Nach verheißungsvollem Re-Start: Was Hertha BSC noch zum absoluten Spitzenteam fehlt
Von Jannis Bartels

Hertha BSC ist sensationell in den Bundesliga-Restart gegangen und hat mit sieben Punkten aus drei Spielen alle Erwartungen übertroffen. Doch trotz der aufkommenden Euphorie, die nicht wenig mit dem neuen Trainer Bruno Labbadia zu tun hat, haben die Berliner noch einige Baustellen zu bearbeiten, bevor von einem Spitzenteam die Rede sein kann.
Es wirkt so, als hätte der Bundesliga-Restart auf Knopfdruck auch den offiziellen Neustart der Hertha eingeläutet. Auf einen 3:0-Sieg zum Labbadia-Einstand gegen Hoffenheim folgte ein fulminanter 4:0-Triumph im Derby gegen Union Berlin. Und auch wenn die Mini-Siegesserie gegen RB Leipzig riss und man sich mit einem 2:2-Unentschieden begnügen musste, haben die ersten Wochen unter Labbadia gezeigt: Hier scheint doch noch etwas zu entstehen.
Hertha BSC noch nicht am Ende
Nichtsdestotrotz hat die Hertha auf ihrem Weg zum Big-City-Klub noch einige Schwachstellen auszumerzen oder besser gesagt, Anpassungen vorzunehmen. Der Sturm ist mit den neuen Cunha und Piatek bereits gut verstärkt werden, das haben vor allem die letzten Wochen gezeigt. Cunha ist mit seinen Auftritten sogar so attraktiv geworden, dass bereits Inter Mailand für einen möglichen Sommer-Wechsel angeklopft hat.
Doch gerade am anderen Ende des Feldes fehlt es derzeit an Spitzenformat. Der verdiente Torhüter Rune Jarstein hat seine besten Zeiten hinter sich. Auch Thomas Kraft kommt den großen Ambitionen des Klubs nicht nah genug. Hier muss auf jeden Fall noch was passieren. Im Gespräch war vor einiger Zeit mal Loris Karius, der in Berlin seine Karriere wiederbeleben könnte. Auch Sven Ulreich wäre wohl eine Option.
Sollte man einen, den eigenen Ansprüchen genügenden Keeper gefunden haben, hat man gemeinsam mit Trainer Labbadia bereits zwei zentrale Bausteine beisammen, die in der Vergangenheit entweder gefehlt oder nicht gleichzeitig vorhanden waren.
Kommt ein Rechtsverteidiger?
Das größte Fragezeichen steht derzeit sowieso hinter der aktuellen Rechtsverteidigung. Peter Pekarik macht seinen Job zwar solide, würde den Ansprüchen eines Big-City-Clubs jedoch nicht gerecht werden. Auf der europäischen Bühne warten andere Kaliber. Aber eben auch Kaliber, mit denen man sich in Berlin langfristig messen will. Dementsprechend sollte hier im Sommer für Verstärkung gesorgt werden.
Auch im Mittelfeld muss höchstwahrscheinlich noch einmal nachgebessert werden, sollte Marko Grujic im Sommer zum FC Liverpool zurückkehren. Eine interessante, aber leider nicht ganz realistische Option wäre Suat Serdar vom FC Schalke. Der passt mit seinem jungen Alter optimal ins Teamgefüge und mit seinen Qualitäten perfekt ins Anforderungsprofil der Alten Dame. Allerdings müsste man hier erst schauen, wie der Mittelfeldspieler von seiner Verletzungspause zurückkehrt und ohnehin ist man auf Schalke im Augenblick wohl sehr darauf bedacht, wenigstens die wenigen Lichtblicke in wieder einmal stürmischen Zeiten im Verein zu halten.
Dennoch: In Berlin ist man tatsächlich auf einem guten Weg. So gut sogar, dass man das Klinsmann-Intermezzo und alles, was der Auftritt des Ex-Nationaltrainers mit sich brachte, vergessen könnte. Und das sollte man auch! Ab jetzt heißt es, den Blick nach vorn zu richten und auf den verheißungsvollen Wochen aufzubauen. Im Sommer liegt es dann an Manager Preetz, die genannten Schwachstellen zu verbessern und sich so bereit zu machen für die kommende Spielzeit und den ersten Angriff auf Europa.