Nach Rassismus-Vorfall: Amiri vergibt Union-Spieler
Von Marc Knieper
Ein Rassismus-Eklat überschattete das Freitagabendspiel im Stadion An der Alten Försterei. DFB-Nationalspieler Nadiem Amiri soll aufgrund seiner afghanischen Wurzeln von einem Union-Akteur rassistisch beleidigt worden sein. Eine Instagram-Story seines Bruders enthüllte den potenziellen Übeltäter, dessen Entschuldigung Amiri noch am späten Abend annahm.
Dass Union Berlin mit einem wahrlichen Statement-Sieg (1:0) den Abstand auf Bayer 04 Leverkusen um nur einen mickrigen Zähler schmälerte, interessierte die Werkself gleich im Anschluss der Partie nicht die Bohne. Es ging um weitaus wichtigere Dinge - und zwar den Kampf gegen die allseits bekannte, ekelige Denk- und Handlungsweise des Rassismus.
Dem späten Treffer des eingewechselten Cedric Teuchert folgte kurz vor Schluss eine Rudelbildung beider Mannschaftslager. Wie so häufig ging es um verschiedenste Reklamationen; in diesem Fall um ein vorheriges Foul an Leon Bailey, über welches sich auch Nadiem Amiri lautstark beschwerte. Die hitzigen Diskussionen überstiegen abermals das sportliche Terrain, es seien "viele unschöne Worte auf dem Platz gefallen, die da absolut nichts zu suchen haben", bestätigte Union Berlins Pressesprecher Christian Arbeit.
Tah: "Amiris Herkunft wurde beleidigt"
Den entscheidenden Einblick in die Rudelbindung lieferte Leverkusens Jonathan Tah gleich im Anschluss der Partie vor den laufenden DAZN-Kameras: "Nadiem Amiris Herkunft wurde beleidigt. Das gehört hier nicht auf den Platz. Das ist das Traurigste am gesamten Abend", fiel der Innenverteidiger ein schnelles und treffendes Urteil. Dabei sei in Richtung Amiri "der Begriff Scheiß-Afghane" gefallen, so Tah. "Ich hoffe, dass das Konsequenzen hat."
Florian Hübner als Übeltäter?
Übeltäter dieses Rassismus-Fauxpas scheint demnach Eisern-Verteidiger Florian Hübner gewesen zu sein. Das behauptete zumindest Amiris Bruder Nauwid in seiner Instagram-Story am späten Freitagabend. DFB-Nationalspieler Amiri teilte diese Story kurzzeitig auf seinem Account, entfernte sie allerdings gut eine Stunde später wieder. Von Hübner selbst kam bis dato kein Statement.
Amiri reagiert auf Entschuldigung des Union-Akteurs
Mittlerweile hat Amiri die Entschuldigung des potenziellen Übeltäters allerdings angenommen. Das bestätigte sein Klub am Samstagmorgen mit entsprechender Begründung des offensiven Mittelfeldspielers. Die Sache sei somit für ihn gegessen.
Mit "Tränen in den Augen" habe Amiri in der Mannschaftskabine gesessen. Emotionen und Reaktionen sprechen Bände: solche Worte sind tief verletzend! Auch Leverkusens Cheftrainer Peter Bosz bezog auf der anschließenden Pressekonferenz klar Stellung: "So etwas darf auf einem Fußballplatz nie, nie passieren."
Union-Coach Urs Fischer habe während der Partie nichts Konkretes vernommen und möchte das Vorkommnis entsprechend intern klären. Aber: "Wenn das wirklich so sein sollte, dann entschuldige ich mich im Namen des Klubs. Das darf nicht geschehen", so der 54-Jährige. Gut möglich, dass von Berliner Seite entsprechende - von Tah geforderte - Konsequenzen folgen werden.