Nagelsmann stellt sich als Bundestrainer vor - Die wichtigsten Aussagen
- Völler & Neuendorf: Nagelsmann war absoluter Wunschkandidat
- Nagelsmann: "Haben den Anspruch, einen attraktiven Fußball zu spielen, der abseits von den Ergebnissen die Leute begeistert"
- Gündogan bleibt Kapitän
Von Simon Zimmermann
Die Katze ist aus dem Sack: Julian Nagelsmann ist offiziell der neue Bundestrainer. Der 36-Jährige hat beim DFB einen Vertrag bis zum 31. Juli 2024 und damit bis zur Heim-EM 2024 unterschrieben. Kurz nach der offiziellen Verkündung hielt der DFB eine Pressekonferenz ab. Die wichtigsten Aussagen:
Nagelsmann erklärte bereits im DFB-Statement seine Motivation, die Bundestrainer-Rolle bis zur EM im kommenden Sommer zu übernehmen. Dem Ereignis einer Heim-Europameisterschaft wolle er alles unterordnen. Der Testspielsieg gegen Frankreich sei der Anfang gewesen. "Wir werden im kommenden Jahr ein eingeschworener Haufen sein", versprach der 36-Jährige.
DFB-Präsident Bernd Neuendorf: "Julian war der erste Kandidat"
Zu Beginn der PK sprach DFB-Präsident Bernd Neuendorf. Im Verband sei schnell klargeworden, dass Nagelsmann der absolute Wunschkandidat sei. "Wir hatten heute Morgen eine Sitzung und haben gemeinsamen Beschluss gefasst, dass wir Julian Nagelsmann einstimmig zum Bundestrainer berufen haben. Die Laufzeit des Vertrages ist in der Tat befristet. Wir freuen uns sehr, dass wir ihn gewonnen haben. Ich glaube, dass wir mit ihm eine überzeugende Lösung gefunden haben. Wir haben die Zuversicht und das absolute Vertrauen, dass Julian dieses Projekt EM mit voller Motivation angeht", so Neundorf.
"Julian war der erste Kandidat, es ist dann am vergangenen Dienstag zu einem persönlichen Gespräch gekommen. Wir haben sehr schnell gemerkt, dass das jemand ist, den man gar nicht überzeugen muss, sondern mit höchstem Einsatz diese Aufgabe angeht. Wir haben eine gemeinsame Mission, das muss absolut im Vordergrund stehen. Da kann etwas sehr, sehr Positives entstehen. Das kann und wird ihm gelingen", so Neundorf weiter.
Nagelsmann: "Ein extremer Anreiz für mich"
"Ich fand die Gespräche herausragend gut. Das Ziel, eine gute Heim-EM zu spielen, ist ein extremer Anreiz für mich", begann Nagelsmann. "Wir haben den Anspruch, einen attraktiven Fußball zu spielen, der abseits von den Ergebnissen die Leute begeistert", fuhr der neue Bundestrainer fort.
So wie man den 36-Jährigen kennt, will er auch beim DFB-Team seine Ideen implementieren. "Selbstvertrauen ist wichtig. Um einen guten Geist zu entwickeln, bedarf es einer guten Idee. Es wird Phasen mit schwierigen Momenten geben, dann müssen sich Spieler an etwas greifen können. Die Idee soll nicht komplex, aber attraktiv sein. Wie das aussieht, sieht man hoffentlich schon bei den ersten beiden Länderspielen", erklärte Nagelsmann.
Eine Idee habe er bereits entwickelt. Auf der USA-Reise soll diese bereits zu sehen sein. Das DFB-Team trifft Mitte Oktober auf die USA und Mexiko. Es werden die ersten beiden Länderspiele für Nagelsmann als Bundestrainer sein.
Der 36-Jährige meinte auch, die Zeit nach seinem Aus beim FC Bayern genutzt zu haben. Er wolle aus den Fehlern der Vergangenheit lernen: "Seit ich 15 bin, bin ich im Leistungssport Fußball unterwegs und habe jetzt die Zeit genutzt mit vielen Treffen und Meetings, um die Zeit bei Bayern München zu reflektieren. Ich bin froh, dass ich jetzt die Chance habe, die Fehler, die ich bei Bayern gemacht habe, nun vielleicht nicht mehr zu machen."
"Wir brauchen eine gute, gesunde Aggressivität in Richtung gegnerisches Tor. Es muss dem Gegner wehtun, gegen uns zu spielen."
- Julian Nagelsmann
Helfen, seine Ideen umzusetzen sollen Nagelsmann neben seinen beiden Co-Trainern Benjamin Glück und Sandro Wagner auch Rudi Völler: "Ich sehe Rudi auch als Teil des Trainerteams. Wir werden einen sehr engen Austausch haben, ich möchte seine Erfahrung mitnehmen. Ich hoffe, dass wir den Glauben aus dem Frankreich-Spiel weitertragen."
Nagelsmann zur kurzen Vetragslänge bis zu EM
Gefragt wurde Nagelsmann auch, warum er nur bis zum kommenden Sommer unterschrieben habe. Die EM soll im Vordergrund stehen, entgegnete Nagelsmann. Bis zum Heim-Turnier werde man dann auch sehen, ob seine Arbeit für beide Seiten zufriedenstellend war. Sollte dies der Fall sein, wolle er nicht ausschließen, auch darüber hinaus weiterhin als Bundestrainer tätig zu sein.
"Von meiner Seite ist dann da auch nichts ausgeschlossen. Mein Ziel ist es, durch eine gute Arbeit dieses Vertrauen zurückzuzahlen. Die Erfahrung habe ich ja zuletzt gemacht, dass ein Vertrag nicht immer das ist, was dasteht", so Nagelsmann.
Nagelsmann zur Kapitänsfrage
Von Vorgänger Hansi Flick wurde Ilkay Gündogan vor dem Japan-Spiel als neuer Kapitän ernannt. Die Binde wird der Barça-Mittelfeldspieler auch unter Nagelsmann behalten.
"Ich belasse es dabei. Ich bin von Ilkay [Gündogan] als Mensch und als Spieler extrem überzeugt. Ich finde die Entscheidung auch nach wie vor gut. Und deswegen belasse ich es dabei. Ich habe Ilkay darüber auch schon informiert", so Nagelsmann. "Er ist unser Kapitän und bleibt auch unser Kapitän", hielt der neue Bundestrainer fest.
Völler schwärmt von Nagelsmann: "Es war im Grunde ein Glücksfall"
Völler machte noch einmal klar, dass Nagelsmann der absolute Wunschkandidat war: "Es war im Grunde ein Glücksfall, dass wir nach der Trennung von Hansi Flick mit Julian einen Trainer auf dem freien Markt hatten, der bereit war, einzuspringen. Julian hatte im Sommer unglaubliche Anfragen von Top-Klubs. Er hat sofort gebrannt für diese Position. Gerade nach dem Spiel gegen die Franzosen, wo wir ein wenig Euphorie wieder entfachen konnte, ist Julian mit seiner Art genau der Richtige. Dass es am Ende bei den Bayern Turbulenzen gab, ist nicht schlimm, das passiert schon mal. Auch wirtschaftlich ist uns Julian mit seinem Management entgegengekommen. Auch die Bayern haben wunderbar mitgespielt", so Völler.