"Natürlich mache ich mir Gedanken" - Nächster VfB-Nationalspieler?
Von Simon Zimmermann
Mit dem VfB Stuttgart hat Atakan Karazor schon viele Höhen und Tiefen durchgemacht. Waren es vor allem die Tiefen, die seine Zeit bei den Schwaben seit 2019 prägten, erlebt der 27-Jährige spätestens seit der Ankunft von Trainer Sebastian Hoeneß fast nur noch Höhen.
Im zentralen Mittelfeld ist Karazor neben Angelo Stiller nicht nur absolut gesetzt und schier unverzichtbar. Seit dieser Saison ist er auch der erste Kapitän beim VfB. Verdient hat sich Karazor dieses Amt mit konstant starken Leistungen auf dem Platz und einer Führungsrolle im Team. Im Tandem mit Stiller ist er das Herzstück beim VfB.
Seinen geschätzten Marktwert hat Karazor seit Sommer 2023 von vier auf zwölf Millionen Euro verdreifacht. Seinen Vertrag beim VfB hatte er in diesem Sommer bis 2028 verlängert - offenbar ohne Ausstiegsklausel - im Gegensatz zu manch anderen (Ex-)Kollegen. "Atakan Karazor ist ein wesentlicher Faktor in unserer Mannschaft. Seine Präsenz auf dem Platz ist enorm, Ata ist insgesamt ein Musterbeispiel für Mannschaftsdienlichkeit und Identifikation mit dem VfB", schwärmte Sportchef Fabian Wohlgemuth damals.
Am Dienstagabend wird Karazor den VfB im ersten Champions-League-Heimspiel seit 2010 aufs Feld führen. Eine Tatsache, die ihn besonders stolz mache, wie er auf der Pressekonferenz am Montag erklärte. Besonders stolz würde ihn wohl auch eine Nominierung für das DFB-Team machen. "Natürlich mache ich mir Gedanken über die Nationalmannschaft", gab er zu. "Da müssen wir uns einfach mal überraschen lassen, was meine Personalie betrifft. Das ist auch ein Riesenlob in Richtung des Trainers, er hat hier ein paar Nationalspieler geformt. Und was mich betrifft: Schauen wir mal", so Karazor weiter.
Auflaufen könnte der in Essen geborene Karazor sowohl für Deutschland als auch für die Türkei, woher seine Eltern abstammen. Einsätze in einer U-Nationalmannschaft hat der 27-Jährige nicht vorzuweisen.
Trotz seiner starken Leistungen wirkt der Weg ins Team von Bundestrainer Julian Nagelsmann auf den ersten Blick recht weit. Nach dem Rücktritt von Toni Kroos gibt es für die Doppelsechs aktuell vier Hauptkandidaten: Die defensiv- und kampfstarken Robert Andrich und Emre Can, sowie die spielstarken Aleksandar Pavlovic und Angelo Stiller.
Karazors Stärken liegen irgendwo dazwischen. Spielerisch hat er sich unter Hoeneß enorm weiterentwickelt. Bei Passversuchen und der Passquote war er über die letzten zwölf Monate gesehen besser als 89 bzw. 90 Prozent der Sechser in den Top-fünf-Ligen Europas (via fbref). Zuletzt verzeichnete er gegen Real Madrid eine Passquote von knapp 97 Prozent. Deutlich verbessert hat sich Karazor auch im defensiven Zweikampfverhalten.
Insgesamt wäre ein Zusammenspiel von ihm gerade mit VfB-Kollege Stiller auch im DFB-Team sicher spannend. Gemeinsam könnten beide die spielerische Klasse und Ballsicherheit von Kroos abfangen, ohne dabei an defensiver Stabilität zu verlieren. Klar ist, spielt Karazor so weiter, muss er in den Kandidatenkreis von Nagelsmann für das zentrale Mittelfeld gehören. Es sei denn, der türkische Verband grätscht dazwischen...
Neben Alexander Nübel, Maximilian Mittelstädt, Angelo Stiller und Deniz Undav wäre Karazor der fünfte VfB-Spieler, der unter Hoeneß zum deutschen Nationalspieler werden würde.