Neunmal in Folge: Wolfsburg gewinnt DFB-Pokalfinale der Frauen gegen Freiburg mit 4:1
Von Helene Altgelt
Vor 44.808 Zuschauern hat der VfL Wolfsburg zum neunten Mal in Folge den DFB-Pokal gewonnen. In Köln ging der VfL in der vierten Minute früh in Führung, musste aber trotz spielerischer Überlegenheit kurz vor der Pause den Ausgleich durch Janina Minge hinnehmen. In der zweiten Halbzeit sorgten dann Blomqvist, Popp und Janssen für den letztendlich klaren Sieg der Wölfinnen.
"Wir holen den Pokal, wir holen den Pokal", schallte es von Minute Eins aus dem lautstarken Freiburger Block. Die Favoritenrolle war klar vergeben: Auf der einen Seite der übermächtige VfL Wolfsburg, achtmal in Folge DFB-Pokalfinalist, die Dominanz schlechthin. Auf der anderen Seite der SC Freiburg, Talentschmiede und Underdog.
Nach 2019 die zweite Pokal-Begegnung der beiden Teams
An dieser Rollenverteilung hat sich nichts geändert, seit beide Teams sich 2019 in Köln begegneten. Damals siegte der VfL mit 1:0, wie so oft war es ein knappes Spiel, trotz des Favoritenstatus der Wolfsburgerinnen. Nur eine Spielerin beim VfL stand sowohl 2019 als auch 2023 in der Startelf: Alexandra Popp, Kapitänin, damals und heute unverzichtbar.
Vor vier Jahren stand auch Ewa Pajor von Beginn an auf dem Platz, dieses Jahr ließ VfL-Trainer Tommy Stroot die Polin etwas überraschend auf der Bank. Vermutlich eine Reaktion auf die empfindliche 0:4-Schlappe, die Wolfsburg am vergangenen Wochenende gegen Frankfurt einstecken musste.
Ein Grund für Freiburg, Hoffnung zu schöpfen, oder noch mehr zu zittern? Wolfsburgs Mentalität wird von VfL-Verantwortlichen gern gepriesen und von Gegnern gefürchtet. Zwei SCF-Spielerinnen erlebten bereits 2019 die Fähigkeit der Wolfsburgerinnen, selbst mittelmäßige Spiele zu gewinnen, von Anfang an mit: Janina Minge und Greta Stegemann. Minge, dieses Jahr beste Torjägerin der SCF-Frauen, war zusammen mit Kapitänin Hasret Kayikci Hoffnungsträgerin der Freiburgerinnen.
Freiburger Hoffnung gerät schnell ins Wanken
Aber diese Hoffnung bekam schnell Risse: Mit dem ersten Angriff ging Wolfsburg in Führung. Von spielerischer Extraklasse kann man bei der Szene eher weniger sprechen, Lambert wehrte in Not ab und schoss damit ihrer eigenen Verteidigerin Lisa Karl an den Fuß. Eigentor, Rückstand, es hätte nicht schlimmer kommen können für die Freiburgerinnen.
Von da ging das Spiel den Lauf, den sich Freiburger Pessimisten wohl schon vor Anpfiff ausgemalt hatten: Wolfsburg griff an, kam durch Popp (14.), Huth (15.) oder durch Jonsdottir zu Gefahr. Die linke Seite brannte mehr als nur einmal lichterloh. Freiburg bekam höchstens ab und zu ein Bein dazwischen, aber von dort zu einem guten Angriff nach vorn war der Weg noch weit. Besonders bei einfachen Pässen wurde der Klassenunterschied oft deutlich.
Mit einigen leichten Ballverlusten machte sich Freiburg das Leben zudem selbst schwer, das 2:0 lag in den ersten 25 Minuten ständig in der Luft. Eine Sekunde zu spät, zehn Millimeter zu hoch, diese Kleinigkeiten verhinderten ein weiteres Wolfsburger Tor. Hacke, Spitze, Schuss, Steilpass, die Wolfsburgerinnen zauberten, wie sie wollten. Freiburg wirkte dagegen wie das Kaninchen vor der Schlange, der SC traute sich nicht, Wolfsburg früh anzulaufen.
Wolfsburg im Laufe der zweiten Hälfte entspannter - und es rächt sich
Wenn für den Außenseiter etwas ging, dann über rechts. Dort waren Kayikci und Kolb die auffälligsten Spielerinnen, und die Freiburgerinnen hatten offenbar Felicitas Rauch als Schwachstelle in der Abwehr ausgemacht. Die einzigen nennenswerten Freiburger Angriffsversuche kamen durch einen langen Ball in ihren Rücken zustande.
Wolfsburg wurde im Laufe der zweiten Hälfte vor allem durch Standards gefährlich, oder über die verflixte linke Seite. Wirklich zwingend wurden die Wölfinnen nach einer dominanten Anfangsphase aber nicht mehr, hatten weniger Präzision im Passspiel.
Und das rächte sich in der 41. Minute: Nachdem Karl eine exzellente Chance vergeben hatte, glich Janina Minge per Kopfball nach einer Ecke aus - die Nummer Neun Freiburgs gegen die drohende Serie von neun Siegen in Folge des VfL. Den Wolfsburgerinnen war der Ärger über das Gegentor von den hängenden Köpfen abzulesen, als sie in die Kabine gingen.
Zweite Hälfte beginnt furios: Pajor-Power und Chancen en masse
Stroot reagierte auf den Ausgleich mit mehr Sturm-Power: Zur zweiten Hälfte kam Nummer Neun Ewa Pajor für Wirbelwind Sveindis Jonsdottir. Mehr spielerisches Kleinklein, mehr Tore, so die Devise. Pajor ist für ihre vielen Torschüsse berühmt-berüchtigt, vergibt aber auch die ein oder andere Möglichkeit, wie zuletzt gegen Frankfurt. Ob gegen Freiburg der Rückrunden-Knoten platzen würde?
Das tat er nicht direkt, aber Pajor veränderte dennoch das Spiel: Sie traf von der Strafraumkante aus den Pfosten, den Abpraller konnte Rebecka Blomqvist zum 2:1 verwerten. Blomqvist hatte diese Saison eher wenig gespielt, im Sommer verlässt sie den VfL. Aber zu einem der wichtigsten Saisonspiele vertraute Tommy Stroot ihr, und sie zahlte es zurück.
Durch Kayikci hatte Freiburg nach einem Strafraum-Chaos eine gute Chance zum postwendenden Ausgleich. Dann zwang Alexandra Popp Freiburgs Torhüterin Gabrielle Lambert zu einer Glanzparade, Rebecka Blomqvist stürmte kurz darauf allein auf den Freiburger Kasten zu. Über Langeweile konnten sich die 44.808 Zuschauer zu Beginn der zweiten Hälfte keinesfalls beschweren. 2019 waren etwas mehr als 17.000 Fans gekommen, in nur vier Jahren hat sich die Zahl mehr als verdoppelt.
Mehr und mehr verschob sich das Geschehen in Richtung Freiburger Tor. Dennoch blieb für Wolfsburg die drohende Warnung der ersten Halbzeit: Alle tollen Chancen und Pässe bringen nichts, wenn irgendwie doch ein gegnerischer Schuss den Weg ins Tor findet.
Schlussphase: Freiburg mutig, Wolfsburg clever
Mit den eingewechselten Zicai und Bouziane konnte Freiburg weiter mit Spritzigkeit dagegenhalten und Nadelstiche setzen. Zicai bereitete in der 77. Minute eine Riesen-Chance von Kayikci vor, und nach einigen Glanztaten von Freiburgs Lambert konnte sich nun auch VfL-Torhüterin Frohms auszeichnen.
Die Wölfinnen konzentrierten sich nun neben solidem Verteidigen auf ihre Stärken: Schnelligkeit im Sturm und Standards. Mehr brauchte es nicht: Nach einer Ecke, die eigentlich keine hätte sein dürfen, köpfte Popp in der 84. Minute zum 3:1 ein und sorgte für die Entscheidung.
Direkt danach kam es noch bitterer für die Freiburgerinnen: Nach einem VAR-Check wegen Handspiels verwandelte Dominique Janssen den Elfmeter gewohnt sicher. Neben der Zuschauerzahl eine weitere historische Premiere: Zum ersten Mal wurde der VAR bei einem Pokalfinale der Frauen eingesetzt, zum Unmut der Freiburger Fans.
Auch die Freiburger Schlussoffensive führte nicht zu einem zweiten Treffer. Trotz leidenschaftlicher Unterstützung und einem couragierten Auftritt hat es auch für den nächsten Underdog nicht gereicht, mal wieder. Der Pokal habe seine eigenen Gesetze, sagt man gerne. Die wirklichen Gesetze scheinen aber aus nur zwei Wörtern zu bestehen: Wolfsburg gewinnt.