Nianzou beim FC Bayern außen vor: "Hatte den ein oder anderen Fehler zu viel drin"
Von Dominik Hager
Für Tanguy Nianzou läuft es derzeit nicht wesentlich besser als in seiner verletzungsgeplagten Debüt-Spielzeit 2020/21. Zwar plagt sich das Münchner Top-Talent nicht mehr mit Verletzungen herum, sitzt jedoch fast ohne Ausnahme 90 Minuten auf der Bank. Der junge Franzose muss sich das Vertrauen des Trainerteams erst noch erarbeiten.
Tanguy Nianzou kam als eines der größten Innenverteidiger-Talente im Sommer 2020 aus Paris nach München. Allerdings konnte er in der Vorsaison verletzungsbedingt noch nicht zeigen, dass er seinen Vorschusslorbeeren gerecht werden kann.
Wir erinnern uns noch bestens an die Worte von Ralf Rangnick, der prophezeite, dass der Abwehrspiele binnen eines Jahres zum Stammspieler aufsteigt. Zwar steht die Expertise des früheren Leipzig-Coaches außer Frage, jedoch hat er sich im Falle von Nianzou gehörig geirrt.
Trotz guter Vorbereitung: Nianzou in der Abwehr-Hierarchie durchgereicht
Kurz vor Saisonstart hatte es aber dennoch mal kurz den Anschein, als könne der Youngster bei den Bayern direkt durchstarten. Nianzou spielte eine sehr ordentliche Vorbereitung an der Seite von Upamecano und wurde von einigen Medien vor Niklas Süle gesehen, währenddessen Hernández noch verletzt ausfiel. Allerdings verlor der 19-Jährige das Stammplatz-Duell gegen den deutschen Nationalspieler und fiel nach der Hernández-Rückkehr in der Hierarchie weiter zurück.
Wohingegen Nianzou in der ersten Saisonphase immerhin zweimal 45 Minuten in der Liga und 90 Minuten im Pokal auf dem Platz stand, durfte er nach dem dritten Spieltag wettbewerbsübergreifend nur noch 18 Minuten lang spielen. Ein gewaltiger Rückschlag für das Top-Talent, das es nach seiner so unglücklich verlaufenden Debüt-Saison allen zeigen wollte.
Nagelsmann erklärt Nichtberücksichtigung von Nianzou: "Muss Fehlerquote etwas runtersetzen"
Als nach dem Pokal-Aus die Fragen nach Nianzou lauter wurden, sah sich Nagelsmann gezwungen, eine genauere Auskunft darüber zu geben, warum der junge Innenverteidiger nicht zum Einsatz kommt.
"Er ist ein großes Talent mit viel Potenzial. Er muss seine Fehlerquote etwas runtersetzen, im Training oder in Tests hatte er den einen oder anderen Fehler zu viel drin. Das ist normal in dem Alter. Er ist ein fußballerisch sehr guter Verteidiger. In der Vergangenheit habe ich - auch bei Jugendspielern - oft erfahren, dass das manchmal gar nicht so gut ist, weil man sich sehr viel zutraut. Das ist eine gute Sache - aber führt auch zu Fehlern und das ist auf dieser Position schwierig", erklärte auf der Pressekonferenz.
Derzeit sieht es also ganz danach aus, als würden die Bayern und insbesondere das Trainerteam den Spieler noch nicht vertrauen. Dies bestätigte auch Bayern-Experte Christian Falk. Trotz seiner derzeit schwierigen Situation lässt sich der Spieler laut Sky-Angaben jedoch nicht hängen und gibt in jedem Training alles.
Julian Nagelsmann versicherte immerhin, dass man weiterhin mit Nianzou plane, der Angelegenheit aber Zeit einräumen müsse.
"Am Ende geht es darum, dass er die maximale Seriosität hat, aber trotzdem einen guten Mittelweg findet, seinen Mut nicht zu verlieren. Das bedarf ein wenig Zeit und Entwicklung in diesen Bereichen, dass er da auf 100 Prozent kommt. Aber er ist nach wie vor ein Spieler, von dem ich sehr viel halte. Wir werden mit ihm arbeiten und versuchen, ihm genau diese Dinge beizubringen, damit er mit großer Verlässlichkeit seine Leistung auch stabil auf den Platz bringt, um eine wirkliche Alternative zu sein," wird der Coach von Sky zitiert.
Nianzou seit eineinhalb Jahren ohne Spielpraxis: FC Bayern muss reagieren
Wenngleich die Worte von Nagelsmann auf der einen Seite plausibel klingen, stellt sich aber dennoch die Frage, wie ein Profi ohne Spielpraxis auf 100 Prozent kommen soll. Selbst wenn das Bayern-Training sicherlich auf hohem und ernsthaftem Niveau stattfindet, ist es dennoch kein Ersatz für Pflichtspieleinsätze. Im Falle von Nianzou muss man dabei noch beachten, dass er bereits letzte Saison keine Spielpraxis sammeln konnte.
Demnach braucht sich eigentlich keiner wundern, wenn der Spieler in seiner Entwicklung stagnieren sollte. Der FC Bayern konnte in den letzten Wochen sowohl in der Bundesliga als auch in der Champions League zahlreiche Spiele vorzeitig entscheiden. Warum ein Nianzou bei solchen Matches nicht auch mal zehn bis 15 Minuten eingesetzt werden kann, erschließt sich nicht wirklich.
Sollte sich an der Situation des Spielers bis Weihnachten nichts ändern, erscheint eigentlich nur eine Leihe als sinnvoll. Dieses Modell hatte einst unter anderem bei Philipp Lahm, Toni Kroos und David Alaba blendend funktioniert. Angaben von SPOX und GOAL zufolge möchte sich der Youngster im Winter aber nicht verleihen lassen und seine Situation erst im Sommer neu bewerten. Ob in dieser Angelegenheit aber schon das letzte Wort gesprochen ist, werden wir in der Winterpause erfahren. So wie es derzeit läuft, sollte es jedenfalls nicht ewig weitergehen.