Nach Terminierung für den Bundesliga-Neustart schiebt Werder Bremen mächtig Frust
Von Guido Müller

Wer hat denn nun Recht? Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher sprach von einem "einstimmigen Beschluss", doch nach Angaben seines Bremer Amtskollegen Andreas Bovenschulte sollen sich bei der Videokonferenz mit Kanzlerin Angela Merkel am gestrigen Donnerstag die Verhandlungsparteien "ordentlich in die Wolle gekriegt" haben. Doch der Termin für den Neu-Start (15. Mai) steht nun. Und in Bremen schieben sie deswegen mächtig Frust.
Bremens Innensenator Ulrich Mäurer zeigte sich unzufrieden von dem Beschluss. "Es war für mich nicht überraschend, dass es zu einer Vorzugsbehandlung des Profi-Fußballs kommen wird. Das war absehbar", klagte der Politiker gegenüber der Bild-Zeitung sein Leid. "Das halten wir für eine falsche Entscheidung!"
Der Politiker fürchtet auch eine negative Reaktion von Seiten der Bremer Fans, weshalb in den vergangenen Tagen auch das Szenario eines Umzugs der Bremer Mannschaft in ein anderes Stadion für die Absolvierung der heimischen Geisterspiele zur Debatte stand.
Werder Bremen startete mit drei Tagen Verspätung ins Training
Doch auch rein sportliche Aspekte spielen bei Werders ablehnender Haltung eine Rolle. Denn die Bremer konnten gegenüber der Konkurrenz erst drei Tage später in den Trainingsbetrieb einsteigen. Für Sportchef Baumann stellt dies "einen deutlichen Wettbewerbsnachteil" dar. "Im Sinne der Integrität des Wettbewerbs" sollten, so Baumann, alle Mannschaften zumindest zwei Wochen Vorbereitungszeit für den Wiedereinstieg in die Liga haben.
Auch der FSV Mainz äußerte sich, in Person seines Vorstandsvorsitzenden Stefan Hofmann, in diese Richtung. Doch dazu wird es nun nicht mehr kommen. Der Termin nächste Woche ist fix.
Dänemark wurde praktisch ohne Vorbereitung 1992 Europameister
Ob drei Tage mehr oder weniger in der Vorbereitung jetzt tatsächlich einen substanziellen Unterschied für die Vorbereitung bedeuten, sei dahingestellt. Mit Werder Bremen und dem FSV Mainz haben sich zwei Vereine über den Fahrplan beschwert, die aktuell in Abstiegsnöten sind. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Vielleicht sollte man ihnen das Beispiel der dänischen Nationalmannschaft anno 1992 nochmal in Erinnerung rufen. Damals hätten die Skandinavier eigentlich gar nicht an der Europameisterschaft teilgenommen. Da aber Jugoslawien aufgrund der Bürgerkriegsproblematik kurz vor dem Turnier ausgeschlossen worden war, mussten die über alle Strände der Welt verteilten Dänen sehr kurzfristig ihren Urlaub (ohne Training, und mit viel Fast Food!) beenden - und wurden am Ende tatsächlich Europameister.