Nach 15 Jahren reißt bei Messi der Geduldsfaden!
Von Guido Müller
Weltweit reicht das mediale Echo nach der ersten Rote Karte Lionel Messis im Profi-Fußball. Die eigentliche Nachricht im sportlichen Bereich ging dabei fast ein wenig unter.
Kein Titel für Barça in der Saison 2019/20
Denn mit der 1:2-Niederlage (nach Verlängerung) gegen die Löwen aus Bilbao im Finale des spanischen Supercups beschließt der FC Barcelona nun auch ganz offiziell die Saison 2019/20 ohne einen einzigen Titel.
Obschon man gleichzeitig auch sagen muss, dass die Trophäe, um die es gestern im Estadio de la Cartuja zu Sevilla ging, kaum als Kompensation für die letztjährigen Enttäuschungen in Liga und Champions League hätte herhalten können. Aber es wäre zumindest ein Titel gewesen, so wenig dieser auch dafür taugt, tagelang im Freudentaumel zu verharren.
Mit etwas neuem Tafelsilber wäre es vor allem auch für Trainer Ronald Koeman in den nächsten Wochen bestimmt etwas leichter geworden im aktuell nervösen Umfeld des Klubs.
Schwaches Spiel des gesamten Teams - und ein unrühmliches Ende
Was jedoch unter dem Strich bleibt, ist eine Leistung, die nicht wirklich dazu taugt, den Fans die Hoffnung auf einen positiven weiteren Saisonverlauf zu geben. Denn dafür hat der FC Barcelona schlicht und einfach zu wenig getan, um die in solcher Art Spielen stets motivierten Basken zu schlagen.
Wie schon im Jahr 2015 ( im Hin- und Rückspielmodus), als sich Athletic mit 4:0 und 1:1 gegen den auch damals favorisierten FC Barcelona durchsetzen konnte.
Und es bleibt die Erinnerung an ein Novum. Nämlich den ersten Platzverweis für Lionel Messi in einem Pflichtspiel für die erste Mannschaft des FC Barcelona. An der Richtigkeit der Entscheidung des Unparteiischen Gil Manzano kann es nach dem Studium der Zeitlupen keinen Zweifel geben.
Die Umstände lassen durchaus den Schluss zu, dass sich Messi schlichtweg zu einer Affekttat hinreißen ließ. Mit dem Spiel in den letzten Sekunden, und dem Gefühl, einer vermeidbaren Niederlage unmittelbar gegenüber zu stehen, hatte sich der Superstar für Sekundenbruchteile nicht im Griff.
15 Jahre lang Fouls der Gegner eingesteckt
Anders also als es in den letzten 15 Jahren der Fall war. Kaum ein Spieler dürfte in diesem Zeitraum öfter Ziel rüder Attacken der gegnerischen Verteidiger gewesen sein als Lionel Messi. In welchen Dimensionen lassen sich die Fouls gegen la pulga messen? Zu hunderten? Zu tausenden?
Angesichts von insgesamt 753 Pflichtspielen im rot-blauen Dress der Katalanen wohl eher letzteres. Und es geht ja nicht nur um die reine Anzahl der Attacken auf Messis Unversehrtheit, sondern auch um die Qualität derselben. Zum Glück konnte sich der Argentinier bislang auch aufgrund seiner Geschicklichkeit den gefährlichsten Angriffe der Gegner auf seine Person unbeschadet entziehen.
Hartes Strafmaß droht
Der gestrige Faustschlag gegen Bilbaos Asier Villalibre war sicherlich keine schöne Aktion des Superstars und mit der Vorbildfunktion eines Ausnahmespielers auch komplett unvereinbar. Das weiß er genau so gut wie die, die jetzt mit dem Finger auf ihn zeigen.
Und die Strafe dafür könnte im schlimmsten Fall eine Sperre von vier Spielen (oder gar mehr) sein. Wahrscheinlicher ist jedoch ein Strafmaß von zwei bis drei Spielen, beginnend mit dem Pokalspiel am kommenden Donnerstag (21.00 Uhr) beim katalanischen Drittligisten UE Cornellà, der in der letzten Runde sensationell Atlético Madrid aus dem Wettbewerb kegelte.
Doch bei aller Verurteilungswürdigkeit des Messi'schen Ausrasters, sei noch einmal hervorgehoben, dass es der erste dieser Art in eineinhalb Jahrzehnten (!) Profi-Fußballerdasein war. Wer frei von Sünde ist - und über mehr als 800 Spiele (für Klub und Land) hinweg das Ziel gegnerischer Attacken war - werfe den ersten Stein.