Neururer schießt gegen Schalke: Naldo ist "kein echter Schalker!"

Peter Neururer hat kein Verständnis für Naldo als Schalker Co-Trainer
Peter Neururer hat kein Verständnis für Naldo als Schalker Co-Trainer / TF-Images/Getty Images
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Die Trainersuche auf Schalke hat, nach dem Aus von David Wagner, ein paar Tage angedauert und mit Naldo als Co-Trainer von Manuel Baum für eine große Überraschung gesorgt. Für Peter Neururer ist diese Anstellung "ein Affront gegen alle ausgebildeten Trainer".

Manuel Baum hat nun seine erste Woche als Trainer bei Schalke 04 absolviert, befindet sich derzeit in seiner ersten richtigen Trainings-Woche - in der direkt eine Reihe an Spielern wegen Verletzungen und der Länderspielpause fehlen. An seiner Seite: Naldo, der überraschenderweise als Co-Trainer eingestellt wurde.

Das Profil des Brasilianers ist klar: Er kennt den Verein, er kennt einen Großteil der Mannschaft sehr gut. Der ehemalige Innenverteidiger soll sein positives Gemüt und seine eigenen Erfahrungen mit in die Arbeit des Trainerteams einfließen lassen, eine Art Zweigstelle zwischen Team und Coach sein. Baum hatte sich erfreut gezeigt und erklärt, ein solches sich ergänzendes Trainerteam bevorzuge er selbst in seiner Arbeit.

Zurück auf Schalke: Co-Trainer Naldo mit Manuel Baum
Zurück auf Schalke: Co-Trainer Naldo mit Manuel Baum / Christof Koepsel/Getty Images

Neururer wittert einen "Affront gegen alle Trainer" auf Jobsuche: Naldo ohne Qualifikation?

Keinesfalls erfreut scheint Peter Neururer angesichts der Naldo-Einstellung zu sein. Im Gegenteil: Der 65-Jährige zeigt keinerlei Verständnis für diese Entscheidung, wirkt gegenüber der Sport Bild stark angefressen: "Naldo soll in der Kabine und im Umfeld für gute Stimmung sorgen. Aber nach zwei Jahren als Spieler ist er doch kein echter Schalker!" Dass der Brasilianer einen eher vergleichsweise kleinen Teil seiner Karriere beim S04 verbracht hat, ist offenkundig wahr - das disqualifiziert ihn für Neururer offensichtlich für die Beschreibung als "echter Schalker".

Zum einen hat der derzeit vereinslose Ex-Coach eine bessere Alternative zu bieten: "Benedikt Höwedes hat gefühlt sein halbes Leben auf und mit Schalke verbracht. [...] In seinen Adern fließt königsblaues Blut." Der Weltmeister von 2014 war 2001 im Alter von 13 Jahren zu Königsblau gewechselt, spielte insgesamt 16 Jahre für den Klub (davon zehn Jahre bei den Profis).

Peter Neururer hat selbst eine S04-Vergangenheit
Peter Neururer hat selbst eine S04-Vergangenheit / TF-Images/Getty Images

Mit diesen Vorschlag aber nicht genug, denn auch Höwedes wäre für Neururer, der zwischen 1989 und 1990 selbst S04-Coach war, keine gute Besetzung gewesen - ebenso wenig wie Naldo, der weitere Kritik erfährt: "Als Co-Trainer völlig unerfahren und ohne Lizenz. Ein Affront gegen alle ausgebildeten Trainer, die auf Jobsuche sind."


Kommentar: Neururers Naldo-Kritik wirkt verbittert und übertrieben

Wer Kritik von Peter Neururer an Schalke ließt, bekommt regelmäßig das Gefühl, dass ein wenig Missgunst darin steckt. Nicht aus Abneigung dem Verein gegenüber, schließlich ist der Kult-Coach selbst auch Mitglied. Viel eher gegenüber den jeweils handelnden Personen, die - so macht es zumindest den Eindruck - den großen Fehler machen und Neururer selbst nicht wieder in den Verein holen wollen.

Er selbst hatte zuletzt erklärt, nur für Schalke und den 1. FC Köln würde er aus seinem Trainer-Ruhestand zurückkehren, auch einige Fans hätten ihm bereits wohlwollend geschrieben. Vor anderthalb Wochen mahnte er beim Sport1-Doppelpass an, der Klub brauche nun primär einen erfahrenen Coach, der das Umfeld bereits kennt. Kein Wink mit dem Zaunpfahl, eher mit einer ganzen Zaunreihe.

Die letzten Jahre ist Neururer (neben Thomas Helmer) regelmäßig bei Sport1 zu Gast
Die letzten Jahre ist Neururer (neben Thomas Helmer) regelmäßig bei Sport1 zu Gast / Sascha Steinbach/Getty Images

Nicht falsch verstehen: Kritik oder Bedenken, was Naldo als Co-Trainer betrifft - das ist völlig legitim. Ein Punkt, der auch unter vielen S04-Anhängern für die ein oder andere Sorgenfalte sorgt, während die anderen diese Einstellung und den Gedanken dahinter als treffend und wichtig ansehen. Dass er in dieser Aufgabe keine Erfahrung hat, ist richtig. Diese Anstellung jedoch als "Affront" gegen alle Trainer auf Jobsuche zu betiteln und ihm das Schalker-Sein abzusprechen, nur aufgrund der Anzahl der Jahre in Blau-Weiß, das hat ein Peter Neururer nicht nötig. Aus diesen Punkten, packt man sie zu einem Bild zusammen, wirkt seine Kritik an Königsblau oft verbittert und egoistisch.

Es gibt keine Mindestanzahl an Jahren, die ein Fan, ein Spieler oder ein Trainer mit Schalke verbringen muss, um den Klub als wichtigen Teil des eigenen Lebens bezeichnen zu dürfen. Das ist doch gerade die große Anziehungskraft des Klubs, nahezu die Magie, dass man sich sofort in die Emotionen, in das Chaos und in die Fanszene verlieben kann. Es würde wohl auch niemand Domenico Tedesco absprechen, sich voll und ganz mit dem Verein identifiziert zu haben - und er war nur anderthalb Jahre dort.

Außerdem soll es ja noch einen weiteren Co-Trainer geben, der mehr für den fachlichen Bereich als solchen stehen wird, als Naldo es derzeit tut. Eins vorweg: Auch dieser wird wohl nicht Neururer heißen. Man kann sich also auf erneute Kritik vorbereiten.