Neuling aus Bilbao bei DFB-Frauen: Bibiane Schulze Solano im Profil
Von Helene Altgelt
Bibiane Schulze Solano - ein neuer Name auf dem Kaderzettel
Bibiane - wer? Das fragten sich wohl einige Fans der DFB-Frauen, als sie den Kader für die anstehenden Länderspiele durchlasen. Zwischen Felicitas Rauch und Pia-Sophie Wolter stand da ein neuer Name, vielen deutschen Fans völlig unbekannt: Bibiane Schulze Solano. Ihre Unbekanntheit lässt sich vor allem durch zwei Faktoren erklären.
Erstens, die 25-Jährige spielt nicht in der Frauen-Bundesliga, sondern beim Athletic Club in Bilbao. Zweitens: Als Offensivspielerin hätte sie mit zahlreichen Toren vielleicht auf sich aufmerksam gemacht - in der Abwehr ist das schwerer, die Quoten bei Zweikämpfen und Tacklings landen eher selten groß in den Schlagzeilen.
Politikum bei Wechsel zu Athletic Club nach Bilbao
Schulze Solano war trotzdem schonmal groß in den Schlagzeilen. Auch da ging es aber weniger um ihre fußballerischen Fähigkeiten, als um ein Politikum, das sich um die Spielerin aus Bad Soden am Taunus entwickelte. Schulze Solano wechselte 2019 vom 1. FFC Frankfurt, wo sie nicht über sieben Kurzeinsätze in der Bundesliga herauskam, nach Bilbao.
Der baskische Klub ist bekannt für seine strengen Regeln bei der Spielerauswahl: Nur wer im Baskenland - ob auf spanischer oder französischer Seite - geboren oder aufgewachsen ist, darf das rot-weiß gestreifte Jersey überziehen. Bei Schulze Solano war das nicht der Fall, denn ihre Mutter stammt aus dem Baskenland, aber geboren und aufgewachsen ist sie in Deutschland. Die Verpflichtung empörte die baskischen Traditionalisten sehr, die die Aufweichung der Grundprinzipien befürchteten.
Sogar eine Vereinskrise stand bevor, ein Misstrauensvotum gegen die Klubführung war geplant. Schlussendlich konnten die Skeptiker doch noch beruhigt werden, dafür waren Kindheitsfotos im Bilbao-Trikot, Dokumente ihres Urgroßvaters, der einst für den Klub kickte, und sogar ihre baskische Taufurkunde nötig. Viel Rummel - die Geschichte wird sicher noch oft erzählt werden, wenn Schulze Solano ihr Debüt feiert.
B-Team, Verletzungen: Kein gerader Weg ins Nationalteam
Eine baldige Nominierung war bei ihrem Wechsel ins Baskenland freilich auch nicht absehbar: Der bisherige Weg von Schulze Solano war nicht geradlinig. Frankfurt-Coach Niko Arnautis schwärmte zwar von ihrer Technik und ihrem linken Fuß und sagte: "Ich habe sie damals nicht gern gehen lassen." Auch die spanische Legende Vero Boquete war von ihr begeistert und wollte sie für das Juniorenteam von La Roja gewinnen - fast spielte sie für Spanien bei der U-17-EM, am Ende wurde aber nichts draus. Im letzten Jahr wurde sie gar in das spanische A-Nationalteam berufen, konnte wegen physischer Probleme aber nicht anreisen.
Durchsetzen konnte sie sich in Frankfurt aber nicht, und auch in Bilbao war sie zunächst für die zweite Mannschaft vorgesehen. Erst nach einer Leihe zu Valencia wurde die Defensivspezialistin im Baskenland zur Stammspielerin.
Zudem machten Verletzungen ihr immer wieder zu schaffen. Wegen Leistenproblemen konnte sie diese Saison erst ab November wieder spielen, bestritt insgesamt 13 Partien in Liga und Pokal. Als Innenverteidigerin hat sie zu einer starken Saison des Athletic Club beigetragen: In der Liga mit 16 Teams war Bilbao meist im soliden Mittelfeld zu finden, in dieser Spielzeit liegen sie auf Platz sechs, in Schlagdistanz zu Atletico Madrid und den weiteren Topteams. Zuletzt konnten die Zuri-gorriak (die Rot-Weißen) den Lokalrivalen Real Sociedad im baskischen Derby bezwingen.
Profil als Spielerin: Technik, Zweikampfstärke und ein starker linker Fuß
Von dem kleinen Höhenflug könnte auch Schulze Solara für die Nominierung profitiert haben, andererseits hat sie als Innenverteidigerin dazu beigetragen: Ein Blick auf die Zahlen zeigt schnell, dass die Defensive das Prunkstück des Athletic Clubs ist. Nur drei Vereine haben weniger Tore kassiert - der Tabellenzweite Real Madrid beispielsweise musste mehr Gegentreffer hinnehmen als Bilbao (24). In der Offensive sieht es mit 23 Toren nach 21 Spielen dagegen recht mager aus, schon viermal gewannen sie mit 1:0.
Auch Schulze Solano selbst zeichnet sich nicht gerade durch ihre Torgefahr aus, für Bilbao hat sie in 34 Spielen noch nicht getroffen. Auch der Spielaufbau scheint nicht zu ihren großen Stärken zu gehören. Glaubt man den Statistiken, so können sich die Fans der DFB-Frauen dafür auf eine zweikampfstarke Innenverteidigerin freuen, dazu die von Arnautis erwähnte Technik und ein starker linker Fuß.
Damit bietet die 25-Jährige ein anderes Profil als die aktuellen Innenverteidigerinnen im Nationalteam. Schulze Solano kann eigentlich nur positiv überraschen. Vor dem 26. März hatte sie kaum jemand auf dem Zettel - außer Interimstrainer Horst Hrubesch, wie sich jetzt herausstellt.