Neues Jahr, neues Glück: Diese Teams überzeugten in der Bundesliga-Rückrunde
Von Simon Hartmann
"Hinten kackt die Ente", lautet ein altes Sprichwort. Im Sport passt es besonders gut. Im 100-Meter-Sprint, im Abfahrtski oder in der Formel 1 - vor allem aber auch im Fußball. So manches Team entschied die Saison mit einem tollen Endspurt, der zumeist ab dem neuen Jahr eingeleitet wurde. Egal ob phänomenaler Run zur Meisterschaft oder ein nicht mehr für möglich gehaltener Klassenerhalt, in der Rückrunde vollzoh so mancher Klub sein großes Meisterstück.
Wir schwelgen mal wieder in Erinnerungen und denken zurück an Teams, die das absolute Maximum aus sich herausholten und alle überraschten, trotz einer glücklosen Hinrunde.
1. VfL Wolfsburg 2009: Von Platz 9 auf Platz 1
Grafite, Dzeko, Misimovic: Das magische Wolfsburger Dreieck. Nach Jahren des Abstiegskampfes waren die Wolfsburger endlich mal weit entfernt vom Tabellenende. Was zu Weihnachten nach bestenfalls Europa League aussah, entpuppte sich nach Ostern zum neuen Meister der Bundesliga. Dzeko und Grafite trafen gemeinsam 38 mal, allein in der Rückrunde - Wahnsinn! Aus 17 Partien holten die Wölfe 43 Punkte von möglichen 51.
2. VfB Stuttgart 2010: Von Platz 15 auf Platz 6
Einen solchen Lauf hatte selten ein Team, welches im Winter noch um den Klassenerhalt fürchten musste. 39 Punkte waren die schwäbische Ausbeute in der Rückrunde 2009/2010. In der Hinrunde holten die Württemberger lediglich 16 Punkte. Allein mit der Punkteausbeute im neuen Jahr hätten die Schwaben Platz 13 erreicht. Neu-Trainer Gross (bald Schalke-Trainer), führte den VfB vom Abstiegsmorast auf die grüne Wiese der Europa League. Es war das erste Jahr ohne Star-Stürmer Mario Gomez. Im Kollektiv wurde der damals teuerste Bayern-Transfer aufgefangen.
3. Bayer Leverkusen 2006: Von Platz 12 auf Platz 5
An Silvester 2006 war die Werkself mit 19 gesammelten Punkten mit derselben Punktanzahl vom 16. Platz wie vom UEFA-Cup-Quali-Platz entfernt. In der Rückrunde wurden Schneider, Butt und Co. zum absoluten Punktehamster und sammelten 33 Punkte auf das Bayer-Konto. Am Ende sprang der direkte UEFA-Cup-Platz heraus. Großen Anteil daran hatte der Bulgare Dimitar Berbatov, dieser netzte 16-mal in der Rückrunde 2005/2006 und wechselte danach gen London zu den Spurs. Auffällig gut agierte auch der damals erst 20-jährige Tranquillo Barnetta mit 13 Torbeteiligungen in seiner ersten Bundesligasaison.
4. BVB 2015: Von Platz 17 auf Platz 7
Selten in der Geschichte der Bundesliga blieb eine Mannschaft so stark unter ihren Möglichkeiten wie die Borussia aus Dortmund in der Hinrunde 2014/2015. Als Vizemeister und Pokalfinalist gingen die Ruhrpottler in die Spielzeit. Ein ganz ganz hartes Jahr... und das letzte von BVB-Legende Jürgen Klopp. Zum Jahreswechsel standen die Schwarz-Gelben auf einem Abstiegsrang und waren elf Punkte entfernt von einem internationalen Platz. In der Rückrunde trumpfte der BVB auf und holte 31 Zähler. An Spieltag 34 schoben sich die Westfalen sogar noch auf Europa League-Platz sieben, nachdem man den direkten Konkurrenten Werder Bremen besiegen konnte. Mit 16 Scorerpunkten war ein gewisser Pierre-Emerick Aubameyang an über der Hälfte der Dortmunder Tore in der Rückrunde beteiligt. In der Rückrundentabelle schafften es die Dortmunder auf Rang fünf, mit nur drei Zählern weniger als der FC Bayern.
5. VfB Stuttgart 2018: Von Platz 14 auf Platz 7
"Da haben wir die Schwaben schon wieder". Der VfB Stuttgart ist der Inbegriff einer klassischen Rückrundenmannschaft. Meistens musste erst einmal der Trainer ausgetauscht werden und dann flutschte es wieder wie geschmiert, um dann im Folgejahr wieder den Trainer zu entlassen. Mit 17 Punkten übernahm Tayfun Korkut die Rot-Weißen im Winter und beendete die Saison auf Rang sieben mit 51 Punkten als zweitbeste Rückrundenmannschaft. Allein die Ausbeute in der Rückrunde hätte gereicht, um den Klassenerhalt zu sichern. Erheblichen Anteil daran hatte Rückkehrer Mario Gomez.
6. Augsburg 2013: Von Platz 17 auf Platz 15
Dieser Sprung ist der geringste in dieser Liste, die Leistung bleibt aber unbeschreiblich. Mit neun (!) Punkten aus 17 Matches gingen die Fuggerstädter in die Winterpause. zwölf (!) Punkte betrug der Abstand auf das rettende Ufer. Eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit mit diesem Kader. Die bayerischen Schwaben glaubten jedoch an sich und holten 24 Punkte in der Rückrunde und schafften an Spieltag 34 die Sensation - den Klassenerhalt! Daran hätten nur noch die wenigsten geglaubt. Fast eine Verdreifachung der Punkteausbeute im Vergleich zur Hinrunde gelang den Süddeutschen! Sieben Spielzeiten später sind sie immer noch in der Bundesliga vertreten und scheinen auch in diesem Jahr keine Abstiegssorgen mehr haben zu müssen.