Neue Kreuzbandriss-Forschung in Zusammenarbeit mit WSL-Vereinen
Der Frauenfußball wird immer größer. Der Spielkalender wird immer enger, die Spielerinnen haben immer weniger Zeit zur Regeneration und immer weniger Pausen. Das führt zu großen Problemen: Das Verletzungsrisiko steigt, die Spielerinnen fühlen sich oft schon zu Saisonbeginn ausgelaugt. Besonders drastisch zeigt sich das bei Knieverletzungen: Immer mehr Spielerinnen reißen sich das Kreuzband und fallen oft monatelang aus. Die Forschung soll nun vorangetrieben werden.
Forschung wird vorangetrieben: Zusammenarbeit mit Vereinen aus der englischen Liga
Die Professional Footballers' Association (PFA), Fifpro, Nike und die Leeds Beckett University haben sich nun zusammengeschlossen, um die Forschung zu finanzieren. Im Mittelpunkt stehen Umweltfaktoren, die das Risiko von Kreuzbandverletzungen bei Fußballerinnen erhöhen.
Etwas mehr als die Hälfte der 12 Vereine der WSL haben sich bereit erklärt, an der Studie teilzunehmen. Sie werden auf eine Reihe von Faktoren hin untersucht, darunter ihre Infrastruktur, die Anzahl der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im Verhältnis zur Kadergröße, die Häufigkeit des Zugangs zu den Trainingsanlagen, die Reisetätigkeiten und die Spielpläne.
Dr. Alex Culvin, Leiter der Abteilung Strategie und Forschung im Frauenfussball beim Weltfußballverband Fifpro, hofft, dass das Kreuzbandprojekt eines Tages auf alle Profiligen der Welt ausgeweitet werde.
"Wir haben bisher eine sehr positive Resonanz erhalten", sagte Culvin und betonte, dass er davon ausgehe, dass sich nach Abschluss der Saison noch mehr WSL-Vereine beteiligen werden. Culvin fügte hinzu: "Wir brauchen die Teilnahme der Vereine nicht, aber wir wollen sie. Dies ist eine Gelegenheit für die Vereine, zu einer besseren Zukunft für den professionellen Frauenfußball beizutragen."
Untersuchungen haben ergeben, dass Fußballerinnen zwei- bis sechsmal häufiger eine Kreuzbandverletzung erleiden als ihre männlichen Kollegen.
Dr. Stacey Emmonds, Expertin für sportliche Leistungsfähigkeit an der Leeds Beckett University, sagte, dass die Verletzungsraten denen früherer Saisons entsprechen, dass aber aufgrund der zunehmenden Professionalisierung des Spiels mit einem Rückgang der Zahlen zu rechnen sei.
Bisherige Studien konzentrierten sich vor allem auf physiologische Faktoren wie Menstruationszyklen, Fußballschuhe und Körperhaltung.
"Wir wissen, dass viele Leute sagen, dass einige dieser Risikofaktoren typisch für Frauen sind und dass wir das einfach akzeptieren müssen - aber wir wissen, dass sie beeinflussbar sind", sagte Emmonds. Sie fügte hinzu: "Wir wissen zum Beispiel, dass Mädchen in jüngeren Jahren weniger Kraft- und Konditionstraining erhalten - das trägt dazu bei, einige der Verletzungsrisiken zu verringern."
Lucy Bronze: Es ist "wichtig, die Stimmen der Spielerinnen zu hören"
Die ehemalige englische Verteidigerin Fern Whelan, jetzt Expertin für Frauenfußball bei der PFA, erklärt, dass das Projekt als Reaktion auf die Forderung der Spielerinnen nach mehr Forschung ins Leben gerufen wurde, da es "echte Bedenken und Frustration darüber gibt, dass nicht mehr getan wird."
"Es ist unsere Pflicht als Gewerkschaft, darauf zu reagieren und zu zeigen, dass wir mit Leidenschaft dabei sind. Es geht um das Wohlergehen der Spielerinnen, und das nehmen wir sehr ernst", fügte sie hinzu.
Das zweite Jahr des Projekts wird sich auf das Feedback der Spielerinnen konzentrieren, und die Verteidigerin Lucy Bronze, die für den FC Barcelona und die englische Nationalmannschaft spielt, sagte, es sei "wichtig, die Stimmen der Spielerinnen zu hören".
Bronze selbst hat in ihrer Karriere alles erreicht: Sie gewann mehrmals die Champions League, mit ihrem Land die Europameisterschaft, mehrere Titel in England, Frankreich sowie Spanien. 2020 wurde sie zur FIFA-Weltfußballerin des Jahres gewählt. Sie steht für Erfolg, doch Bronze hatte vor allem zu Beginn ihrer Karriere immer wieder mit Knieverletzungen zu kämpfen und war oft auf sich allein gestellt, weil ihr die richtige professionelle Unterstützung fehlte.
"Letztendlich sind wir es, die das Projekt durchlaufen. Es gibt Teile der Information, über die die Leute nicht nachdenken oder die sie überspringen, die die Spieler aber für wichtig halten", sagte Bronze.
"Es wird viel geredet und es werden viele falsche Informationen verbreitet. Es gibt keine schnelle Lösung. Wir müssen diese fein abgestimmte Forschung machen, damit wir sagen können: 'Das sind die Schlüsselfaktoren und die Prioritäten'".
Weiter fügte sie hinzu: "Es ergibt keinen Sinn zu spielen, wenn man das Gefühl hat, sich ständig zu verletzen. Man will das beste Umfeld, und das geht einigen Spielerinnen nicht aus dem Kopf."
Nun scheint man endlich auf die Spielerinnen zu hören und die Forschung voranzutreiben - ein längst überfälliger Schritt, der endlich getan wird.