Nach Respektlosigkeiten: Harit und Stambouli droht Suspendierung

Wäre es doch nur eine reine Ergebnis-Krise... Auf Schalke häufen sich die Probleme, Streitigkeiten und Unklarheiten. Während des Spiels gegen Wolfsburg sollen sich Amine Harit und Benjamin Stambouli in der Halbzeit zu Respektlosigkeiten hinreißen lassen haben - ihnen droht eine Suspendierung.

Einer aus sportlicher Sicht so verzwickten Situation, in der sich Schalke 04 derzeit befindet, kann man nur gemeinsam entkommen. Dieses Gefühl von Zusammenhalt gibt es momentan aber sicher nicht, weder von der Vereinsführung aus, noch von der durch mittlerweile 24 sieglosen Spielen beschädigten Mannschaft.

Statt besser wurde es am vergangenen Samstag gegen den VfL Wolfsburg, vor allem in der ersten Halbzeit, schlimmer. Über die ersten 30 Minuten fanden die Knappen überhaupt keinen Zugriff, ließen vor der Abwehr viel zu große Räume, in Zweikämpfe kam man ebenfalls nicht. Zwei Spieler standen dabei bereits im Fokus: Amine Harit, der aufgrund sehr schlechter Leistung schon in der 39. Minute gegen Benito Raman ausgewechselt wurde und direkt ohne einen Blick zur Trainerbank in die Kabine ging. Und Benjamin Stambouli, der über die letzten Wochen unter Manuel Baum nie zum Zuge kam, wegen des Ausfalls von Salif Sané und der Schonung Ozan Kabaks gegen die Wölfe aber in die Startelf rückte.

Respektlosigkeiten von Stambouli und Harit - Rapport am Dienstag

Das noch viel größere Problem: Informationen von Sport1 nach soll es seitens der beiden in der Halbzeitpause zu Respektlosigkeiten gekommen sein. Die Bild berichtet, dass Stambouli, der zur Halbzeit gegen Steven Skrzybski ausgetauscht wurde, in der Kabine "unangemessen" reagiert und noch während der Partie das Stadion verlassen haben. An der Videoanalyse am Sonntag wollte der Franzose zwar wieder teilnehmen, wurde von Manuel Baum aufgrund seines respektlosen Verhaltens allerdings fortgeschickt!

Harit und Stambouli sollen am heutigen Dienstagmorgen zum Rapport antreten. Sportvorstand Jochen Schneider hatte bereits ein Gespräch mit Harit angekündigt, von dem er "sehr enttäuscht" sei, wie er den Ruhrnachrichten erklärte. Dass Stambouli derart negativ auffällt, ist allerdings überraschend. Bislang galt der Franzose als Vorbild und respektierter Spieler, der aber - und das ist der wichtige Kontext - momentan sehr stark mit seinen eigenen Leistungen und Auftritten zu kämpfen hat, in Verbindung mit der ohnehin sehr ernsten und kritischen Lage.

Sollt es zur aktuell zu erwartenden Suspendierung kommen, für wie lange diese dann auch immer gelten würde, könnte es auch zu einem Statement des Vereins kommen. Dass genauer erklärt wird, was in der Halbzeit vorgefallen ist, ist jedoch nicht zu erwarten. Der kicker hatte am Montag bereits vermutet, dass sehr bald eine gewisse Team-Achse gefunden werden soll, um dem Abstiegskampf endlich entgegenzutreten.

Noch mehr Probleme und eigene Schwächung: Es geht nur gemeinsam

Das große Problem ist, und das kann man gar nicht genug erwähnen: Für Schalke geht es nur gemeinsam. Natürlich ist das die Krux des Abstiegskampfes, dass man ständig auseinanderzubrechen droht, dass die Nerven mehr als angespannt sind, dass man sich um die Zukunft sorgt und dementsprechend unsicher auf dem Platz steht. Genau das gilt es aber seit Wochen zu überwinden, seit Ewigkeiten wird ein wichtiger Befreiungsschlag, ein wichtiges Erfolgserlebnis gesucht.

Aktionen wie die, zu denen sich Harit und Stambouli offenbar haben hinreißen lassen, bringen diese so bedeutsame Mission nicht nur in Gefahr - sie machen sie nahezu unmöglich. Dabei wäre es eigentlich völlig egal, wie die betroffenen Spieler heißen und wie lange sie bereits im Verein sind, denn Schaden verursachen Respektlosigkeiten, Zwischenfälle und dergleichen immer, vor allem wenn es einen Trainer betrifft, der seit nicht einmal zwei Monaten im Amt ist und eine vergleichsweise tote Mannschaft übernommen hat.

Noch schlimmer ist es, solche Nachrichten als Fan mitzubekommen. Die Anhänger von Königsblau sind Leid und Frustration zwar gewohnt, dazu stehen sie auch. Inzwischen geht es aber um das Überleben des Klubs, dem nach Mitgliedern zweitgrößten in ganz Deutschland, der theoretisch eine gewaltige Wucht entwickeln könnte. Werden Werte mit Füßen getreten und die kleinsten Aussichten nach Hoffnung aus egoistischen Gründen oder verletzten Gefühlen sabotiert, dann ist das einfach nur traurig und falsch.