Nach Doping-Sperre: Warum der HSV den Vuskovic-Vertrag auflösen müsste - Bericht
Von Franz Krafczyk
Der Hamburger SV steht auch nach dem Schock-Urteil weiterhin zu Mario Vuskuvic, der rückwirkend für vier Jahre bis November 2026 gesperrt wurde. Das zeigte zum einen der Torjubel von Robert Glatzel beim 4:1-Heimsieg gegen Preußen Münster, der ein Trikot des Verteidigers hochhielt, zum anderen aber auch der Überraschungsbesuch in Vuskovics Heimat Split.
Doch allein aus rechtlichen Gründen könnte es bald zu einer Vertragsauflösung kommen. "Aus meiner Sicht wäre der HSV verpflichtet zu prüfen, ob hier eine fristlose Kündigung des Herrn Vuskovic angezeigt ist", sagt Gregor Reiter, Fachanwalt für Sportrecht, gegenüber Bild. "Da der Muster-Arbeitsvertrag der DFL ein Doping-Verbot als eine wesentliche Verpflichtung des Spielers enthält, wäre hier ein fristloser Kündigungsgrund nicht ausgeschlossen."
Für den HSV könnte damit ein großes Dilemma entstehen. Kündigt der Zweitligist den Vertrag von Vuskovic aus moralischen Gründen nicht, dann würden laut Bild persönliche Haftungsforderungen drohen.
"Als Vorstand hafte ich grundsätzlich für einen Schaden, den ich gegenüber meinem Unternehmen kausal verursacht habe. Eine Instanz, um das zu prüfen, ist die Hauptversammlung, in dem es jedem Aktionär unbenommen bleibt, zu fragen, was der Vorstand getan hat, um Schaden vom Verein abzuwenden. Eventuell wäre schon zu viel gezahltes Gehalt an Herrn Vuskovic ein solcher Schaden", so Reiter, der 14 Jahre als Chef der Berater-Vereinigung DFVV tätig war.
Sportlich Verantwortlichen droht Ärger - Stimmen die Gesellschafter einer Nicht-Kündigung zu?
Sollte also einer der sieben Gesellschafter des HSV die sportliche Führung für die Nicht-Entlassung von Vuskovic verantwortlich machen, müssten Stefan Kuntz und Eric Huwer im schlimmsten Fall Hunderttausende Euro von Vuskovics Gehalt aus eigener Tasche an den Verein zurückzahlen. Im Hintergrund sollen aber bereits Gespräche zwischen dem Vorstand und den Gesellschaftern laufen, die einem Verzicht auf die Kündigung von Vuskovic zustimmen könnten.
"Sollten sich die verantwortlichen Personen beim HSV gegen eine Kündigung entscheiden, sollten sie die Gründe für diese Entscheidung schlüssig darlegen und transparent den Anteileignern und Mitgliedern erklären. Die haben einen Anspruch drauf, die Gründe für die Entscheidung zu erfahren. Man darf nicht vergessen: Große Profi-Klubs sind keine kleinen Vereine mehr, wo man im Hinterzimmer 'fußballspezifisch' entscheiden kann. Das sind Kapitalgesellschaften, für welche die gleichen Gesetze gelten, wie für jedes andere Unternehmen auch", betont Reiter.
Bis zum 10. September hat der HSV noch Zeit, eine Entscheidung zu treffen. Dann würde die Frist für eine Kündigung zwei Wochen nach dem CAS-Urteil ablaufen.
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