Nagelsmann-Entlassung wirft Fragen auf: War sein Kader überhaupt gut genug?

Julian Nagelsmann ist beim FC Bayern gescheitert
Julian Nagelsmann ist beim FC Bayern gescheitert / Alexander Hassenstein/GettyImages
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Julian Nagelsmann muss seinen Posten beim FC Bayern räumen, obwohl die Münchner in der Champions League jedes Spiel gewonnen haben, im DFB-Pokal dabei sind und auch in der Meisterschaft mit einem Sieg im direkten Duell wieder am BVB vorbeiziehen können. Trotzdem hat man von Nagelsmann erwartet, dass er noch mehr aus der Truppe herausholen kann. Es lässt sich wohl nicht verneinen, dass dies möglich gewesen wäre. Zum Teil der Wahrheit gehört jedoch auch, dass der Bayern-Kader gar nicht so stark ist, wie offenbar viele vermuten und zudem geschwächt aus einem bitteren WM-Turnier herausging.

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Eines ist vollkommen klar: Der FC Bayern hat den stärksten Kader in Deutschland, weshalb die Meisterschaft eine Pflichtnummer ist. Trotz allem muss die Frage erlaubt sein, ob das Team nicht von einigen überschätzt wird und mental überhaupt in der Lage sein kann, die volle Performance abzuliefern.

Eine der Hauptursachen für das Nagelsmann-Aus dürfte indirekt der mehr als unglückliche Verlauf in den Wintermonaten bzw. der Fußball-WM liegen. Zunächst sind hierbei die bitteren Verletzungen von Sadio Mané, Lucas Hernández und Manuel Neuer zu nennen. Das Fehlen drei solch erfahrener Kräfte gibt einer Mannschaft immer einen kleinen Knacks.

Ein ganz entscheidender Punkt ist jedoch, dass die WM für beinahe alle Bayern-Profis enttäuschend verlaufen ist. Dies gilt insbesondere für die zahlreichen deutschen Nationalspieler. Neben Neuer gingen demnach auch Kimmich, Goretzka, Müller, Musiala, Sané und Gnabry geschwächt aus dem Turnier. Nicht umsonst sagte Kimmich nach der WM, Angst davor zu haben, in ein Loch zu fallen. Auch für den jungen Musiala, dem in Katar das Pech an den Sohlen klebte, waren die ersten richtigen Negativ-Erlebnisse seiner Karriere nicht ganz so leicht zu verkraften.

Man kann das Spiel aber auch auf Spieler anderer Nationen ausweiten. Matthijs de Ligt geriet nach seinem schwachen ersten Einsatz prompt in die Kritik und war im Anschluss bis Turnierende außen vor. Dann wären da noch die beiden Franzosen Kingsley Coman und Benjamin Pavard zu nennen. Coman zeigte sich in einer ganz schwachen Verfassung und wurde in der Hierarchie sogar unter anderem von Thuram und Kolo Muani überholt. Pavard fiel nach seinem ersten Spiel komplett in Ungnade, wurde öffentlich angezählt und spielte sportlich keine Rolle mehr. Lediglich für Dayot Upamecano lief es wirklich gut, jedoch hat auch er letztlich ein großes Finale verloren.

Ansonsten erlebte Noussair Mazraoui grundsätzlich eine positive WM, erkrankte jedoch an Corona und fehlte im Anschluss lange wegen einer Herzbeutelentzündung. Auch Leihspieler Joao Cancelo verlor sein Platz überraschend gegen Diogo Dalot, während Davies und Choupo-Moting in der Vorrunde scheiterten.

Ist der Kader der Bayern wirklich so stark?

Kurz und knapp: Das WM-Turnier war für den FC Bayern eine Katastrophe - mit einem schwachen Rückrundenstart war schon zu rechnen. Doch auch ungeachtet der mentalen Verfassung der Spieler, muss man sich fragen, ob die Truppe rein von den Fähigkeiten wirklich so stark ist, wie man denkt.

Man müsste jedenfalls meinen, dass die Nationalmannschaft, die zum großen Teil aus Bayern-Spielern besteht, auch performen sollte, wenn der FCB wirklich so spitzenmäßig gut ist. Das DFB-Team hat jedoch drei ganz schwache Turniere in Serie hingelegt, weswegen man schon auch mal die Qualitätsfrage stellen muss.

Wie zuvor erwähnt, handelt es sich auch bei de Ligt, Coman und Pavard um Spieler, in der Nationalmannschaft als zu schlecht bzw. zu formschwach empfunden wurden. Genau diese Leute haben beim FC Bayern wieder ein deutlich besseres Bild abgegeben, was man Nagelsmann eigentlich hoch anrechnen könnte. Bereits bei der EM 2021 konnte kaum ein Bayern-Spieler ein gutes Bild abgeben. Vielleicht ein Zufall, vielleicht aber auch mehr.

Zu guter Letzt wäre noch der Lewandowski-Abgang aufzuführen. Der FC Bayern hat seinen besten Spieler verloren, ohne im Anschluss für Ersatz gesorgt zu haben. Eine noch immer ziemlich streitbare Entscheidung. Durch ein gutes Offensivkonzept und einen überraschend starken Choupo-Moting konnte man den Verlust jedoch in Teilen auffangen. Auch hier kann man Nagelsmann einen Pluspunkt eintragen, zumal er einen Choupo-Moting ins Rollen gebracht hat, der in seiner langen Laufbahn in Summe eher ein mittelmäßiger Stürmer war.