAR-Entscheidungen im so wichtigen Nordderby die Gemüter nicht überhitzten. Der Schiedsrichter nahm nach dem Spiel auf die einzelnen Situationen detailliert Stellung:

1. Siebert über den ersten Handelfmeter

Zum ersten Mal zeigte Siebert nach nicht mal zehn Minuten auf den Punkt. HSV-Abräumer Jonas Meffert hatte einen Schuss an den Arm bekommen, der VAR schritt ein.

"Das ist für mich nach aktueller Auslegung ein strafbares Handspiel. Der Videobeweis hat mich darüber informiert, dass die Hand seitlich vom Körper leicht angewinkelt ausgestreckt ist. Das Problem von dem Verteidiger ist in dem Moment, dass nur das Handspiel die Flanke unterbindet und die Flanke blockt."

2. Warum Bittencourts Kopfballtreffer nicht zählte

Bevor Siebert das Handspiel von Meffert am Bildschirm bewertete hatte Bittencourt den Ball ins Tor geköpft. Dabei stand er allerdings im Abseits. Oder hatte Mefferts Handspiel eine neue Situation hervorgerufen und ein sogenanntes "Deliberate Play" lag vor?

"Ich stelle es mal andersrum: Wenn diese Flanke mit dem Knie oder mit dem ausgestreckten Fuß geblockt worden wäre, dann würden wir auch nicht von einer neuen Situation reden. Dann würde diese strafbare Abseitsposition strafbar bleiben. Genau das Gleiche ist es jetzt beim Handspiel: Für mich ist es ein Blocken, kein bewusstes Weiterleiten mit der Hand, dass er den Ball mit Absicht unbedingt oben wegfaustet und zu diesem im Abseits stehenden Spieler befördert. Sondern es ist einfach nur ein Blocken des Balles und für mich keine absichtliche Handlung im Sinne von, dass die Abseitsposition aufgehoben ist. Deswegen bleibt also das Handspiel strafbar und es gibt Elfmeter."

3. Glatzels Foul an Toprak in der 19. Minute

Neun Minuten nach der SVW-Führung kam der HSV zum vermeintlichen Ausgleich. Stürmer Robert Glatzel foulte zuvor allerdings Ömer Toprak:

"Wir können nicht sagen, dass es ein Zweikampf um den Ball ist. Wir haben nicht gesehen, dass Glatzel schon zum Ball hochspringt und den Ball aufs Tor köpfen möchte in dem Zweikampf mit Toprak. Für mich hat Toprak die bessere Position zum Ball. Wir sehen Glatzel, der hinter ihm mit beiden Händen Toprak in den Torwart reinschiebt. Dadurch verliert Toprak so ein bisschen die Balance zum Ball und prallt mit dem Torwart zusammen. Für mich war das auschlaggebend und ausreichend, dass ich auf Foul entscheide." 

4. Vermeintlicher Strafstoß nach Weisers Zweikampf gegen Muheim und Alidou?

"Ich sehe, dass Weiser vorher hochspringt und dem Fußtreffer aus dem Weg gehen möchte. Dann sehe ich auch, dass die Hand ein bisschen im Gesicht ist. Ich war mir nicht bewusst, ob es wirklich auf der Linie oder außerhalb ist. Für mich in Gänze aber kein Elfmeterpfiff. Und ehrlicherweise jetzt auch bisschen Einmaleins des Schiedsrichters: Wenn ich vorher zwei strittige Situationen gegen den HSV pfeife und habe so eine Situation, wo man Foul geben kann, aber nicht muss, dann gebe ich da nicht auch noch die dritte Entscheidung gegen den HSV."

5. Handelfmeter gegen Bakery Jatta

Vor dem 2:1 in der 51. Minute meldete sich erneut der VAR. Dieses Mal entschied Siebert am Monitor gegen Jatta auf strafbares Handspiel.

"Die Hand ist ja fast auf Schulterhöhe, auf Kopfhöhe. Auch hier haben wir wieder die Situation wie bei der ersten Szene, dass der Ball erwartbar ist. Man kann nicht sagen, dass die Spieler nicht wussten, wo der Ball herkam, sondern es ist klar, dass der Ball Richtung Tor getreten wird. Auch wenn der Spieler sich wegdreht, ist das kein Alibi und keine Entschuldigung, dass vorher die Hand in einer Position ist, die nach aktuellen Regeln strafbar ist."


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