Nach Peinlich-Auftritt: Diese Umstellungen muss Favre jetzt vornehmen
Von Jan Kupitz
Machen wir es kurz und sagen knallhart, wie es ist: Der BVB-Auftritt bei Lazio Rom war eine einzige Bankrotterklärung und schlicht und einfach nicht akzeptabel. Wieso, weshalb, warum so eine Nicht-Leistung überhaupt passieren kann - das ist von außen schwer zu beurteilen.
Ob die Mannschaft tatsächlich, wie von der Sport Bild vor einer Woche behauptet, den Glauben in Lucien Favre verloren hat? Möglich. Nach so einem Auftritt wie am Dienstagabend sogar relativ wahrscheinlich. Doch diese Niederlage, dieses immer wiederkehrende Muster von phlegmatischen, lustlosen Vorstellungen kann nicht nur (!) am BVB-Coach fest gemacht werden (auch wenn sich tausende Fans in den sozialen Netzwerken schon wieder auf Favre eingeschossen haben). Nein, auch die Spieler müssen bei so einem Offenbarungseid mal seeeehr kritisch hinterfragt werden.
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Was bleibt Favre also übrig? Richtig, vor dem Derby (das plötzlich nicht nur für Schalke, sondern auch für Schwarz-Gelb zur Zerreißprobe wird) die Spieler, die ihn in Rom so sehr im Stich gelassen haben, auch mal konsequent draußen lassen. Und seine personellen Fehler somit korrigieren. Angst vor oder Rücksicht auf prominente Namen wären fehl am Platz.
Diese Umstellungen muss Favre am Samstag im Vergleich zur Rom-Partie vornehmen:
1. Hitz raus, Bürki rein
Es verwunderte doch sehr, dass Lucien Favre bei Lazio plötzlich auf Marwin Hitz zwischen den Pfosten vertraute. Bereits am Samstag hatte Roman Bürki, noch geschwächt von einem grippalen Infekt, auf der Bank gesessen - doch nahezu jeder rechnete damit, dass Bürki in der Champions League wieder auflaufen würde. Pustekuchen!
Hitz erhielt gegen Lazio erneut das Vertrauen, auch wenn Michael Zorc von "keiner generellen Entscheidung" sprach.
Die eigentliche Nummer zwei sah beim zweiten Gegentor nicht wirklich gut aus, auch sonst strahlte Hitz keine große Ruhe aus. Gegen Schalke sollte Favre schleunigst wieder auf Bürki bauen, um auf dieser Position erst gar kein weiteres, unnötiges Fass aufzumachen.
2. Der unersetzliche Can muss zurück
So ein Typ wie Emre Can (Rotsperre) wurde am Dienstagabend schmerzlich vermisst. Einer, der sich nicht alles gefallen lässt. Einer, der sich wehrt. Einer, der seine Teamkollegen wachrüttelt und ihnen auch mal einen (sinnbildlichen) Tritt in den Allerwertesten versetzt. Daher gibt es natürlich keine zwei Meinungen, dass Can gegen Schalke in die Startelf gehört. Der alternde Lukas Piszczek, dem man aber keinen großen Vorwurf machen kann, muss weichen.
3. Meunier hat in der Startelf erstmal nichts mehr verloren
Sich auf einen bestimmten Spieler einzuschießen, ist bei einer Mannschaftssportart wie Fußball nie fair und nur selten angebracht. Doch über Thomas Meunier wird zu reden sein, denn von einer sehr schlechten Mannschaft hob sich die Nicht-Leistung des Belgiers noch einmal gesondert ab.
Michael Zorc hatte den Neuzugang von PSG, der nicht erst seit dem Lazio-Spiel in der Kritik steht, noch vor zwei Wochen in Schutz genommen und gebeten, ihn nicht mit Vorgänger Achraf Hakimi zu vergleichen. Nach so einem Auftritt wie in Rom kommen aber unweigerlich Gedanken hoch: "Was wäre, wenn Hakimi noch da wäre...?"
So oder so hat Meunier erstmal nichts in der Startelf verloren, der zuletzt gut aufspielende Felix Passlack wäre zurzeit die klar bessere Wahl.
4. Brandt hat mal wieder eine Chance verdient
In einer Phase der vergangenen Saison war Julian Brandt einer der besten Dortmunder - nämlich als er im zentralen Mittelfeld auflaufen durfte. Doch obwohl der Ex-Leverkusener so großartig aufspielte, zog Favre ihn von dort wieder ab, verfrachtete ihn auf die Bank oder ins ungeliebte Sturmzentrum.
Es ist mal wieder an der Zeit, dass Brandt eine Chance in der Zentrale erhält - vielleicht sogar für den zuletzt indisponierten Axel Witsel. Oder eben für Jude Bellingham, der nach einem großartigen Start aktuell sein erstes kleines Tief erlebt. Wer weichen muss, ist eigentlich egal. Aber Brandt gehört in die Startelf!
5. Reus: Besser erstmal nur Joker
Ja, auch über Marco Reus muss gesprochen werden. Den Anspruch eines Kapitäns hat der Offensivspieler in Rom gewiss nicht erfüllt - statt voran zu gehen, ging Reus völlig unter. Vielleicht mag es seiner langen Verletzung geschuldet sein, aber eine große Hilfe ist er in dieser Form ganz sicher nicht. Gio Reyna oder der bald genesene Thorgan Hazard hätten eher eine Chance verdient. Für Reus dürfte die Rolle des Edeljokers - wie in Hoffenheim - erstmal langen.