Noch hört Alexandra Popp nicht auf - doch was passiert, wenn sie es tut?
Von Julian Sulimma
Die Fußballwelt kennt diesen Namen schon länger: Alexandra Popp. Spätestens seit der Europameisterschaft in England 2022 steht sie vermehrt im Fokus der Öffentlichkeit. Sie war ein Großteil ihrer Karriere von Verletzungen geplagt und kann erst seit wenigen Jahren konstant ihre Leistungen abrufen. Sie ist ein Fanliebling, eine Vorzeigesportlerin und Kapitänin der deutschen Nationalmannschaft. Ob sie auch in naher Zukunft noch für die DFB-Elf spielen wird, lässt sie allerdings offen.
- Wie ist der aktuelle Stand?
- Die Trainer*in-Frage als entscheidender Faktor
- Was für einen Rücktritt aus der Nationalmannschaft sprechen könnte
- Persönliche Gründe & Prioritäten
- Doppelbelastung & Verletzungsgefahr
- Der DFB und der Umbruch
- Was gegen einen Rücktritt aus der Nationalmannschaft sprechen könnte
- Die sportlichen Leistungen
- Die Führungsqualitäten
- Die Vorbildfunktion
- Ohne Popp im Team - Katastrophe oder Chance?
- Fazit
Wie ist der aktuelle Stand?
Alexandra Popp betonte Ende September nach ihrem letzten Spiel mit der Nationalmannschaft: "Solange die Mannschaft noch nicht die Sicherheit auf dem Platz hat und ich die Spielerinnen noch in die richtige Richtung schieben kann, werde ich den Platz nicht verlassen." Sie bleibt der Nationalmannschaft demnach erhalten - vorerst.
Für sie scheint es wichtig zu sein, dass sie nicht das sinkende Schiff verlässt, sondern aus einer Mannschaft zurücktritt, die fortan den Weg auch ohne sie erfolgreich bestreiten kann. Dass diese Mannschaft sehr wohl auch ohne "Poppi" gewinnen und eindrucksvollen Fußball spielen kann, hat sie erst kürzlich gegen Wales unter Beweis stellen können.
Allerdings hatten die letzten zwei Spiele ohne Kapitänin Alexandra Popp auch zwei Gesichter offenbart. Zum einen spielten sie torhungrigen Offensivfußball, mit dem sie die Nostalgie der Europameisterschaft 2022 wieder aufleben ließen und zum anderen tat sich eben diese Mannschaft gegen die tiefstehenden und offensiv ungefährlichen Isländerinnen lange schwer. Der Wiederaufstieg zu alter Stärke verläuft somit nicht linear und genau das scheint es zu sein, wobei die Leaderin Popp noch helfen möchte.
Die Trainer*in-Frage als entscheidender Faktor
Viele Spielerinnen betonten zuletzt, dass es für sie entscheidend sei, wer letztlich an der Seitenlinie steht und dass es darüber Klarheit geben müsse. Diese Angelegenheit scheint vorerst geklärt zu sein. Seit dem 04. September gehen der DFB und Martina Voss-Tecklenburg getrennte Wege und Horst Hrubesch leitet die Mannschaft interimsweise bis zum Sommer. Ob es sich dabei um die geforderte Klarheit handelt, darf bezweifelt werden.
Die Leistungen, der Teamzusammenhalt und auch die Mentalität bei Spielen der Nationalmannschaft hängen bekanntlich eng mit der Teamleitung zusammen. Es wird sicher auch ein wichtiger Faktor für Alex Popp sein, wer ab kommenden Sommer für Hrubesch übernimmt und welchen Einfluss diese Person auf das Teamgefüge der Nationalmannschaft haben wird.
Popp selbst betonte vor Wochen bereits, dass ihre Fortsetzung beim DFB auch davon abhängig sei, "wie viel Spaß sie weiterhin an der Sache" hat. Der DFB täte somit gut daran, jemanden für die Seitenlinie zu finden, der oder die Spielerinnen wie Popp weiterhin den Spaß am Fußballspielen in der Nationalmannschaft gibt. Doch was passiert, wenn sie keinen Spaß mehr daran findet oder sie ihrem Körper die Doppelbelastung schlicht nicht mehr zumuten möchte?
Das ist eine Frage, die sie wohl nur selbst beantworten kann. Schaut man sich an, was rein objektiv für und gegen einen Rücktritt aus der Nationalmannschaft spräche, wird sich auch dadurch keine klare Antwort auf die Frage finden lassen. Dennoch lohnt sich ein Blick auf mögliche Beweggründe.
Was für einen Rücktritt aus der Nationalmannschaft sprechen könnte
1. Persönliche Gründe & Prioritäten
Alexandra Popp ist eine Weltklasse-Fußballerin, da sind sich vermutlich die meisten Fußballfans einig. Doch sie ist noch so viel mehr als das. Sie scheint ein Mensch zu sein, der fernab ihrer Profikarriere bodenständige und authentische Werte lebt. Sie hat ein Leben neben dem Fußball. Und genau das kann ein wichtiger Grund sein, die eigene Karriere peu à peu zurückzufahren, um nicht von 100 auf 0 mit dem Fußball aufhören zu müssen, sondern in kleinen Schritten die sportliche Karriere ausklingen zu lassen.
Ihr wurde in den letzten Jahren eine große Aufmerksamkeit zuteil, die ihr zeitweise nicht ganz recht zu sein schien. Popp wird seit geraumer Zeit als Aushängeschild des deutschen Frauenfußballs herangezogen. Dabei entsteht häufiger der Eindruck, dass sie es zwar einerseits genießt, dass der Frauenfußball in Deutschland und der Welt einen großen Schub bekommen hat, sie andererseits allerdings großen Wert auf ihre Privatsphäre legt und nicht überall in den Mittelpunkt gerückt werden möchte.
Ihr würden insgesamt sicher genügend persönliche Gründe einfallen, die durch einen Rücktritt gewonnenen Freiheiten für sich und ihre priorisierten Ziele nutzen zu können.
2. Doppelbelastung & Verletzungsgefahr
Wie hinlänglich bekannt ist, hatte Popp in ihrer Karriere großes Verletzungspech und kann noch nicht allzu lang ihr volles fußballerisches Potenzial ausschöpfen. Obwohl sie seit knapp eineinhalb Jahren fast verletzungsfrei spielen konnte, hießen ihre Kryptonite in der Vergangenheit Knie- und Sprunggelenksverletzungen. Ganz Fußballdeutschland hält den Atem an, sobald Alex Popp mit schmerzverzehrtem Gesicht auf dem Boden liegen bleibt und nicht sofort wieder aufspringt.
Dass sich die deutsche Kapitänin nicht von Verletzungen unterkriegen lässt, hat sie bewiesen. Doch wie geht es ihr persönlich damit, mit ihrer Verletzungshistorie im Hinterkopf Spiel für Spiel auf die Knochen zu bekommen und ständig als Fixpunkt der gegnerischen Abwehr ausgemacht zu werden. Die Frage ist letztlich immer, wie lange der eigene Körper die Strapazen mitmacht und ob es für sie nicht vielleicht gedanklich entspannter wäre, sich komplett auf den Liga-Alltag konzentrieren und den Körper auch die nötigen Regenerationszeiten geben zu können, um so lange auf diesem Niveau spielen zu können, wie es möglich ist.
Diese Einschätzung obliegt letztlich nur Alexandra Popp allein, doch es wäre ein mehr als verständliches Argument, die Doppelbelastung aus Vereins- und Nationalmannschaftsspielen aufzugeben, um im Verein mehr und längere Pausen bekommen zu können.
3. Der DFB und der Umbruch
Was genau beim DFB in den letzten eineinhalb Jahren passiert ist, ist schwer zu beurteilen. Als außenstehender Fan hat man 2022 eine deutsche Frauen-Nationalmannschaft gesehen, die im Inbegriff war, im Fußball für Furore und Lobeslieder zu sorgen. Diese Mannschaft wirkte sympathisch und schwer zu schlagen. Die Spielerinnen und das Trainer*in-Team schienen eine Einheit zu sein und genau das transportierten sie auch auf den Rasen. Am Ende scheiterten sie im Finale an England und wurden trotzdem die Siegerinnen der Herzen.
Was dann passierte, ist objektiv nicht erklärbar. Ob es nun Uneinigkeiten, Konflikte und Meinungsverschiedenheiten innerhalb der Mannschaft, des Trainerstabs oder des Verbandes gab, bleibt unklar. Doch eines ist klar: Der Umschwung ist eingeleitet. Ab kommenden Sommer wird wohl final die Trainer*in-Frage geklärt werden, sodass die Mannschaft mit samt (neuem) Trainerstab die kommenden Aufgaben angehen kann.
Hinzu kommt, dass innerhalb der Mannschaft ebenfalls viel passiert. Es gibt einige Spielerinnen, bei denen ein baldiger Rücktritt aus der Nationalmannschaft vermutet wird. Dies begründet sich teils im Privaten, teils in der erbrachten Leistung und auch darin, dass es vielversprechende junge Spielerinnen gibt, die in den Startlöchern stehen.
Auch wenn der DFB vielleicht nicht so viele junge Talente hervorbringt wie andere Top-Nationen, macht der genauere Blick auf die Talente um Mara Alber, Franziska Kett, Alara Şehitler, Cora Zicai, Vivien Endemann und vielen anderen große Lust auf die Zukunft des deutschen Fußballs. Und genau das könnte für Spielerinnen wie Alexandra Popp ein Beweggrund dafür sein, den für sie reservierten Startelfplatz in der Nationalmannschaft zu räumen und den Umbruch damit voranzubringen.
Was gegen einen Rücktritt aus der Nationalmannschaft sprechen könnte
4. Die sportlichen Leistungen
In dieser Saison hat Alexandra Popp in ihren 10 Saisonspielen für den VfL Wolfsburg bereits acht Scorerpunkte gesammelt. Das ist für sich genommen schon wieder eine beachtliche Quote. Doch was bei einer Spielerin wie Popp hinzukommt, ist, dass sie ihrem Team im Spiel viel mehr als nur Scorerpunkte einbringt. Sie bringt dem Spiel ihrer Mannschaft einen immensen Mehrwert, indem sie mit ihren fußballerischen Fähigkeiten, ihrer Spielintelligenz, ihrer Körpersprache und ihrem Einsatz vorangeht. Sie ist nicht bloß eine Stürmerin, die vorne für Torgefahr sorgt, sondern sie ist eine Spielerin, die das Spielgeschehen auf vielen Positionen unmittelbar mitbestimmt.
Ein Team, das eine fitte Alexandra Popp in den eigenen Reihen hat, besitzt einen Mehrwert, der nur schwer zu kompensieren ist. Und genau das ist es, was bei der Rücktrittsdebatte einen entscheidenden Faktor ausmachen kann. Objektiv betrachtet ist Alexandra Popp zu gut, um aus der Nationalmannschaft zurückzutreten. Aus sportlicher Sicht ist Popp wohl derzeit auf dem Zenit ihres fußballerischen Schaffens und ist möglicherweise sogar noch zu mehr imstande. Olympische Sommerspiele 2024? EM 2025? - Mit diesen Leistungen auf jeden Fall denkbar und wünschenswert.
5. Die Führungsqualitäten
Die Führungsrolle von Alexandra Popp ist innerhalb der deutschen Nationalmannschaft unbestritten. Popp stellt sich den Anforderungen des Sports auf und neben dem Platz. Sie übernimmt mit der Kapitänsbinde die damit verbundene Verantwortung und geht als Leaderin voran. Die deutsche Nationalmannschaft hat das Kapitäninnen-Amt zwar auf mehrere Schultern verteilt, kann sich dabei aber immer auf Popp's positiven Impact verlassen.
Egal, ob sie dies mittels ihrer fußballerischen Paradedisziplin - dem Toreschießen - oder dem ehrlichen und offenen Austausch nach dem Spiel tut. Sie zeigt Mitspielerinnen und Fans gleichermaßen, dass sie auf authentische Art und Weise mit der ihr zukommenden Verantwortung als Profisportlerin umgeht und diese Aufgabe sehr ernst nimmt.
Die Erfahrungen, die sie in ihrer erfolgreichen Profikarriere sammeln konnte, gibt sie bereitwillig an ihr Team weiter. Und das ist für alle Beteiligten von unschätzbarem Wert. Sie macht unerfahrenere Spielerinnen besser, geht mit all ihren Qualitäten voran und stärkt das Team damit in den entscheidenden Momenten.
Diese Führungsqualitäten von Spieler*innen gibt es im Sport zwar immer wieder, jedoch nicht allzu häufig. Jede Mannschaft kann froh sein, eine oder mehrere dieser Spieler*innen und Menschen in ihren eigenen Reihen zu haben.
6. Die Vorbildfunktion
Um einer Vorbildfunktion im Sport gerecht zu werden, wird Sportler*innen heutzutage einiges abverlangt. Gute Leistungen auf dem Feld, professionelles Verhalten auf und neben dem Platz, Teamwork und die Wertschätzung der eigenen Fans sind dabei sicher einige dieser Eigenschaften, die Sportler*innen mitbringen sollten, um der Vorbildfunktion angemessen nachzukommen.
Alexandra Popp bringt all diese Tugenden mit und hat damit nicht ohne Grund so viele Menschen in den Stadien und vor den Fernsehern erreicht. Sie wird ihrer Rolle als internen und externen Führungsspielerin gerecht und präsentiert sich damit als mustergültiges Vorbild für Menschen aller Generationen. Wenn diese Spielerin aus der Nationalmannschaft zurücktreten sollte, würde besonders der Frauenfußball ein Idol und ein wichtiges Bindeglied zwischen Team und Fans verlieren. Junge Sportler*innen schauen zu ihr auf und wollen einen ähnlichen Werdegang hinlegen, wie sie es getan hat.
Es scheint zwar wahrscheinlich, dass sie dem Fußball auch über ihre aktive Profikarriere hinaus erhalten bleiben wird, jedoch hat sie als Kapitänin der deutschen Nationalmannschaft einen direkteren Draht zu Fans und Nachwuchsspieler*innen, sodass sie in dieser Funktion noch länger ihren Teil dazu beitragen könnte, den Sport in jeglicher Form voranzutreiben. Sie hat schon häufiger in Interviews erwähnt, dass ihr die Sichtbarkeit und die Wertschätzung des Frauenfußballs im Allgemeinen eine größere Genugtuung verschafft, als selbst erreichte Titel. Das ist sicher ein großes Argument, der Nationalmannschaft noch ein wenig länger erhalten zu bleiben und mit jedem weiteren Spiel die eigene Strahlkraft zur Erhöhung der Wertschätzung des Sports nutzen zu können.
Ohne Popp im Team - Katastrophe oder Chance?
Falls sich Alexandra Popp zeitnah für den Rücktritt aus dem Nationalteam entscheiden sollte, stehen das Trainer*in-Team und die Mannschaft zwangsläufig vor der Aufgabe, die von ihr eingenommene Rolle und die von ihr mitgebrachten Stärken aufzufangen. Ob und wie das möglicherweise funktionieren könnte, sind die entscheidenden Fragen.
Braucht es einen direkten Ersatz oder könnte die Mannschaft dies im Verbund auffangen?
Ein Eins-zu-eins-Ersatz für Popp wird es wohl nicht geben. Sie ist eine Spielerin mit vielen charakteristischen Stärken und solch ein Gesamtpaket ist rar. Allerdings hat das Nationalteam viele sehr gute Spielerinnen, die durchaus in der Lage sind, sich ebenfalls auf Weltklasse-Niveau zu präsentieren. Hinzukommt, dass der Pool aus potenziellen deutschen Nationalspielerinnen noch einige Asse in petto hat. In erster Linie ist aber darauf zu schauen, was der aktuelle Kader bzw. der erweiterte Kreis von Nationalspielerinnen für Alternativen bieten.
Insofern die Position von Alexandra Popp eins-zu-eins ersetzt werden sollte, würden wohl als erste Optionen die Namen von Lea Schüller und Laura Freigang fallen. Bei Lea Schüller erscheint die Nennung durchaus naheliegend, da sie bei ihrem Verein ebenfalls auf der 9er-Position agiert und dort seit Jahren abliefert. Schüller erzielte in den letzten Saisons regelmäßig in zweistelliger Höhe Tore für den FC Bayern München. In der Nationalmannschaft kommt sie in 53 Spielen bereits auf 35 Tore, sodass sie starke Argumente in der Hand hält, um als designierte Nachfolgerin von Alexandra Popp auf der Stürmerin-Position gesehen zu werden.
Mit Laura Freigang hat die DFB-Elf eine weitere Spielerin im Kader, die auf dieser Position spielen könnte. Die Stammspielerin von Eintracht Frankfurt performt seit geraumer Zeit auf sehr gutem Niveau für ihren Verein. In der Nationalmannschaft gelangen ihr in 23 Spielen ebenfalls eindrucksvolle 12 Treffer. Die 25-Jährige spielt allerdings bei Frankfurt häufiger auf der 10er-Position, auf der sie sich laut eigenen Aussagen eher sieht als in der Sturmspitze. Wenn sie in der Vergangenheit auf der Stürmerin-Position agierte, kamen ihre Stärken im Offensivspiel häufig nicht zur Geltung, sodass sie als positionsgetreuer Ersatz für Alexandra Popp wohl eher rausfiele.
Über die beiden Topspielerinnen hinaus gibt es noch einige potenzielle Spielerinnen für die aktuelle Popp-Position. Mit der kürzlich nachnominierten Lena Petermann von Leicester City und der zu Anfang der Saison auffälligen Melissa Kössler von der TSG Hoffenheim gibt es mindestens zwei weitere Kandidatinnen für die Sturmspitze. Petermann kommt bei ihrem Klub aktuell eine sehr wichtige Rolle zu und wurde nun mit der Nominierung für ihre Leistungen honoriert. Sie passt von der Spielveranlagung gut in das Profil der gesuchten Stoßstürmerin.
Kössler ist zwar aktuell verletzt, begann die Saison allerdings furios mit sechs Scorerpunkten aus zwei Spielen. Gerade die 23-jährige Melissa Kössler scheint von ihrer Spielveranlagung eine Topspielerin für die Zukunft zu sein. Sie ist eine schnelle und athletische Pressingspielerin, die vor dem Tor große Gefahr ausstrahlt. Solche Spielerinnen könnten in Zukunft entscheidende Rollen zuteilwerden. Denn eine Alex Popp gibt's nur einmal und ist nicht direkt zu ersetzen.
Doch sowohl die Gesamtheit ihrer Mitspielerinnen als auch einige Individualistinnen des Teams und des zukünftigen Teams werden vermutlich in der Lage sein, den Qualitätsabfall zu kompensieren. Das Nationalteam wird sich immer aus den womöglich besten Spielerinnen des Landes zusammensetzen und genau in dieser Zusammensetzung wird es möglich sein, eine starke und konkurrenzfähige Mannschaft darzubieten. Eine Alexandra Popp macht ihre Mannschaften zwar besser, doch auch der Wegfall der besten Individualistinnen ist zumeist im Team kompensierbar. Und so wird es auch in einer Zukunft ohne Popp in der DFB-Elf sein.
Wie könnte das Nationalteam in Zukunft ohne Popp aufgestellt werden?
Diese Frage ist schwer prognostizierbar, denn dabei kommt es sowohl auf das vorhandene Spielerinnenmaterial als auch das Trainer*in-Team an. Fest steht, dass der Kader bzw. der erweiterte Kreis des Kaders aus sehr vielen offensivstarken Spielerinnen besteht. Die Taktik wird sich vermutlich daran orientieren und viele Offensivkräfte aufweisen. Je nachdem, wie die DFB-Elf in Zukunft taktisch aufgestellt werden wird, sind gerade Spielerinnen wie Schüller, Kössler, Brand, Anyomi und Co. Schlüsselelemente in der Ausrichtung des Teams. Es werden zudem noch weitere junge Spielerinnen nachrücken und das Team und die taktischen Gegebenheiten verändern. Die Möglichkeiten sind vielfältig denkbar:
Eine Neunerin, die Kopfballstark, schnell und wendig ist? - Lea Schüller.
Eine Neunerin, die mehr Körperlichkeit ins Spiel bringen kann und die Bälle festmacht? - Petermann, Freigang oder Kössler.
Ein Haufen junger, agiler und schneller Spielerinnen, die die Offensive durcheinanderwirbeln? - Bühl, Brand, Endemann, Anyomi und Co.
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Das Team könnte ohne Popp an Variabilität gewinnen und sich in Zukunft mit den vorhandenen Spielerinnen flexibler auf gegnerische Teams einstellen. Ein Rücktritt von Alexandra Popp wäre somit eine theoretische Katastrophe und eine wahrhaftige Chance zugleich.
Fazit
Ob es Fußballdeutschland gefällt oder nicht - irgendwann wird es sich von Alexandra Popp als Spielerin der Nationalmannschaft verabschieden müssen. Irgendwann wird es so weit sein und die Nummer 11 der deutschen Nationalmannschaft wird weitergereicht werden und der Name Alexandra Popp nur noch auf den Trikots der Fans zu finden sein. Ein Rücktritt der Kapitänin wäre ein herber Verlust, dies steht außer Frage. Doch es ist an der Zeit, sich aktiv damit zu beschäftigen, was nach dem Rücktritt der Leaderin geschehen soll.
Theoretisch betrachtet, gibt es zwar genug Gründe dafür, dass sie noch länger für die Nationalelf auflaufen könnte, jedoch lassen sich ebenso viele Gründe dagegen finden. Ein Umbruch ist unausweichlich und beginnt sicher mit der Trainer*in-Frage im Sommer. Im Anschluss wird es auf die Spielerinnen ankommen, die noch für die Nationalelf auflaufen können und möchten. Dabei ist das Spielerinnenmaterial ebenso entscheidend wie die taktische Formation. Fans hoffen berechtigterweise darauf, dass ihre jetzigen Lieblinge noch dabei sein werden und speziell ein Popp-Rücktritt noch lange auf sich warten lässt. Doch diese Entscheidung trifft letztlich nur Alexandra Popp allein. Wenn sie es tun sollte, wird sie ihre Gründe haben. Ebenso, wenn sie es nicht tun sollte. Und wer weiß, möglicherweise wird die Leaderin ihr fußballerisches Talent künftig dafür einsetzen, um die Nationalmannschaft von der Seitenlinie aus voranzubringen. Wünschenswert wäre es.
Doch egal, wie lange sie der Fußballwelt noch erhalten bleiben wird, Alexandra Popp wird in die Annalen der deutschen Fußballgeschichte eingehen und Fans und Expert*innen noch lange positiv in Erinnerung bleiben.
Das Kopfballmonster, die Unerschütterliche, die Nahbare: Alexandra Popp