Nächster Dämpfer für Liverpool: "Nicht mehr im Titelrennen" und "mental müde"

James Milner trottet nach der zweiten Heim-Niederlage in Folge vom Platz
James Milner trottet nach der zweiten Heim-Niederlage in Folge vom Platz / Clive Brunskill/Getty Images
facebooktwitterreddit

Mit der zweiten Heim-Niederlage in Folge muss der FC Liverpool einen erneuten Dämpfer im Liga-Wettbewerb hinnehmen. Das Verteidigen der Meisterschaft erscheint derzeit nicht nur unwahrscheinlich - Andrew Robertson gibt sogar zu, dass man sich derzeit gar nicht erst im Titelrennen befindet.

Mit dem 0:1 gegen Brighton & Hove Albion am Mittwochabend musste der FC Liverpool die zweite Heim-Niederlage in Folge hinnehmen. Das ist dem Verein seit 2012, also seit nunmehr über acht Jahren, nicht mehr passiert. Bis zuletzt war man an der Anfield Road sogar fast drei Jahre ungeschlagen. Vom Titel-Anwärter in der Champions-League zur "nur noch" großen Nummer, vom erhofften Verteidigen des Meistertitels in der Premier League zum Bangen um einen Quali-Platz für die Königsklasse.

"So wie es aktuell aussieht, sind wir nicht im Titelrennen", sprach Andrew Robertson die bittere Wahrheit aus (via Daily Mail). Am Sonntag steht der Kracher gegen Tabellenführer Manchester City an, der auch unabhängig von den Umständen "immer ein großes Spiel" sei.

Der Linksverteidiger mit deutlichen Worten weiter: "Wir sind sieben Punkte hinter ihnen und sie haben noch ein Spiel mehr zu spielen. Ich denke, sie würden das gleiche sagen, wären sie zehn Punkte abgeschlagen. Wir müssen erst einmal wieder zu dem Liverpool werden, das jeder kennt."

Auch Andrew Robertson zeigte sich nach der Niederlage enttäuscht
Auch Andrew Robertson zeigte sich nach der Niederlage enttäuscht / Clive Brunskill/Getty Images

Schlussendlich sei man "noch immer ein gutes Team", so Robertson, über Nacht werde sich so etwas auch nicht ändern. "Brighton war heute besser. Wir waren in allen Bereichen sehr enttäuschend. Man muss ihnen die Anerkennung zollen für das gute Spiel. Sie haben sich Chancen erarbeitet, uns gepresst - all das, was wir eigentlich machen wollten", resümierte der 26-Jährige. Zurückblickend habe man jedoch nichts Nennenswertes geschafft. Nun müsse man einen Weg finden, wieder an die vorigen Resultate anzuknüpfen.

Klopp-Team "mental ermüdet"

Dabei steht selbstverständlich Jürgen Klopp im Fokus. Die laufende Saison der Reds wurde sogar schon mit dem Abstürzen mit dem BVB in der Saison 2014/15 verglichen: Nach Jahren des Erfolgs durch absoluten Power-Fußball scheint eine gewisse Müdigkeit einzusetzen, mit der es immer schwerer fällt, die ursprünglich so guten Leistungen abzurufen. Allzu passend ist dieser Vergleich selbstredend nicht, immerhin stand Schwarz-Gelb damals vor der Rückrunde auf dem 18. Tabellenplatz der Bundesliga, auch wenn man am Ende noch den siebten Rang erreichte.

Dennoch sprach Klopp den Aspekt der Müdigkeit an, während er das enttäuschende Ergebnis erklärte: "Brighton hat das Spiel zurecht gewonnen, verdient. Sie waren frischer als wir, sie haben viele Dinge besser gemacht und wir haben zu viele einfache Ballverluste gehabt. Wir haben nicht viel erarbeitet, für mich sah das Team heute müde aus, mental ermüdet und das führt nicht zum besten Spiel."

Vor der Partie noch locker schien Jürgen Klopp währenddessen angespannt
Vor der Partie noch locker schien Jürgen Klopp währenddessen angespannt / Clive Brunskill/Getty Images

Ein nach wie vor prominentes Problem ist das Verletzungspech in der Defensive. Zwar hat man sich in der Innenverteidigung mit Ozan Kabak von Schalke 04 und mit Ben Davies von Preston North End neue Spieler geholt, doch so wenige Tage nach ihrem Wechsel standen sie noch nicht auf dem Feld. Dadurch musste Kapitän Jordan Henderson erneut in die Abwehrzentrale rücken. Dort macht er seinen Job zwar gut, doch seine Klasse fehlt nun im Mittelfeld. Das macht sich nicht nur in der Stabilität und Sicherheit in Ballbesitz bemerkbar, sondern auch in der Verbindung zwischen Defensive und Offensive.

Mit ihm fehlt gezwungenermaßen ein nicht zu unterschätzendes Verbindungsstück hin zum eigentlich phänomenal gut besetzten Angriff. Das Resultat zusammengefasst: Es werden viel zu wenige Torchancen erspielt. Auch gegen Brighton, wo Liverpool lediglich einen Schuss auf das gegnerische Tor abgeben konnte. Bei der vorigen Liga-Pleite im heimischen Stadion gegen Burnley waren es zwar sechs Stück, davon aber nur eine einzige Großchance. Zu wenig, auch wenn man absolute Weltklasse-Spieler wie Sadio Mané, Mohamed Salah oder Roberto Firmino in seinen Reihen weiß.

Das erste Mal seit dem Oktober 1984 (!) haben die Reds es in drei aufeinanderfolgenden Heimspielen nicht geschafft, ein Tor zu erzielen. So hat das Verletzungspech rund um Virgil van Dijk, Joe Gomez und Joel Matip nicht nur direkte Folgen für die Abwehr, sondern auch (indirekte) für den sonst so gefürchteten Sturm.

Unter diesen Umständen, die derzeit nun einmal beim Klopp-Klub vorherrschen, ist man kein Team im Titelrennen - wie Robertson es schonungslos aussprach. Mit der Partie gegen City am Wochenende kann viel gewonnen, aber erneut auch viel verloren werden.

Dahingehend versuchte der Coach etwas Druck von seiner Mannschaft zu nehmen: "Der (Punkte-)Abstand interessiert uns momentan nicht. Das ist das Ergebnis der Resultate, die wir bereits hatten. Was wir beeinflussen können, ist das nächste Spiel. Heute war es nicht genug. Das wissen wir und das müssen wir ändern."