Nationalmannschaft: Warum nicht Max Kruse, Herr Löw?

Bestritt unter Joachim Löw 14 Länderspiele: Max Kruse (r.)
Bestritt unter Joachim Löw 14 Länderspiele: Max Kruse (r.) / Boris Streubel/Getty Images
facebooktwitterreddit

Am 11. Juni fällt der Startschuss zur Europameisterschaft. Für Joachim Löw werden es zugleich die letzten Spiele als Bundestrainer sein. Nach dem Turnier wird der Übungsleiter sein Amt niederlegen. Medienberichten zufolge nimmt der 61-Jährige die Weltmeister Mats Hummels und Thomas Müller, die vor rund zwei Jahren aussortiert wurden, mit zur EM. Da Löw kurz vor dem Ende seiner Amtszeit offenbar vom zuletzt eingeschlagenen Weg, verstärkt auf junge Spieler zu setzen, etwas abweicht, sollte er auch über Max Kruse nachdenken. Der Angreifer bringt einige Qualitäten mit, die ihn auch für die Nationalmannschaft wertvoll machen könnten.


14 Länderspiele und stolze elf Torbeteiligungen (vier Treffer/sieben Vorlagen) hat der Union-Profi in seiner Vita stehen. Im Oktober 2015 stand Kruse letztmals für die DFB-Elf auf dem Platz. Wenige Monate später wurde der 33-Jährige wegen unprofessionellen Verhaltens aus dem Kader gestrichen. Seither spielt der Routinier in den Planungen von Löw keine Rolle mehr, obwohl dieser zwischenzeitlich auch verkündet hatte, dass "die Tür für Max nicht zu ist".

Top-Scorer von Union Berlin

Mit seinen Leistungen in dieser Saison hat Kruse sicherlich wieder eine Chance verdient. Mit zehn Treffern und fünf Vorlagen in 14 Ligaspielen ist der Ex-Nationalspieler aktuell Top-Scorer von Union Berlin und hat großen Anteil daran, dass sich die Eisernen Hoffnungen auf das internationale Geschäft machen dürfen. Der Linksfuß ist der Kopf der Offensive und präsentierte sich zuletzt auch nach seiner rund zweimonatigen Verletzungspause in guter Verfassung. Vier Treffer erzielte der Stürmer an den vergangenen vier Spieltagen.

Mit seinen Offensivqualitäten ist Kruse für jede Mannschaft ein Gewinn. Beim Hauptstadtklub kommen allerdings auch andere Stärken des Ex-Gladbachers zum Tragen, die man bei den letzten Auftritten der Nationalmannschaft durchaus vermisst hat. Der 33-Jährige übernimmt auch in schwierigen Phasen Verantwortung, kann eine ganze Mannschaft mitreißen und einem Spiel seinen Stempel aufdrücken. Kruse verfügt zudem über eine gewisse Schlitzohrigkeit und könnte damit bei der DFB-Elf besonders gegen tiefstehende Gegner für Überraschungsmomente sorgen.

Max Kruse ist Unions Topscorer
Träumt von einer Rückkehr in die Nationalmannschaft: Max Kruse / Alex Grimm/Getty Images

Der Angreifer punktet auch durch seine Variabilität. Kruse kann nicht nur ein Spiel gestalten, sondern auch als (hängende) Spitze/klassischer Strafraumstürmer agieren. Eine Position, auf der die DFB-Elf in den letzten Jahren nicht wirklich gut aufgestellt war. Als Stürmer ist der Union-Profi meist überall in der Offensive zu finden und für den Gegner nur schwer greifbar. Der ehemalige U21-Nationalspieler reißt zudem Lücken für seine Mitspieler, was unter anderem Leroy Sané und Serge Gnabry auf den Außenbahnen in die Karten spielen könnte. Mit seiner Erfahrung kann Kruse sicherlich auch dem einen oder anderen jungen Nationalspieler weiterhelfen.

Kruse träumt von DFB-Comeback

Anfang März machte Kruse kein Geheimnis daraus, dass er gerne noch einmal für die Nationalmannschaft auflaufen würde. "Wenn ich die Möglichkeit habe, das deutsche Trikot zu tragen, nehme ich das gern an", erklärte der Linksfuß im Focus-Interview. "Ich habe als Kind davon geträumt, und der Traum wird nie aufhören, solange ich Fußball spiele." Mit Kruse hätte Löw einen erfahrenen und variabel einsetzbaren Angreifer im Kader, der in Topform und dank seiner vielen Qualitäten sicherlich ein Gewinn für die Nationalmannschaft wäre. Der 33-Jährige würde auch die Rolle des Jokers mit vollem Einsatz übernehmen und ist zudem ein äußerst sicherer Elfmeterschütze.

Sollte der 14-fache Nationalspieler in den Planungen von Löw weiterhin keine Rolle spielen, darf sich der Routinier zumindest noch Hoffnungen auf eine Olympia-Teilnahme mit der U21 machen. Der Union-Profi findet sich auf der Liste der Nationalen Anti-Doping-Agentur wieder und erfüllt damit eine wichtige Voraussetzung, um in Tokio mit dabei zu sein. Bis zu drei Spieler, die vor 1997 geboren sind, darf Trainer Stefan Kuntz für Olympia nominieren. "Ich bin wohl einer der zwölf Kandidaten für die drei Plätze. Das ist eine Chance von 25 Prozent", erklärte der Ex-Bremer.